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Firma sagt Investition ab

Bis zum MIttwoch hatte es kein Treffen mit dem Ortschaftrat Strauch gegeben, obwohl das nach der Bürgerrunde gleich stattfinden sollte. Nun reicht es der Firma.

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© SZ-Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Strauch/Großenhain. Der Straucher Ortschaftsrat wollte am Mittwochabend im Stadtrat auch diesen Beschluss kippen: die Stellungnahme der Stadt für den Regionalplan. Grund: Das Rathaus wollte das Projekt der Firma Jakob und Naumann zur Metallrückgewinnung darin als denkbare Option unter der Rubrik Bergbau, Rohstoffgewinnung erwähnen.

Das war den Strauchern schon zu viel. Doch die Mühe hätten sie sich sparen können. Stephan Jakob meldete sich kurzerhand zu Wort und erklärte, dass die Firma ihre 4,2-Millionen-Investition hiermit absagt. Punkt aus. Und er begründete das. Er habe 80 Fragen vom Ortschaftsrat zu diesem Vorhaben gleich am Wochenende nach der Bürgerrunde in der „Straucher Scheune“ ausführlich beantwortet. Doch einen Termin für eine interne Aussprache mit dem Ortschaftsrat nach der unsäglichen Sitzung in Strauch hat es bis zum Mittwoch nicht gegeben. Sogar Stadtbaudirektor Tilo Hönicke ließen die Straucher mit seinen Terminvorschlägen abtreten. Begründung: Erst ist Fasching in Strauch in der Eifel und dann Fasching im hiesigen Strauch.

Im Hintergrund jedoch wurde weiter gestänkert, statt ordentlich miteinander zu reden. So stellte man einen Artikel der „Eisenacher Presse“ von 2015 ins Netz, als die dortige Metallrückgewinnungsanlage der Großenhainer Firma in Mihla noch nicht eingehaust war und es natürlich Probleme mit Staub gab. Das ist längst behoben, worüber es auch Artikel gibt, die nicht zu sehen waren. Zudem war in Strauch deshalb von Anfang eine komplette Verkleidung der Anlage geplant, was jeder im Raum wusste – allerdings weiß das der flüchtige Leser in den sozialen Netzwerken eben nicht.

„Wir haben die ganze Art und Weise des Miteinanders überdacht und uns entschieden, dass wir das so nicht wollen“, sagte Stephan Jakob am Mittwochabend den verdutzten Stadträten. Beim Rathaus sowie anderen Behörden bedankte sich der Firmenchef ausdrücklich für die sachlichen Gespräche. Schon 2014 hatte die Firma ihr Projekt im Ortschaftsrat bekanntgemacht und war da noch auf Zustimmung gestoßen. Sogar im Januar 2018 stimmte der Ortschaftsrat zunächst zu und der Stadtrat hätte sein Einvernehmen für den Beginn eines Genehmigungsverfahrens fast erteilt, wären da nicht etliche Straucher Bürger plötzlich ganz anderer Meinung gewesen. Am 16. Januar gab es dann noch mal eine Betriebsbesichtigung der Firma am Standort Flugplatz und eine Erläuterung der Pläne für die Straucher Anlage. Der Ortschaftsrat schwieg hier. Bei der Bürgerversammlung, nur eine Stunde später in der Straucher Scheune, kamen dann allerdings massive Vorwürfe und ein 80-Fragen-Paket, das die beiden Firmenchefs Stephan Jakob und Andreas Kirst noch dort beantworten sollten.

Nachdem es auch nach diesem Eklat zu keinem Gespräch mit dem Ortschaftsrat gekommen ist, hat das Unternehmen nun die Notbremse gezogen. Man habe an einem anderen Standort vorgesprochen und sei dort willkommen, so Jakob. Noch 2018 soll gebaut werden, da dort schon etliche Genehmigungen vorliegen. Die Großenhainer Firma, die seit 25 Jahren hier ansässig ist, wollte eine Metallrückgewinnung am Kieswerk in Strauch bauen, vier Arbeitskräfte einstellen und einen Auszubildenden. Oberbürgermeister Sven Mißbach bedauerte die Entscheidung, die persönlich nachvollziehbar sei. Er betonte noch einmal, dass die Bürgerversammlung, zu der der Ortschaftsrat eingeladen hatte, nicht respektvoll ablief und dass er sich überlegen werde, was er unternehme, falls eine Sitzung noch einmal irgendwo so „unter der Gürtellinie“ ablaufen sollte.

Auch die Straucher waren perplex. Ortschaftrat Jens Haupt wollte das Vorgehen rechtfertigen, man habe der Firma einfach nicht vertraut, weil die alte Kiesgrube heute noch verfüllt werde und nicht wie in alten Unterlagen ersichtlich, 2014 geschlossen wurde. Hätten die Ortschaftsräte einfach vorher gefragt, wäre die Sache leicht geklärt gewesen. Der zunächst befristete Abschlussplan für das Gelände wurde zwischendurch tatsächlich unbefristet genehmigt. Was heißt: Die Grube wird so lange verfüllt, bis sie voll ist.

So hat die Firma seit 2014 nun einen höheren sechsstelligen Betrag für Planungen in den Sand gesetzt und jede Menge Zeit. Der Ortschaftsrat hat Vertrauen verspielt und andere Unternehmen werden dieses Geschehen sicher im Hinterkopf behalten. Das weitere Miteinander von Kieswerk und Ort ist jetzt ohnehin belastet.