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Feuerteufel aus Niesky droht Freiheitsstrafe

Ein junger Nieskyer muss sich im Februar vor dem Jugendschöffengericht verantworten. Derzeit ist er auf freiem Fuß.

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© André Schulze

Von Alexander Kempf und Jens Trenkler

Die Liste der Anklage wird lang. Ganze 13 Fälle sollen einem jungen Nieskyer am 9. Februar im Görlitzer Amtsgericht zur Last gelegt werden. Mehr als ein Dutzend mal hat er aus Sicht der Staatsanwaltschaft ein Feuer gelegt oder es zumindest versucht. Immerhin sind nie Menschen zu Schaden gekommen. Der Sachschaden beläuft sich je nach Fall zwischen einem kleinen dreistelligen oder vierstelligen Betrag. Mal fängt ein Imbiss Feuer, mal verbrennt ein Hochstand. Die größte Schadenssumme dürfte mit 3 000 Euro wohl ein abgefackelter Müllunterstand in der Görlitzer Straße sein.

Alles zusammengenommen hat der junge Mann einen beträchtlichen Schaden verursacht. Insbesondere wenn auch die Kosten für zehn geschädigte Kiefern und die zahlreichen Einsätze der Nieskyer Kameraden berücksichtigt werden. Bei diesen ist der Angeklagte teils selbst mit vor Ort gewesen. Er soll zwar noch kein offizielles Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr gewesen sein, ist aber doch Teil des Teams gewesen. Entsprechend enttäuscht haben sich die Kameraden gezeigt, als die Polizei den Angeklagten schließlich überführt.

Über die Strafe für ihn entscheiden in Görlitz nun ein Jugendrichter und zwei Schöffen, informiert der Pressesprecher des Amtsgerichtes Görlitz. Laut Ulrich von Küster werden die ehrenamtlichen Richter bei „schwerwiegenden Delikten“ zu Rate gezogen, wenn für den Angeklagten somit auch eine höhere Freiheitsstrafe in Betracht kommt. Wie das Trio den Fall bewertet, wird sich zeigen. Das Jugendstrafrecht ist stärker auf Erziehung bedacht und an vielen Stellen milder als das Erwachsenenstrafrecht.

Der Angeklagte ist zwar formal erwachsen, jedoch datiert der Beginn der Brandserie in Niesky vor seinem 21. Geburtstag. Das wird ihm zu Gute gehalten. Da er zum Tatzeitpunkt jedoch schon älter als 18 Jahre alt gewesen ist, wird die Verhandlung in Görlitz nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, erklärt Pressesprecher Ulrich von Küster. In Niesky hat der Name des Angeklagten auch ohne dass er in der Zeitung steht längst die Runde gemacht. Mancher ist verwundert, dem jungen Mann auch weiterhin im Stadtgebiet zu begegnen.

Doch die Behörden erachten eine Untersuchungshaft offenbar als unverhälnismäßig. Zu dieser Maßnahme werde in der Regel nur gegriffen, wenn zu befürchten ist, dass der Täter flüchtet, seine Taten verdunkelt oder wiederholt, erklärt Ulrich von Küster. Das hat sich nicht bestätigt. Der junge Mann lebt weiter in Niesky und in der Stadt ist seit seiner Enttarnung auch kein neuer Brand gelegt worden. Für seine ehemaligen Kollegen von der Feuerwehr gibt es dennoch immer wieder viel zu tun.

Allein im Jahr 2015 sind die Kameraden insgesamt 105 Mal ausgerückt, um Hilfe zu leisten. Neben 41 Brandeinsätzen müssen sie auch 33 mal technische Hilfe leisten. Zudem ist die Gruppe der First Responder bei zehn Einsätzen als Ersthelfer gefragt. konnte bei zehn Einsätzen Hilfe leisten. Das Thema „Gefahrengut“ bleibt eine seltene Aufgabe. Nur ein einziges Mal sind die Nieskyer Kameraden deswegen im vergangenen Jahr ausgerückt. Besonders viel Arbeit hat ihnen 2015 der Montag beschert. Mit 19 Einsätzen nimmt er die Spitzenposition ein. Das zeigt, wie wichtig es für Niesky ist, dass auch unter der Woche eine Einsatzbereitschaft gewährleistet ist.

Nach den unschönen Erlebnissen im Sommer ist die Feuerwehr umso glücklicher über die niedrigen Einsatzzahlen in der Advents- und Weihnachtszeit, wenn traditionell mehr offene Feuer in den Haushalten zu verzeichnen sind. Nur vier Mal sind die Kameraden im Dezember zu Hilfe gerufen worden. Auch außerhalb der Einsätze kommt bei ihnen aber keine Langeweile auf. Insbesondere die Nachwuchsförderung sorgt für Arbeit, aber auch reichlich Perspektive. Ein Höhepunkt ist 2015 das Ausbildungswochenende in der Feuerwache gewesen, während welchem die Jungen und Mädchen zahlreiche Übungen absolviert haben.

Der Stützpunkt in der Konrad-Wachsmann-Straße wird 2016 besonders im Fokus stehen. Das Feuerwehrtechnische Zentrum feiert nämlich seinen 20. Geburtstag. Daneben kündigt die Feuerwehr an, sich auch 2016 in gewohnter Manier am öffentlichen Leben der Stadt zu beteiligen. So unterstützen die Kameraden regelmäßig das Hexenbrennen, das Stadtfest und den Weihnachtsmarkt in Niesky.