So melancholisch gut war der Faschings-"Tatort" aus München

Der Krimi aus München ist und bleibt eine sichere Bank – und das seit 1991. Selbst das durchaus heikle Thema Fasching wurde nun im neuen Fall "Kehraus" souverän behandelt. Wobei Karneval in München eher eine bemitleidenswerte Veranstaltung in mehr oder minder originellen Kneipen ist. Und so zeigte der Krimi die Gelage, aber viel beeindruckender und atmosphärisch dicht die Melancholie, die mit der fünften Jahreszeit einhergeht.
Der Tod eines Mannes war relativ schnell und originell geklärt. Wann gab es schon mal einen Zufallsmord durch einen Hund? Geradezu suggestiv zog die Geschichte der ehemaligen Faschingsprinzessin Silke in den Bann, obwohl sie in eine Welt der zerplatzten Träume führte. Nina Proll lotete diese Schlüsselfigur großartig aus. Ihre durchaus taffe Silke konnte lange Mankos kaschieren und lockte selbst Kommissar Batic aus der Reserve. Nun gut, einen der beiden Ermittler erwischt es ja immer. Dass Batic wie Silke im Fasching unterwegs ist, zeigte ihn von einer neuen, durchaus unbeschwerten Seite. Sein Auftritt als kostümierter Pilot – oder eher Kapitän –, betrunken mit zwei als Bienen verkleideten Frauen in den Armen, war ein schöner Einstieg.
Überhaupt bot „Kehraus“ von der „Tatort“- und „Polizeiruf“-erprobten Regisseurin Christine Hartmann viele überraschende, poetische, tragische und sarkastische Momente. Denn Silke, die alternde Schönheit, die auf einen Prinzen wartete, hatte bei aller Tristesse etwas Schillerndes. Kein Wunder, wenn der Kommissar fasziniert von der undurchsichtigen, oft gescheiterten Frau war. Auch wenn ein Gast zu ihrem Fahndungsfoto in dieser typischen derb-bayerischen Direktheit meinte: „Die hat das Leben auch ganz schön gestreift!“
Klar, dass die Sache tragisch endete, auch mal wieder für den Kommissar. Nicht nur er hoffte bis zum Schluss auf eine gute Wende für die Protagonistin. Indirekt kriegte sie die ja auch hin.
So stellte der „Tatort“ aus der eigentlich als Feier-Hochburg geltenden Stadt die Frage: Wann ist es überfällig Zeit, die Party zu verlassen und sich schweren Herzens und schmerzenden Kopfes in den ernüchternden Alltag zu begeben? Denn nicht nur im Fasching gilt laut Leitmayr: Am Aschermittwoch ist eh alles vorbei.