Update Feuilleton
Merken

"Chez Krömer" eingestellt - Kurt Krömer hatte keinen Spaß mehr

Die RBB-Sendung "Chez Krömer" wurde nach einem abgebrochenen Interview mit dem Comedian Faisal Kawusi eingestellt. Nun äußert sich Kurt Krömer zu den Gründen.

 4 Min.
Teilen
Folgen
Die preisgekrönte Talkshow "Chez Krömer" wird überraschend eingestellt.
Die preisgekrönte Talkshow "Chez Krömer" wird überraschend eingestellt. © RBB

Berlin. TV-Moderator Kurt Krömer (48) hat an der abgesetzten Talkshow "Chez Krömer" zuletzt keinen Spaß mehr gehabt. "Mein Körper hat dieses Format irgendwann abgestoßen. Ich hab es gemerkt", sagte Krömer in einem Instagram-Video.

"Ich bin morgens aufgestanden mit schlechter Laune. Ich bin zum Sender gegangen mit schlechter Laune. Ich hab die Redaktionssitzungen abgesessen mit schlechter Laune. Ich bin mit schlechter Laune in die Sendung gegangen. Bin mit schlechter Laune wieder nach Hause gegangen. Und bin mit schlechter Laune wieder ins Bett gegangen. Ich weiß nicht, ob ihr das Muster erkennt. Aber für mich war unheimlich viel schlechte Laune im Spiel, und das möchte ich nicht."

Am Montag war bekanntgeworden, dass die preisgekrönte Talkshow beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) eingestellt wird. Die Reihe endete am Dienstag nach sieben Staffeln und mehr als 40 Folgen.

"Das war sehr erfolgreich, was wir da gemacht haben, aber nur weil das jetzt erfolgreich war, möchte ich mich da nicht durchquälen", sagte Krömer. "Es hat nicht immer Spaß gemacht. Aber - mir ganz wichtig - langweilig war es nicht. Da müssen wir ehrlich sein." Er habe die Sendung geliebt und gehasst. "Und das muss aufhören." Die Idee zu dem Format stamme aus einer anderen Phase seines Lebens.

Produzent Friedrich Küppersbusch, den Krömer als "Lichtgestalt des Journalismus" lobte, und er hätten als "Dream-Team" 41 Folgen hergestellt. "Der Auftrag war ja vier. (...) Ich hab gesagt: Wir machen jetzt vier Folgen und dann werden wir gekündigt wegen groben Unfugs. Dann werden wir rausgeschmissen, weil keine Gäste mehr kommen. Aber dass dann wirklich ein Aufgebot an Arschgeigen bei uns vor der Tür steht, bettelnd, kratzend, weil die alle in dieses Format wollten zum Schluss, das verstehe ich nicht. Aber das ist auch egal. Das ist auch mehr ein Fall für Psychologen. "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist, auch wenn es nie schön war", so der Berliner.

Mit Blick auf die Reaktionen im Netz sagte Krömer: "War so ein bisschen, als ob man auf seiner eigenen Beerdigung zugucken durfte, wie die anderen um einen trauern. Weißte, wenn die dann am Sarg stehen und sagen: "Na ja, es war nicht alles schlecht, was er gemacht hat. Er war ja 'n' Guter. Wir haben ihn geliebt. Man hätte ihm das vielleicht früher sagen müssen. Aber nun isser halt tot."

Letzte Folge endete mit kleinem Eklat

In der letzten Sendung mit Faisal Kawusi hatte sich die Situation zugespitzt. Krömer brach das Gespräch mehrere Minuten vor Ende vorzeitig ab und verließ den stilisierten Verhörraum. Anschließend sagte er vor den Kameras: "Heute ist der Tag, wo ich glaube (...), dass ich nach Hause gehe und mal gucke, ob ich das Konzept vielleicht noch mal überdenke." Dann stand er auf und ging. Ob dieses Geschehen mit dem Ende des Formats zusammenhängt, blieb zunächst unklar.

In dem Interview, das in der ARD-Mediathek abrufbar ist, ging es unter anderem um einen Instagram-Kommentar Kawusis zum Thema K.-o.-Tropfen, eine als rassistisch kritisierte Äußerung über die "Let's Dance"-Jurorin Motsi Mabuse und ein Tourplakat des Comedians, das an die tödliche Festnahme von George Floyd 2020 erinnerte.

Kawusi erklärte, er sei nicht rassistisch und auch sonst niemandem gegenüber feindlich eingestellt. Die Eltern des 31-Jährigen stammen aus Afghanistan und kamen 1989 als politische Flüchtlinge nach Deutschland. Kawusi wurde 1991 in Hessen geboren.

Unter anderem war auch Frauke Petry zu Gast

Krömer hatte gemeinsam mit Produzent Friedrich Küppersbusch und dessen Firma probono.tv 2019 die Idee eines Verhörs auf kleinstem Raum zum Showkonzept "Chez Krömer" entwickelt. In der Reihe stellten sich Prominente und Politiker den Fragen des Moderators.

Zu den Gästen zählten etwa Ex-"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt, der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die frühere AfD-Parteichefin Frauke Petry, die Rapper Sido und Bushido.

2020 erhielt Krömer dafür erstmals den Grimme-Preis. 2022 erhielten er und Torsten Sträter dann je einen Grimme-Preis für ihr Gespräch bei "Chez Krömer" über Depressionen. (dpa)

Die aktuelle Folge mit Comedian Faisal Kawusi steht in der ARD-Mediathek.