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Feuerwehr ist Dauergast im Großlager

Beinahe monatlich sind Dutzende Feuerwehrleute der Gemeinde nach Berbersdorf ausgerückt. In vielen Fällen soll Unachtsamkeit zum Großalarm geführt haben.

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© A. Braun/Archiv

Von Heike Heisig

Striegistal. Für viele Feuerwehrleute der Gemeinde Striegistal hat das Einsatzjahr 2015 so geendet, wie es begann: mit einem Alarm im Edeka-Regionallager Berbersdorf. Zuletzt sind es kurz vor Weihnachten Schweißarbeiten gewesen, die die Brandmeldeanlage ausgelöst haben. Unachtsamkeiten, die offensichtlich keine Ausnahme sind.

„Bei den Fehlalarmen ist zu unterscheiden“, sagt Gemeindewehrleiter Norbert Fiedler. Fehler in den Anlagen könnten durchaus vorkommen. Werden Fehlalarme durch Unachtsamkeit ausgelöst, dann sollte sich das nicht so häufen wie im Großlager. Im Sommer vergangenen Jahres soll es dem Einsatzprotokoll der Feuerwehr zufolge zu einem Wasserschaden gekommen sein, weil im Vorfeld ein Sprinkler beschädigt worden ist. Das passierte durch einen Laster, der am Sprinkler hängengeblieben war, schildert der Wehrleiter. Zu diesem Einsatz rückten sage und schreibe 95 Feuerwehrleute nach Berbersdorf aus.

Gefahrengut vorhanden

Laut Norbert Fiedler hat dieses Großaufgebot am Großlager seine Richtigkeit. Schon als Edeka die Hallen baute, hat die Striegistaler Feuerwehr einen Alarm- und Ausrückeplan für diesen Standort entworfen. „Nach dem werden alle zehn Ortswehren der Gemeinde alarmiert und müssen sich in Bewegung setzen“, erklärt der Gemeindewehrleiter. Immerhin könne es in solch einem Objekt durchaus Ereignisse geben, die alle Kräfte und Mittel erfordern. Insgesamt kann die Feuerwehr Striegistal in allen zehn Ortsteilen beinahe 200 aktive Feuerwehrmänner und -frauen mobilisieren.

Dieser Plan ist auch einer Besonderheit geschuldet, mit der die Einsatzkräfte von Striegistal konfrontiert sind, seit es das Lager gibt: „Erstmals haben wir es in der Gemeinde in größerem Maße mit Gefahrgut zu tun. Die im Betrieb sehr umfangreich vorhandenen Kälteanlagen zum Kühlen der Lebensmittel werden mit dem Gefahrstoff Ammoniak als Kältemittel betrieben.“ Dies verlange von Einsatzleitung und Führungskräften ein verantwortungsvolles Handeln – selbst wenn es im Ernstfall gewiss problemlos sei, Spezialkräfte anzufordern. „Für uns wird eine Menge Arbeit übrig bleiben“, mutmaßt der Gemeindewehrleiter. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, beschäftigten sich die Feuerwehrleute stärker als bisher mit Gefahrgütern und wie sie vorgehen müssen: Gefahr erkennen, Gefahrenbereich festlegen und absperren, messen und kontrollieren, gegebenenfalls Menschen retten.

Eine Zumutung

Diese Taktik hätten die Feuerwehrleute am 7. Dezember beinahe praktisch anwenden müssen. Denn kurz, nachdem sie von einem Fehlalarm der Brandmeldeanlage im Großlager zurückgekehrt waren, lief ein zweiter Alarm ein: Ammoniakalarm. „Der hätte verhindert werden können“, sagt Norbert Fiedler im Nachhinein. Es habe Wartungs- oder Reparaturarbeiten an den Kühlanlagen gegeben. Dafür sei die Alarmanlage nicht ausgeschaltet worden.

Obwohl die Feuerwehr solchen Fehlalarmierungen noch eine positive Seite abgewinnt und sie gleich als eine Art Übung ansieht, so sind sie doch eine Zumutung vor allem für jene Feuerwehrleute, die noch in Lohn und Brot stehen. Denn sie lassen da häufig alles stehen und liegen, eilen zum Einsatz. Bisher noch gutmütige Arbeitgeber könnten dem ehrenamtlichen Einsatz bald weniger offen gegenüberstehen. Das wiederum könnte zu Personalnot bei der Feuerwehr führen.

Gemeindewehrleiter Norbert Fiedler würde sich gern mit den Verantwortlichen von Edeka zusammensetzen und überlegen, wie die Alarmierungen aufgrund von Unachtsamkeit reduziert werden können. Ob es seitens des Unternehmens schon Gespräche mit Mitarbeitern gab, bleibt offen. Edeka lässt von Vorstandssekretärin Meike Marschall mitteilen, „dass wir hierzu keine Stellung nehmen“.

Dem Handelsriesen wird der Aufwand für die Feuerwehreinsätze in Rechnung gestellt. Das regelt das Gesetz. Die Kosten hängen davon ab, wie viel Personal mit welchen Fahrzeugen vor Ort gewesen ist. „Sie beginnen bei ungefähr 500 Euro, können aber auch schon mal das Dreifache betragen, wenn alle Wehren der Gemeinde im Einsatz waren“, so Kämmerer Francis Kuhnke.

Beruhigen kann er alljene, bei denen es durch einen technischen Defekt brennt oder die nach einem Unfall die Hilfe der Feuerwehr benötigen. Diese Einsätze sind kostenfrei. Zur Kasse gebeten wird, wer einen Feuerwehreinsatz vorsätzlich oder grob fahrlässig herbeiführt. Das gilt auch für die Betreiber von Alarmanlagen.