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Firma baut Teile fürs Elektroauto

Das Unternehmen Hightex investierte fast vier Millionen. Wie gelingt es, Spitzenprodukte herzustellen?

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© Claudia Hübschmann

Von Dieter Hanke

Klipphausen. Der BMW i3, der 2014 das meistverkaufte Elektrofahrzeug Deutschlands war, ist nicht schwerer als ähnliche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, obwohl die Traktionsbatterie ein erhebliches Gewicht hat. Das wurde von den BMW-Konstrukteuren mit dadurch erreicht, dass Karosserieteile aus kohlefaserverstärktem Kunststoff (CFK) eingesetzt werden. Diese sind leichter als Stahlkonstruktionen, haben aber gleiche oder sogar noch bessere Eigenschaften als herkömmliche Materialien.

Für den BMW i3 werden Karosserieteile hergestellt.
Für den BMW i3 werden Karosserieteile hergestellt. © dpa

Das Unternehmen Hightex im Gewerbegebiet Klipphausen ist da ein wichtiger Zulieferer für das BMW-Elektrofahrzeug, das im Werk in Leipzig gefertigt wird. „Wir stellen Teile aus Faserverbundstoffen für Karosserien her“, sagt Geschäftsführer Dr. Dirk Feltin. Der Hightech-Betrieb am Hamburger Ring 9 erhielt einen langfristigen Auftrag von diesem Automobilbauer. „Wir haben dadurch wirtschaftliche Stabilität und eine klare Perspektive. Für uns ist das auch eine gute Bestätigung, dass wir mit unseren innovativen Technologien auf dem richtigen Weg sind“, sagt Dr. Feltin.

Doch die Werkstoffe nach Maß aus Klipphausen werden nicht nur von der Automobilindustrie geschätzt, sondern auch von anderen Branchen der Hightechindustrie, wo Leichtbau ein dominierende Rolle spielt und mit jedem Gramm gegeizt wird. So liefern die Klipphausener seit einiger Zeit schon für das neue Langstreckenflugzeug Airbus A 350 textile Kohlefaser-Halbzeuge für Fensterrahmen und Fußbodenstrukturen. Aufträge für über 700 Flugzeuge gibt es. Da zum Beispiel nur ein Airbus 350-1 000  fast 140 Fensterrahmen benötigt, wird der große Umfang der Stückzahlen für die kommenden Jahre deutlich, die die Hightex GmbH bewältigen muss.

Jeanette Scherf, ebenfalls Geschäftsführerin, skizzierte da das Vorgehen in der Produktion folgendermaßen: „Wir fixieren zum Beispiel Kohlefaserstränge mithilfe sehr dünner Nähfäden auf einem textilen Untergrund und formen diese dann dreidimensional um. Das spätere Bauteil entsteht anschließend durch das Durchtränken mit speziellen Kunststoffen. Bei geringer Dichte sind diese Materialien hochfest und schwer verformbar.“ Neben der Luft- und Raumfahrt sowie dem Automobil- und Maschinenbau finden die Technischen Textilien von Hightex auch in anderen Industriezweigen Verwendung, wo Leichtbaustrukturen aus Carbon eingesetzt werden. Für das oberbayrische Unternehmen Lowa stellen die Klipphausener ein Verstärkungsteil aus Faserverbundstoffen für die Schuhsohle her. Dieses Spitzenprodukt ist genau das Richtige für Klettertouren. Der Betrieb, der vor Jahren auch für den Profiradsport Scheibenräder produzierte oder für den Sportwagen Bugatti Veyron Motoraufhängungen, konzentrierte sich aber seit geraumer Zeit auf Anwendungen in der Luft- und Raumfahrtindustrie, wo etwa 60 Prozent und im Automobilbau, wo 40 Prozent des Jahresumsatzes gemacht werden.

Weitere Mitarbeiter eingestellt

Bei diesen Herausforderungen war es nur folgerichtig, dass die Hightex Verstärkungsstrukturen GmbH in den vergangenen Monaten expandierte. Auf dem Grundstück am Hamburger Ring entstand in diesem Sommer eine weitere, 2 000 Quadratmeter große Produktionshalle. Diese wurde vom Baubetrieb Goldbeck, der auch im Gewerbegebiet Klipphausen ansässig ist, errichtet. Mehrere neue Industriestickautomaten, die an die zehn Meter lang und drei Meter breit sind, wurden dort aufgestellt. „Wir haben in dieser Halle die Produktion für die Flugzeugteile konzentriert“, sagt Scherf. Außerdem wurde auf dem Grundstück ein 400 Quadratmeter großes Sozialgebäude gebaut. „Für die Mitarbeiter haben sich dadurch die Bedingungen wesentlich verbessert“, so die Geschäftsführerin.

Zugleich mietete Hightex eine leer stehende Halle an der Dresdner Straße im Klipphausener Gewerbegebiet. Dort werden seit einigen Monaten die Komponenten für das BMW-Elektroauto gefertigt.

Insgesamt fast vier Millionen Euro investierte das Unternehmen in seine Erweiterung. Die Sächsische Aufbaubank förderte das Vorhaben. Der Hightech-Betrieb, der eng mit Universitäten zusammenarbeitet, konnte dadurch auch die Zahl seiner Mitarbeiter erhöhen. Derzeit sind dort 36 Beschäftigte tätig, zu 60 Prozent Frauen. Der Betrieb arbeitet im Zwei-Schicht-System. „Wir sind an weiteren Mitarbeitern interessiert, die ein Gefühl für die Verarbeitung von Textilien haben und Freude an innovativen Produkten“, sagt Frau Scherf.