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Der "Tatort"-Kommissar fällt auf eine Trickdiebin rein

K.-o.-Tropfen und späte Tochter: Ermittler Felix Murot fällt von einer Ohnmacht in die andere. Die Rezension zum Tatort.

Von Rainer Kasselt
 2 Min.
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Felix Murot (Ulrich Tukur) erlebt Erstaunliches und ermittelt mir halber Kraft.
Felix Murot (Ulrich Tukur) erlebt Erstaunliches und ermittelt mir halber Kraft. © HR/ARD

Eben hat Kommissar Murot einen gut bezahlten Vortrag über Cyberkriminalität gehalten, zu Vorsicht und Aufmerksamkeit geraten. Bestens gelaunt, will er den Abend an der Hotelbar mit Rotwein ausklingen lassen. Eine aparte junge Frau, die auf ihrem Handy Scrabble spielt, erregt sein Interesse.

Man kommt ins Plaudern, er säuselt ihr etwas vor, sei Versicherungsvertreter, fühle sich eigentlich zum Kriminalisten berufen. Die junge Frau mustert ihn spöttisch, dafür sei er doch nicht der Typ. „Unterschätzen Sie mich nicht“, sagt er amüsiert, „ich wäre gar nicht so ein schlechter Polizist geworden.“

Damit ist der ironische und witzige Ton des „Tatorts: Murot und das Gesetz des Karma“ vorgegeben. Regisseur Matthias X. Oberg inszeniert einen Krimi mit Augenzwinkern und Sinn fürs Groteske. Er spielt mit dem Genre, führt die Zuschauer aufs Glatteis, kippt das Gewohnte ins Gegenteil, hat den Blick für komische Szenen und gute Darsteller. Originelle Typen zuhauf.

Der zufällige Mörder ist ein armes Würstchen, das von seinem Boss brutal an den Ohren gezogen wird und jede Erpressung vermasselt. Aus diesem Häufchen Unglück macht Thomas Schmauser eine umwerfende Versager-Studie. Köstlich der Basta-Auftritt von Barbara Philipp als bienenfleißige, unterschätzte Kommissarin Magda Wächter. Endlich einmal kann sie ihrem oft hochnäsigen Chef Murot die Leviten lesen. Denn sie weiß alles von dessen peinlichem, nächtlichem Abenteuer.

Murot wird von der toughen Barbekanntschaft mittels K.-o.-Tropfen um Geld, Ausweis und Erinnerung gebracht. Sie heißt Eva, träumt mit ihrer Lebenspartnerin und IT-Expertin vom großen Glück und besorgt sich das nötige Kleingeld auf bewährte Weise in Hotels der gehobenen Klasse. Ein Hauch von „Bonnie und Clyde“ wabert durch den Film. Anna Unterbergers Eva ist ein berückender Racheengel, sie leidet an einem Trauma: ihre Mutter endete im Rollstuhl.

Ihren stärksten Auftritt hat Unterberger im Dialog mit Murot. Ulrich Tukur gibt den Ermittler in seinem elften Fall nonchalant, verwundert, pikiert und mit leichtem Schuldgefühl. Eva hat herausgefunden, wer die Jugendliebe ihrer Mutter und ihr bisher unbekannter Vater ist: eben dieser verflixte Kommissar. Der kann sich zunächst nicht erinnern, erst nach und nach dämmert es ihm. Köstlich sein sanftes Lächeln, als er sein spätes Vaterglück begreift, wenn auch die Tochter einer nicht alltäglichen Beschäftigung nachgeht.