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Feuerwehr hilft sich selbst

Der Hof im Stadtzentrum soll schöner werden. Weil Geld knapp ist, packen die Kameraden selbst an.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Wer einen Blick hinter das Feuerwehr-Gerätehaus an der Pausitzer Straße wirft, der schaut über eine karge Sandlandschaft. Ein paar Garagen stehen noch rechts der Fläche, davon abgesehen ist die Sicht frei bis zur Trinitatisschule an der Schillerstraße. Und das gilt auch in die andere Richtung. „Man sitzt hier wie auf dem Präsentierteller“, sagt Sven Küttner.

Dabei ist diese Fläche hinter dem Gerätehaus im Prinzip der einzige Ort, an den sich Küttner und die anderen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Riesa-Stadt zurückziehen können. „Es ist einfach schön, nach dem Dienst auch einmal gemeinsam draußen zu sitzen“, erklärt Stadtteil-Wehrleiter Robert Gudat. Doch nachdem vor einigen Jahren das ehemalige Widmann-Autohaus abgerissen wurde, klafft eine riesige Lücke hinter dem Gerätehaus. Außerdem verschwanden noch einige Garagen, die einst an den Bau anschlossen. Damit ist das Areal nun von drei Seiten einsehbar. Und nicht nur das, sagt Gudat. Weil in einiger Entfernung höhere Wohnhäuser stehen, werde der Schall zurückgeworfen und damit noch einmal verstärkt. „Beschwerden gab es noch keine“, betont Sven Küttner. Er vermutet, dass mancher Feuerwehrmann, der in den benachbarten Blöcken wohnt, beruhigend auf die Nachbarn einwirken kann. Aber man müsse es ja nicht drauf ankommen lassen. Und so haben die Feuerwehrleute den Entschluss gefasst, sich eine Sitzecke aufzubauen. „Geplant ist ein Carport von viermal sieben Metern auf der Ecke“, erklärt Wehrleiter Robert Gudat. Außerdem soll ein Sichtschutz den Bereich eingrenzen.

„Die Idee gibt es eigentlich schon länger“, erklärt Sven Küttner. Bisher war das Projekt vor allem am Geld gescheitert. Zwar wollen die Kameraden ohnehin selbst anpacken. Aber das Material kostet dennoch einiges. „Wir rechnen mit etwa 3 000 Euro“, so Küttner. Den finanziellen Grundstein konnten sie mittlerweile legen: Beim Wettbewerb einer Brauerei holten die Riesaer mit ihrer „Operation Sitzecke“ die drittmeisten Stimmen – und gewannen so 1 000 Euro. Am Donnerstag wird der Scheck übergeben. Fehlen wahrscheinlich noch 2 000 Euro. Die sollen nun über Spenden rangeschafft werden. „Vielleicht findet sich ja auch ein Holzhandel, der Material spenden kann“, hofft Küttner. Auch Fliesen und Pflastersteine werden gebraucht.

Dass die Feuerwehrleute diesen Weg gehen, hat den einfachen Grund, dass der Sanierungsbedarf in allen Riesaer Feuerwehren hoch ist. Eine Sitzecke steht da mit Sicherheit nicht ganz oben auf der Liste. Besonders vom Zustand der Gerätehäuser kann jeder Feuerwehrmann in Riesa ein Liedchen singen. Nach Berechnungen der Stadt liegt der Investitionsbedarf hier um die 3 Millionen Euro. Auch dem Gebäude im Zentrum sind die Jahre anzumerken. Auf die Frage nach den offenen Baustellen am Gerätehaus kommt nur die sarkastische Antwort, die Liste der Dinge, die in Ordnung sind würde kürzer ausfallen. Putz blättert von den Wänden, die Toiletten entsprechen längst nicht mehr modernen Standards. Schwierig sei das vor allem, weil es auch einen schlechten Eindruck bei Besuchern hinterlasse, sagt Robert Gudat. Die Feuerwehren kämpften schließlich um neue Mitglieder. Wer dann in einem sanierungsbedürftigen Gebäude tätig sein muss, dazu noch ehrenamtlich, der überlege sich zweimal, mitzumachen, so die Befürchtung. Eigentlich habe man schon vor drei Jahren vor der Frage gestanden, das Gebäude in Eigenregie vorzurichten. Aber die Zukunft des Gerätehauses ist unklar, sagen Küttner und Gudat. Gut möglich, dass doch irgendwann einmal ein Neubau herkommt. Zumindest was das Projekt Sitzecke angeht, sollen nun aber Nägel mit Köpfen gemacht werden. Am liebsten wäre es Sven Küttner und Robert Gudat, wenn die Arbeiten noch in diesem Herbst starten könnten. Das setze natürlich einige Spendenbereitschaft voraus – für die sich die Kameraden dann auch revanchieren wollen. „Wir würden die Ecke dann natürlich auch offiziell mit einem Fest einweihen“, kündigt Sven Küttner an.

Wer die Feuerwehr mit Material- oder Geldspenden unterstützen möchte, wendet sich an [email protected]