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Fast zehn Prozent mehr Einsätze: Deshalb musste die Dresdner Feuerwehr 2021 öfter ausrücken

Feuerwehr und Rettungsdienst sind im vergangenen Jahr über 160.000-mal alarmiert worden. Corona ist aber nur ein Grund für die vielen Notrufe gewesen.

Von Christoph Pengel
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Eine schwarze Rauchsäule steigt am Morgen des 21. Oktober 2021 über der Dresdner Albertstadt auf. Nur einer von mehreren spektakulären Einsätzen, zu denen die Feuerwehr im vergangenen Jahr gerufen wurde.
Eine schwarze Rauchsäule steigt am Morgen des 21. Oktober 2021 über der Dresdner Albertstadt auf. Nur einer von mehreren spektakulären Einsätzen, zu denen die Feuerwehr im vergangenen Jahr gerufen wurde. © Roland Halkasch

Dresden. Hornissen stechen im Großen Garten zu, ein Minensuchboot sinkt, eine Flüssiggasanlage gerät in Brand: Feuerwehr und Rettungsdienst hatten im vergangenen Jahr viel zu tun. Im Brandschutz-Erziehungszentrum der Feuerwache Altstadt, an der Strehlener Straße, sind am Donnerstag die wichtigsten Zahlen und Erkenntnisse zu den Einsätzen präsentiert worden. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie hat sich die Anzahl der Einsätze entwickelt?

Die Feuerwehr und der Rettungsdienst in Dresden sind im vergangenen Jahr zu 167.000 Einsätzen gerufen worden - fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Damals hatten die Retter zirka 153.000 Einsätze in Dresden registriert. Diese Zahlen hat der neue Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz, Michael Katzsch, am Donnerstag genannt.

Der Großteil der Einsätze - 157.500 - entfällt 2021 auf den Rettungsdienst. In 27.000 Fällen waren Notärzte dabei. Um den Anstieg auch in Zukunft bewältigen zu können, soll der Rettungsdienst ausgebaut werden. So entsteht eine neue Wache in Leuben. Etwas mehr als 9.000-mal musste die Feuerwehr im vergangenen Jahr ausrücken, darunter waren rund 2.000 Brandeinsätze. 216-mal brannten Wohnungen. 80 Personen wurden von der Feuerwehr gerettet, ein Toter war zu beklagen.

Michael Katzsch leitet das Dresdner Amt für Brand- und Katastrophenschutz.
Michael Katzsch leitet das Dresdner Amt für Brand- und Katastrophenschutz. © Sven Ellger

Die Feuerwehr nennt fünf Großbrände, wobei der Brand der Flüssiggasanlage in der Albertstadt am 21. Oktober besonders heraussticht. Laut Sprecher Michael Klahre war die Rauch- und Hitzeentwicklung so stark, dass die Bevölkerung in der Umgebung mit Lautsprecherwagen gewarnt wurde. 70 Einsatzkräfte brachten das Feuer schließlich unter Kontrolle.

Warum ist die Zahl der Notrufe gestiegen?

Laut Katzsch ist der Anstieg bei den Einsatzahlen schon seit 20 Jahren zu beobachten, auch die Anzahl der eingehenden Notrufe nimmt demnach zu. Zum einen wegen des "demografischen Wandels", die Bevölkerung werde älter. "Aber vielleicht ist heute auch das Anspruchsdenken größer", sagte Katzsch. Die Dresdner würden zum Teil aus Anlässen anrufen, die keinen Rettungseinsatz erforderten. Katzsch nennt ein Beispiel: Wählt jemand, der nur Bauchschmerzen hat, die 112, wird er an die Kassenärztliche Vereinigung weitergeleitet.

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Gestiegen ist auch die Zahl der Einsätze, die zur Kategorie "Person in Notlage" gehören. "Es gibt immer mehr Menschen, die allein wohnen und weniger Besuch bekommen", erklärt Katzsch. Auch hier nennt er ein Beispiel: Jemand beobachtet, dass beim Nachbarn seit Tagen ununterbrochen Licht brennt oder der Briefkasten überquillt. Mitunter finden die Einsatzkräfte dann Menschen vor, die ihre Tür aus eigener Kraft nicht mehr öffnen können. 2021 wurden 1.423 Fälle gezählt - ein Anstieg um 20 Prozent. Andererseits: "Nicht selten stellte sich die Lage vor Ort dann weniger dramatisch dar, als angenommen", heißt es in einem zusammenfassenden Bericht.

Welche Rolle spielte Corona?

Corona hat unter anderem dazu geführt, dass die Anrufe in Notfällen länger dauerten, weil vor dem Einsatz geklärt werden musste, ob die Patienten infiziert waren. Auch Evakuierungen gestalteten sich unter Pandemiebedingungen schwieriger, wie die Retter nach dem Fund einer Bombe an der Fröbelstraße feststellen mussten. "Man konnte nicht einfach alle in eine Turnhalle stecken", sagt Katzsch. Es sei ein "riesengroßer Aufwand" gewesen, die Menschen aufzuteilen.

Ende 2021 war zudem die Zahl der belegten Intensivbetten besonders hoch. Viele Patienten mussten in andere Krankenhäuser verlegt werden. Die Anzahl der Transporte mit einem Intensivwagen stieg daher um etwa 42 Prozent auf 164 Einsätze an.

Welche Rolle spielte das Wetter?

Einsätze zur Hilfeleistung sind um 13 Prozent auf 6.100 Fälle gestiegen. Dabei spielte vor allem das Wetter eine Rolle. Allein der Sturm "Ignatz" führte am 21. Oktober zu weit über 300 Einsätzen. Die Zahl der Notrufe wuchs an diesem Tag um das Fünffache des normalen Aufkommens. Andererseits war 2021 nicht so trocken und heiß wie die Vorjahre. Ein Grund, warum insgesamt etwas weniger Brände unter freiem Himmel gezählt wurden.

Sturm Ignatz hielt die Dresdner Feuerwehr gleich mehrere Tage lang in Atem.
Sturm Ignatz hielt die Dresdner Feuerwehr gleich mehrere Tage lang in Atem. © SZ/Juliane Just

Im Juli brach zudem eine Gruppe von 123 Männern und Frauen - darunter die Feuerwehr und das Deutsche Rotes Kreuz - ins Ahrtal (Rheinland-Pfalz) auf, um nach der Flutkatastrophe den Grundschutz in der Gegend zu gewährleisten. Zum Grundschutz gehört unter anderem die medizinische Versorgung von Verletzten.

Was wird aus dem Brandschutz-Erziehungszentrum?

Im Brandschutz-Erziehungszentrum an der Strehlener Straße soll Kindern erklärt werden, wie gefährlich Feuer sein kann und wie man sich verhält, falls ein Brand ausbricht.

Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU) musste bei der Pressekonferenz im Brandschutz-Erziehungszentrum herausfinden, welche Gegenstände nicht ins Kinderzimmer gehören. Feuerwehrmann Heinz Mellar half ihm dabei.
Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU) musste bei der Pressekonferenz im Brandschutz-Erziehungszentrum herausfinden, welche Gegenstände nicht ins Kinderzimmer gehören. Feuerwehrmann Heinz Mellar half ihm dabei. © Sven Ellger

Doch wegen Corona gab es in den vergangenen zwei Jahren keinen Unterricht. Ab dem 1. April werden wieder Schulklassen erwartet.