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Bannewitz sucht seine neuen Superhelden

Die Feuerwehr braucht frische Kräfte. Ein Brand in der Nachbargemeinde Kreischa führt den Ernst der Lage eindrucksvoll vor Augen.

Von Roland Kaiser
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Wasser marsch! Der Nachwuchs der Bannewitzer Ortsfeuerwehr demonstriert sein Können.
Wasser marsch! Der Nachwuchs der Bannewitzer Ortsfeuerwehr demonstriert sein Können. © Egbert Kamprath

Es ist Montagmorgen, 9.46 Uhr. Bei der Integrierten Regionalleitstelle an der Scharfenberger Straße in Dresden geht ein Notruf ein. Inmitten einer Obstplantage im Kreischaer Ortsteil Theisewitz haben Strohhaufen Feuer gefangen. Von einer Reha-Einrichtung im benachbarten Zscheckwitz lassen sich Flammen und Qualm deutlich erkennen. Schnell wird klar: Die Umlandgemeinden müssen beim Löschen helfen. Immerhin bindet ein Feuer dieser Dimension zahlreiche Kräfte - auch, um größeren Schaden abzuwenden. Das Problem daran ist nur: Jobbedingt stehen tagsüber im ländlichen Raum weniger Einsatzkräfte zur Verfügung als in den Abend- oder Nachtstunden.

Darum weiß auch der Bannewitzer Bürgermeister Heiko Wersig (parteilos). Zu dem Zeitpunkt, zu dem die Einsatzzentrale unter anderem sämtliche Fahrzeuge, die den Feuerwehrleuten in Bannewitz und Possendorf zur Verfügung stehen, anfordert, steckt der Rathauschef mitten in der Arbeit. Eine Baustelleninspektion steht an. Als auch ihn die Nachricht von dem Brand erreicht, zögert er nicht lange. Er rückt aus und fährt als Maschinist das Possendorfer Löschgruppenfahrzeug an die Einsatzstelle. An der Einsatzstelle wird Personal benötigt, das ausgestattet mit Sauerstoffflaschen und Atemschutzmasken das brennende Stroh auseinanderzieht und ablöscht. Der Rathauschef und einstige Gemeindewehrleiter dient seit 2002 in den Reihen der rot-weißen Truppe.

Bei einem Großbrand auf einer Obstplantage in der Gemeinde Kreischa waren auch zahlreiche Feuerwehren aus dem Umland gefordert.
Bei einem Großbrand auf einer Obstplantage in der Gemeinde Kreischa waren auch zahlreiche Feuerwehren aus dem Umland gefordert. © FFW Kreischa
Die Bannewitzer Gemeindefeuerwehr hat sich mit einer Plakataktion auf die Suche nach neuen Kameraden begeben.
Die Bannewitzer Gemeindefeuerwehr hat sich mit einer Plakataktion auf die Suche nach neuen Kameraden begeben. © Rico Büttner

Ernüchtert stellt er nach dem Einsatz fest: "Wäre zeitgleich in Bannewitz ein Feuer ausgebrochen, hätten wir echt Schwierigkeiten bekommen. Dann hätten wir darauf vertrauen müssen, dass uns Freital und die umliegenden Wehren bei den Löscharbeiten helfen. Unsere Kräfte waren in der Gemeinde Kreischa gebunden."

Um möglichst besser für die Zukunft gerüstet zu sein, hat die Gemeindefeuerwehr unter dem Motto "Jetzt Superheld werden!" eine Recruiting-Kampagne ins Leben gerufen. 70 Plakate und zwei Werbebanner im Gemeindegebiet sollen auf die Aktion aufmerksam machen. Zudem wurden mehrere Flyer in Geschäften, Schulen und Kitas ausgelegt. "Es geht darum, dass wir als Freiwillige Feuerwehr auf neue Mitglieder angewiesen sind", verlautete vonseiten der Initiatoren. Dabei drehe sich nicht nur alles um die Gefahrenabwehr. "Auch das Absichern von Festen, die Kinder- und Jugendarbeit oder das künftige Ganztagsprojekt 'Feuerwehr' an der Oberschule Bannewitz zählt zu den Aufgaben."

Auf den Plakaten sind unterschiedliche Einsatzszenarien abgebildet. Die Kameraden standen dafür selbst Modell. "Dies zeigt, wie vielfältig die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr ist. Egal ob Frauen oder Männer, Handwerker oder Sachbearbeiter: Es zählt die Bereitschaft und der Wille, den Menschen helfen zu wollen." Hintergrund der Kampagne ist, dass die Gemeindefeuerwehr einen merklichen Schwund an Einsatzkräften beklagt. Diesem Negativ-Trend will sie nun den Kampf ansagen.

Indes verweist der Bürgermeister auf eine funktionierende Kinder- und Jugendarbeit in den Reihen der Feuerwehr. Doch auch die könne das Defizit nicht auffangen. Infolge von Lehre und Studium bleibe der Nachwuchs nicht in jedem Fall der Region treu. Deshalb sieht auch Heiko Wersig dringenden Handlungsbedarf, um die Reihen der Einsatzkräfte vor Ort dauerhaft zu verstärken. Er spricht damit beispielhaft für andere Kommunen im ländlichen Raum, die vor der gleichen Problematik stehen. Auf jeden Fall könne sich jeder Einwohner aus der Gemeinde Bannewitz, der sich für dieses Ehrenamt interessiert und sich in dieses einbringen möchte, an die Gemeindewehrleitung wenden. Mitstreiter im Alter zwischen 16 und 65 Jahren seien jederzeit gern gesehen.