Es reicht, den Titel zu lesen, und automatisch ist man gut gelaunt dabei: „Ein Freund, ein guter Freund“ – so der neue „Tatort“-Fall aus Münster – dürfte vielen vom gleichnamigen Lied aus der Tonfilm-Operette „Die Drei von der Tankstelle“ von 1930 mit Heinz Rühmann bekannt sein. Wie heißt es darin: „Ein Freund ..., das ist das Beste, was es gibt auf der Welt ..., ein Freund, bleibt immer Freund, auch wenn die ganze Welt zusammenfällt ...“
Gesungen wurde das Lied nicht, aber es schwang mit in der Geschichte über das Mysterium von Liebe und Freundschaft, die im Kern nicht rational begründbar sind und die man durchaus ausblenden kann. Zumindest traf es diesmal den Rechtsmediziner Boerne, der mehr als sonst im Mordfall von Kommissar Thiel mit drinhing – und blind vor Liebe agierte.
Regisseurin Janis Rebecca Rattenni („Kommissar Dupin“) führte die Zuschauer mit einem ungewohnten Stilmittel, einem geteilten Bildschirm, von einer Handlung zur nächsten. Für sie war es der erste „Tatort“. Sie sagt: „Ich glaube, die größte Herausforderung bei Münster ist es, die Balance zwischen Krimi und Komödie zu finden.“ Und das gelang. Handlungsstränge wurden kurzweilig verknüpft, die Geschichte um den toten Anwalt, eine Entführung und die Mafia im Münsterland gekonnt mit den Wortduellen der Helden garniert. Etwa, wenn die kleinwüchsige Assistentin „Alberich“ auf die Laborkollegen endlich mal „Druck von unten“ ausüben soll, wie Boerne von oben herab sagt.
Während er sie auf unwürdigste Weise triezt, mutiert er bei Veronika Fabian zum hingebungsvollen Softie. Sie ist seine große Liebe. Mit „Nika“ hatte er „seinen ersten Orgasmus, ohne dass sie dabei war“, bekennt er öffentlich. Um dann mit verklärten Augen die Ermittlungen von Thiel zeitweise zu boykottieren. Eigentlich hofft er, dass sein entführter Freund Friedhelm ...
Pech für ihn, es kommt ja ganz anders. Und da passiert dem Professor einer der seltenen Gefühlsausbrüche – wenn auch als Evolutions-Vorlesung getarnt, die das Zeug zum Allgemeingut hat. „Liebe“, so Boerne zum Kommissar, ist „der volkstümliche Begriff für eine Fehlfunktion des Großhirns. Für die Erhaltung der Gattung gänzlich unnötig“. Das werde die Menschheit auch noch lernen. Und Thiel, ebenso erschüttert wie gerührt, tröstet, ist eben der Freund, der bleibt, auch wenn die ganze Welt ...