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Feuerwehr Bautzen: Besondere Einblicke bei Twitter

Zwölf Stunden waren die Bautzener Kameraden am Montag im Großeinsatz – auf Twitter. Die SZ hat sie dabei begleitet.

Von Marleen Hollenbach
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© SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Der Fotoapparat gehört normalerweise nicht zur Ausstattung der Feuerwehr. Doch an diesem Montag haben die Kameraden ihn überall dabei. Auch die Handys dürfen jetzt bei keinem Einsatz fehlen. Zwölf Stunden lang berichtet die Bautzener Feuerwehr live. Die Kameraden beteiligen sich damit an einer besonderen Aktion. Anlässlich des Notruftages lassen sie über die Internetplattform Twitter alle an ihrem Alltag teilhaben.

Der Tag startet gemütlich. Um 7.30 Uhr ist noch kein Notruf eingegangen. Für die Feuerwehrleute bedeutet das, sie haben Zeit, sich die Löschwagen genauer anzusehen. „Das ist bei uns Routine“, erklärt Brandmeister Paul Stübner. Defekte, die jetzt bemerkt werden, können leicht behoben werden. Am Einsatzort wäre das viel schwieriger. Im Fuhrpark der Bautzener Berufsfeuerwehr stehen mittlerweile zwölf verschiedene Fahrzeuge plus ein Anhänger mit Rettungsboot. Nicht nur die Stadt, sondern auch die umliegenden Gemeinden profitieren von der guten Ausrüstung. Besonders gefragt ist der Wagen mit der Drehleiter. Im Landkreis gibt es nur wenige solche Fahrzeuge. Damit es aber genügend Platz für die Technik gibt, investiert die Stadt gerade in die Feuerwache am Gesundbrunnenring. Für etwa 700 000 Euro entsteht aktuell ein zweigeschossiger Anbau.

Nach dem Check der Fahrzeuge wird es theoretisch. Jeden Morgen bilden sich die Kameraden weiter, frischen ihr Wissen auf. Das Thema heute ist die Drehleiter. Und wie es der Zufall will, schließt sich gleich ein praktischer Teil an. An einem Gebäude an der Äußeren Lauenstraße in Bautzen droht kurz vor zwölf Uhr die Straßenbeleuchtung herabzustürzen. Für die Sicherung geht es mit der Drehleiter hoch hinaus. 42 Kameraden gehören aktuell zur Bautzener Berufsfeuerwehr. Schwindelfrei müssen sie alle sein.

Wer hätte es gedacht? Auch Feuerwehrleute lieben Nudeln. Doch selten haben sie Zeit für ein langes Mittagessen. Kontinuierlich steigt die Zahl ihrer Einsätze. Allein im Jahr 2018 wurden die Kameraden zu insgesamt 823 Notfällen gerufen. Ein Jahr zuvor waren es noch 30 weniger. 2016 zählten die Kameraden sogar lediglich 572 Einsätze. Vor allem die Zahl der wetterbedingten Notrufe steigt stark an. Allein in diese Kategorie fallen bei der Bautzener Feuerwehr 81 Einsätze im Jahr 2018. Feuerwehrchef Markus Bergander erinnert an den Starkregen im Mai oder an die vielen Brände aufgrund der langen Trockenheit. Doch wenn diese Zahl weiter steigt, dann kommen die Feuerwehrleute auf kurz oder lang an ihre Grenzen. Die Stadt Bautzen nimmt diese Situation ernst und verstärkt die Reihen der Feuerwehr. Gerade erst haben fünf Männer und eine Frau ihre zweijährige Ausbildung an der Landesfeuerwehrschule begonnen. Ziel ist, dass künftig rund um die Uhr zehn Einsatzkräfte in der Hauptfeuerwache in Bautzen ihren Dienst tun. Insgesamt will die Stadt in den kommenden vier Jahren 13 bis 15 neue Feuerwehrleute einstellen.

Wieder ist ein Notruf in der Zentrale eingegangen. Im Gebäude der Energie- und Wasserwerke hat ein Rauchmelder den Alarm ausgelöst. Was sie genau erwartet, wissen die Kameraden nicht. Vielleicht brennt es in dem Haus. Die Berufsfeuerwehr könnte einen so großen Einsatz nicht allein stemmen. Das ist der Grund, warum an diesem Nachmittag auch die Freiwilligen Feuerwehren zur Einsatzstelle gerufen werden.

Ohne die 180 Freiwilligen in den fünf Ortswehren geht es in Bautzen nicht. Doch obwohl die Zahl der ehrenamtlichen Kameraden hoch bleibt, können tagsüber immer weniger ausrücken. Das hat zwei Gründe: Einige Freiwillige arbeiten außerhalb der Stadt. Ihr Anfahrtsweg ist zu lang. Bei anderen ist die Arbeitsbelastung so hoch, dass sie es nicht schaffen, nebenbei noch Einsätze zu leisten. „Wir sind deshalb über jeden froh, der sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagieren möchte“, erklärt Paul Stübner.

Kaum sind die Kameraden aus ihren Fahrzeugen ausgestiegen, da ist der Einsatz auch schon zu Ende. Der Hausmeister kommt ihnen entgegen, erklärt, dass Wartungsarbeiten den Alarm ausgelöst haben. Die Feuerwehrleute können umdrehen. Selten sind solche Fehlalarme nicht. Etwa 100 pro Jahr zählen die Kameraden. „Trotzdem müssen wir jedes Mal damit rechnen, dass es brennt“, sagt Stübner und erzählt von Einsätzen, bei denen der Rauchmelder einen Schmorbrand rechtzeitig angezeigt hat.

Ein lauter Signalton erklingt in der Bautzener Feuerwache. „Wieder ein Einsatz“, sagt Paul Stübner und springt von seinem Stuhl auf. Zum Bautzener Reichenturm werden die Kameraden gerufen. Zum zweiten Mal kommt an diesem Tag die Drehleiter zum Einsatz. Aber nicht, weil es brennt, sondern weil Putz von der Wand fällt.

Mitten auf dem Kornmarkt sind die Kameraden eine kleine Attraktion. Viele Passanten beobachten sie. „Das Interesse ist groß und wir wollen den Menschen gern zeigen, was die Feuerwehr den ganzen Tag macht“, erklärt Stübner. Bis jetzt, so meint der Brandmeister, war der Tag recht ruhig. Aber noch ist er nicht vorbei. Bis 20 Uhr will die Feuerwehr twittern.