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So war der "Tatort" aus Saarbrücken

Wenn Psychopathen Ausgang haben: Das Saarland-Team irrt durch die Wälder und jagt einen Höhlenmenschen.

Von Rainer Kasselt
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Wer hat Jessi Pohlmann (Caroline Hartig) ermordet? Das Ermittlerteam bei der Arbeit (v.l.n.r.): Hauptkommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer), Hauptkommissarinnen Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich.
Wer hat Jessi Pohlmann (Caroline Hartig) ermordet? Das Ermittlerteam bei der Arbeit (v.l.n.r.): Hauptkommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer), Hauptkommissarinnen Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich. © SR-Kommunikation

Der Waldmensch lebt in einer deutschen Höhle und vom Wild, das er mit Pfeil und Bogen erlegt. Er ist flink, taubstumm und von Geburt Franzose. Obwohl er schon sechs Jahre in den Wäldern haust, hat ihn kein Förster erwischt. Vielleicht haben sie im Saarland Tomaten auf den Augen. Mit den Augen hat es der Eremit allerdings auch. Er zielt am hellen Tag auf die 18-jährige Schülerin Jessica und trifft sie mit seinem Pfeil. Doch bestialisch töten wird sie ein anderer. So unwahrscheinlich beginnt der Saarbrücker „Tatort – Der Herr des Waldes“. Der Krimi setzt die Episode „Das fleißige Lieschen“ fort, die vor einem Jahr lief. Weil sich kein Mensch mehr daran erinnert, gibt es lange Rückblenden. Eine lästige Masche, sehr beliebt in den Sendern, weil sie Drehzeit und Geld spart.

Die verzwickte Geschichte der Kommissare Adam Schürk (einschichtig: Daniel Sträßer) und Leo Hölzer (robust: Vladimir Burlakow) wird weitererzählt. In ihrer Jugend hatte Leo den brutalen Vater des Freundes mit einem Spaten fast erschlagen, um Adam vor dessen Misshandlungen zu schützen. Die schwere Verwundung hatten sie als Unfall kaschiert. Der Alte, ein Sadist vor dem Herrn, erwacht aus 15-jährigem Koma und sitzt im Rollstuhl. Die Kommissare fürchten nun, dass er sich erinnert, was damals wirklich geschehen ist.

Kai Wiesinger spielt im "Tatort" aus 'Saarbrücken den Lehrer Peter Lausch.
Kai Wiesinger spielt im "Tatort" aus 'Saarbrücken den Lehrer Peter Lausch. © SR/Manuela Meyer

Als wäre das nicht Stoff genug für einen Krimi, drehen die Macher emsig am Psychothriller-Rad, verschachteln und überladen die Szenen. Zu den Verdächtigen zählen zwei militante Tierschützer aus Jessicas Klasse. Sie sägen Bäume mit Hochsitzen ab und übersehen in ihrem Eifer einen Jäger, der zu Boden kracht. Ein netter Lehrer erzählt den Gymnasiasten von Jesus, Barmherzigkeit und Liebe und entpuppt sich am bösen Ende als psychopathischer Serienmörder, der seinen Opfern das Herz rausschneidet und ihnen nach altem Jägerbrauch einen Fichtenzweig in den Mund schiebt. Gruselig gut gespielt von Kai Wiesinger. Harte Kost, dessen grunzendes Lachen im abscheulichen Duett mit dem von Torsten Michaelis verkörperten Widerling von Vater.

Erfreulich ist das Wiedersehen mit Ines Marie Westernströer, die einige Jahre zum Ensemble des Dresdner Staatsschauspiels gehörte. Sie gibt eine taffe Profilerin, die früher als ihre männlichen Kollegen erkennt, was Sache ist.

Weniger gelungen die Originalitätshascherei von Regie und Kamera. Ein ziemlich verschrammtes Ei, das die Saarbrücker ins Osternest legten.