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Fett im Geschäft

Die Sachsen essen immer weniger Margarine. Das Werk in Dresden investiert trotzdem. Oder gerade deshalb?

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© kairospress

Von Marleen Hollenbach

Wenn sich Brotschmierer streiten, geht es um die immer gleiche Frage. Was darf drauf? Butter oder Margarine? Bislang mochten die Sachsen beides gleichermaßen. Sie schmierten sogar mehr Streichfett aufs Brot als der Durchschnittsdeutsche. Ein fettes Geschäft für das Dresdner Margarinewerk Vandemoortele – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch ein neuer Trend bringt den Markt jetzt kräftig durcheinander.

Laut dem Statistischen Landesamt verbraucht ein Haushalt im Freistaat zwölf Kilogramm Butter pro Jahr, also ein Stück jede Woche. Tendenz steigend. Die Margarine dagegen landet immer seltener im Einkaufskorb. Benötigte ein Haushalt in Sachsen 2006 noch zehn Kilogramm der industriell hergestellten Butter-Alternative, so sind es jetzt lediglich sieben Kilo. Und damit liegen die Sachsen sogar noch über dem Bundesdurchschnitt, der mit einem Haushaltsverbrauch von jährlich sechs Kilo Margarine seinen Tiefpunkt erreicht hat.

Eine Entwicklung, die auch Chantal Mortier zu spüren bekommt. „Es stimmt schon. Bei der Margarine sinkt das Marktvolumen in Deutschland“, sagt die 46-jährige Belgierin, die das Dresdner Werk leitet. Die Chefin glaubt nicht, dass das Streichfett an Beliebtheit verliert. „Nur ist es für uns auch nicht gerade ein Vorteil, dass die Preise für Butter und Milch sehr runtergegangen sind“, sagt sie.

Zur Gruppe Vandemoortele gehören 34 Produktions- und Vertriebsstandorte, in denen nicht nur Margarine, sondern auch tiefgekühlte Backwaren und Öl hergestellt werden. Chantal Mortier hat als Technologin in einem Werk in Belgien angefangen. Vor mehr als 20 Jahren kam sie nach Dresden. Ein Jahr wollte sie bleiben, das Werk erkunden, die Sprache lernen. „Ich hatte nicht geplant, hierher umzuziehen“, sagt sie. Doch dann kam die Liebe. Die Belgierin heiratet, wurde in Sachsen heimisch und von der Technologin zur Produktions- und jetzt zur Werksleiterin befördert.

Nun führt sie einen Betrieb mit 90 Mitarbeitern – und steht vor ihrer größten Herausforderung. Dabei geht es nicht nur um die Vorlieben der Konsumenten. Mortier möchte das Dresdner Werk innerhalb der Unternehmensgruppe stärken. Alle Betriebe von Vandemoortele erzielen zusammen einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Wie viel Geld davon aus Dresden kommt, möchte die Chefin nicht sagen. Doch sie verrät: Obwohl das Dresdner Werk eine lange Tradition hat, ist es in der Unternehmensgruppe eher ein kleines Licht. Das kleinste sogar, vergleicht man die Produktionsstätte mit den restlichen Betrieben, die Margarine herstellen. „Dafür hat das Werk in Dresden einen sehr guten Namen“, erklärt Mortier.

Und damit der Standort weiter an Bedeutung gewinnt, möchte die Chefin ihr Werk schon bald vergrößern. Der Bauantrag liegt bereits auf ihrem Schreibtisch. Für drei Millionen Euro soll die Produktionshalle ein drittes Stockwerk bekommen. Baustart: Anfang 2018. Eine eher kleine Investition, von der sich die Werksleiterin aber allerhand verspricht.

Vor allem der Vorbereitungsraum soll vergrößert werden. Das ist der Ort, an dem die Margarine gemischt wird. In den vergangenen Jahren sind immer mehr Zutaten dazugekommen. Die Vielfalt ist wichtig. Denn das Dresdner Werk produziert nicht nur weiterhin die seit DDR-Zeiten beliebten Würfel „Marina“, „Sana“ und „Sonja“. Kunden sind auch die großen Handelsketten und deren Eigenmarken. „Wir müssen immer schauen, was für die Ketten wichtig ist und wie wir uns zusammen weiterentwickeln können“, erklärt Mortier.

Der zweite Vorteil: Wenn sich das Werk erweitert, ist es auch innerhalb der Gruppe attraktiver. Bekommt Vandemoortele zum Beispiel einen großen Auftrag, dann wird geschaut, welches Werk ihn erfüllen kann. Hat Dresden die Voraussetzungen dafür nicht, geht der Standort leer aus. „Mit der Investition haben wir mehr Möglichkeiten“, sagt Mortier. Mehr als 40 000 Tonnen Margarine verlassen die Dresdner Produktionshallen jedes Jahr. Mit dem neuen Anbau wäre noch mehr drin.