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Feuerwehr hält Gemeinde zusammen

Klipphausen hat zwölf Wehren mit 250 Aktiven. Sie löschen nicht nur Brände, sondern prägen auch das Leben vor Ort.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Klipphausen. Wozu ist die Feuerwehr da? Natürlich um Brände zu löschen, umgestürzte Bäume zu beseitigen und bei Unfällen zu helfen. Das sind ihre klassischen Aufgaben. Für eine riesige Flächengemeinde wie Klipphausen mit ihren gut 10 000 Einwohnern in 43 Ortsteilen kommt aber etwas hinzu, das Bürgermeister Gerold Mann (parteilos) fast als genauso wichtig einschätzt. „Wir sind eine Flächengemeinde, da sind die Feuerwehren besonders wichtig, um den Zusammenhalt zu festigen.“

Deshalb sei es wichtig, in die Fläche zu investieren, sprich, alle Ortswehren gleich mit Technik, neuen Gerätehäusern und Ausstattung zu versorgen. Und da sei Klipphausen weit gekommen. In den zwölf Ortswehren gibt es nur noch zwei Lkw aus DDR-Zeiten. Das Gerätehaus in Robschütz soll in diesem Jahr angepackt werden, und dann wartet noch das in Miltitz.

Insgesamt zählen die zwölf Feuerwehren der Gemeinde Klipphausen 391 Kameraden, davon sind noch 257 aktiv, darunter 24 Frauen, rechnet Gemeindewehrleiter Manfred Kreißler (49) vor. Es gibt sechs Jugendfeuerwehren, die jüngste hat sich im vergangenen Jahr in Tanneberg/Rothschönberg gegründet. Nein, anders als in anderen Gemeinden gebe es in Klipphausen keine Nachwuchsprobleme, sagen Bürgermeister und Wehrleiter unisono. „Wir haben 75 Jungen und Mädchen“, so Manfred Kreißler.

Wenig Interesse

Aber natürlich geht die Zeit auch nicht spurlos an den Wehren in Klipphausen vorbei. Spätestens seit der Flut 2002 ist der Stellenwert der Feuerwehr in der Bevölkerung anerkannt, „die Leute haben gesehen, dass es ohne uns nicht geht“, sagt der Wehrleiter. „Man ist anerkannt, aber die Leute wollen trotzdem nicht mitmachen, es zeigen immer weniger Interesse an der Feuerwehr.“

Ein anderes Problem ist die Verfügbarkeit der Kameradinnen und Kameraden. Viele arbeiten auswärts in Dresden oder noch weiter weg. Diese stehen in der Woche quasi nicht für Einsätze zur Verfügung. Denn wie beim Rettungsdienst soll eine Wehr zehn bis zwölf Minuten nach dem Notruf vor Ort sein. Das ist mit langen Anfahrtswegen von der Arbeitsstelle nicht zu schaffen.

Nicht nur die Größe der Gemeinde, sondern auch ihre Beschaffenheit stellt die Feuerwehr vor besondere Herausforderungen. Im Süden schneidet die Autobahn A 4 das Gemeindegebiet, im Nordwesten bildet die Elbe die Gemeindegrenze.

Oft gibt es Hochwasser

„Wir sind von Hochwassern und Starkregen oft betroffen“, stellt Bürgermeister Mann fest. So wie zuletzt 2014, als durch Starkregenfälle mehr als vier Millionen Euro Schaden in der Gemeinde angerichtet worden sind. Damals gingen auch zwei Feuerwehrfahrzeuge und ein Schlauchboot verloren, wie Wehrleiter Kreißler erzählt.

Es heißt nicht nur, dort, wo die Feuerwehr funktioniert, ist das Dorf in Ordnung, sondern auch, dass die Feuerwehr ein Kulturträger auf dem Land ist. In engerem Sinne zeigt sich das bei den eigenen Festen – 2018 feiern einige Klipphausener Ortswehren ihr 75-jähriges Bestehen – und bei der Unterstützung von Dorf- und Straßenfesten. In weiterem Sinne vermitteln die Wehren Werte, die für die Kultur des Zusammenlebens wesentlich sind. Dazu gehören Kameradschaft, Mut, Pünktlichkeit und Hilfsbereitschaft. „Bei der Feuerwehr muss sich jeder auf den anderen verlassen können“, so Manfred Kreißler. Und: „Feuerwehrleute sind nicht besser als andere Leute, aber sie engagieren sich für die Gemeinschaft.“ Im vergangenen Jahr war das unter anderem bei 77 Einsätzen der Fall (2014: 61). Besonders häufig kam es im vergangenen Sommer während der Hitzezeit zwischen Juni und August zu Feld- und Wiesenbränden.

Das Fazit von Bürgermeister Mann fällt eindeutig aus: „Es ist schön, wenn die Feuerwehren in den Dörfern verankert sind.“