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Die Deutschen sehen weniger fern

Während der Corona-Jahre 2020 und 2021 schauten die Menschen außergewöhnlich viel fern. Nun normalisiert sich der TV-Konsum wieder. Streamingdienste legen aber weiter zu.

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Stabil geblieben ist laut AGF  trotz nachlassender Einschaltquoten das Interesse an Nachrichten.
Stabil geblieben ist laut AGF trotz nachlassender Einschaltquoten das Interesse an Nachrichten. © Archivbild: dpa/Marius Becker

Frankfurt/Main. Im Jahr 2022 haben die Deutschen weniger ferngesehen. Die tägliche Fernsehnutzung sank im vergangenen Jahr von 213 auf 195 Minuten, wie die AGF Videoforschung am Donnerstag in Frankfurt am Main mitteilte. Bei der jüngeren Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ging die Nutzung noch stärker zurück, um 20 Minuten auf 101 Minuten pro Tag.

Die Fernsehnutzung sei während der Corona-Jahre 2020 und 2021 außergewöhnlich hoch gewesen, erklärte die Vorsitzende der AGF-Geschäftsführung, Kerstin Niederauer-Kopf. "Wir sehen nun eine Normalisierung im langfristigen Trend."

Stabil geblieben ist laut AGF dagegen das Interesse an Nachrichten. Der Nutzungsanteil von Informationsprogrammen im Fernsehen lag im vergangenen Jahr wie im Vorjahr bei 36 Prozent. "Wer einschaltet, der sucht vermehrt nach Nachrichten", sagte Kerstin Niederauer-Kopf. In der Beliebtheit lag Information damit vor fiktionalen Programmen (35,1 Prozent Nutzungsanteil) und Factual Entertainment (12,3 Prozent).

Die Marktanteile von Nachrichtensendungen wie "Tagesschau" im Ersten, "Heute" im ZDF und "RTL Aktuell" bei RTL lagen nach Angaben der AGF beim Gesamtpublikum ab drei Jahren 2022 über dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019.

Fußball-WM ohne übliche Effekte

Die starken Effekte, die Sportgroßereignisse für gewöhnlich auslösten, seien im vergangenen Jahr trotz der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ausgeblieben, hieß es. Dennoch führen Sportübertragungen die Liste der erfolgreichsten TV-Sendungen des Jahres an: Das Finale der Fußball-Europameisterschaft der Frauen am 31. Juli, bei dem Deutschland gegen England antrat, verfolgten im Ersten rund 17,9 Millionen Menschen (Marktanteil: 64,5 Prozent). Das WM-Spiel der Männer gegen Costa-Rica am 1. Dezember im Ersten schaffte es mit 17,5 Millionen Zuschauern (Marktanteil: 53,1 Prozent) auf Platz zwei. Es folgte die WM-Partie der deutschen Männer gegen Spanien im ZDF mit 17,1 Millionen Zuschauern und die "Tagesschau" vom 1. Dezember im Ersten mit 15,5 Millionen Zuschauern. Bei den Jüngeren führte das WM-Spiel Spanien gegen Deutschland mit 5,9 Millionen Zuschauern die Liste der meistgesehenen Sendungen 2022 an.

Im Vergleich zum Fernsehen ist die Nutzung von Streaming-Angeboten im vergangenen Jahr erneut gestiegen. "Aber nicht in einem Maße, das die Rückgänge im TV kompensiert", teilte die AGF Videoforschung mit. Bei den großen Streaming-Plattformen wie Netflix und Amazon lag die Sehdauer auf smarten TV-Geräten im Dezember 2022 bei den Erwachsenen bei 22 Minuten, bei den 14- bis 49-Jährigen waren es 32 Minuten pro Tag. Bei den von der AGF erhobenen Angeboten der Broadcaster lag die Sehdauer im vergangenen Jahr bei den Gesamtzuschauern bei rund vier Minuten, ein Anstieg von 9,5 Prozent im Vergleich zu 2021. Bei den 14- bis 49-Jährigen waren es etwa fünf Minuten (plus 4,9 Prozent).

Die AGF Videoforschung (bis 2017 Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung) ist ein Zusammenschluss von Fernseh- und Streaminganbietern in Deutschland, in deren Auftrag die Einschaltquoten im deutschen Bewegtbildmarkt gemessen werden. (epd)