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Fitte Mamas

In Bautzen gibt es jetzt ein besonderes Sportangebot. Dabei wird trainiert und gleichzeitig gekuschelt.

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© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Aron ist zufrieden. Ruhig sitzt er in seinem Tragegurt. Seine Mutter hat gerade Jeans und T-Shirt gegen Sportsachen getauscht. Die 27-Jährige wird gleich Arme und Beine trainieren, zu schneller Musik anstrengende Übungen turnen und sicherlich auch ein wenig schwitzen. Und Aron? Sport mit Mama findet der Kleine super. Schließlich liebt er es, getragen zu werden. Noch wandert sein Blick neugierig durch den Tanzsaal. Doch seine Mutter weiß: „Schon bald werden ihm die Augen zufallen.“

Das was die beiden gleich vorführen, nennt sich Kanga-Training. Dabei tragen die Mütter ihre Kinder wahlweise vor dem Bauch oder auf dem Rücken. Erfunden hat diesen Sport für Mütter die österreichische Tänzerin Nicole Pascher. Kanga ist der Name eines typisch afrikanischen Kleidungsstückes, das auch zum Tragen der Kinder verwendet wird. Doch zurück zur Bautzenerin. Die lernte das Training mit der Tragehilfe bei einer Messe in Dresden kennen. „Ich wusste gleich, dass ich diesen Sport ausprobieren will“, erklärt sie. Die junge Mutter suchte nach Angeboten in Bautzen. Doch sie fand nichts. Noack musste bis nach Radeberg fahren, um trainieren zu können. „Eines Tages fragte mich eine der Organisatoren, ob ich mir zutrauen würde, selbst diesen Sport zu unterrichten“, sagt sie. Erst habe sie gezögert und überlegt, ob sie nach Wien fahren will. Dort lebt die Erfinderin des Trainings, und nur dort wird die Ausbildung angeboten. Doch die gelernte Physiotherapeutin wagte es – und lernte in fünf Tagen alles Wichtige.

Nach der Wienreise ging alles schnell. Die 27-Jährige suchte einen Veranstaltungsort und wurde fündig. Im Bautzener Tanzstudio Pohle an der Dresdener Straße begrüßte sie im Herbst die ersten Mütter. Parallel dazu startete Noack einen Kurs in Großpostwitz. Und das mit Erfolg. „Die Mütter sagen mir, dass sie sich durch das Training tatsächlich fitter fühlen. Und sie genießen den engen Kontakt zum Kind beim Sport“, sagt Noack.

Acht Wochen nach der Geburt geht‘s los

Einige ihrer Kursteilnehmer besitzen selbst eine Tragehilfe und bringen sie zum Training mit. Wer keine hat, kann sie sich bei Nadine Noack ausleihen. Die Bautzenerin schaut darauf, dass die Tragehilfe richtig sitzt. Das ist wichtig, damit sich das Kind wohlfühlt und der Rücken der Mutter nicht falsch belastet wird.

Acht Wochen nach der Geburt können Mütter mit dem Sport beginnen. Eine Rückbildungsgymnastik ersetzt das einstündige Workout aber nicht. Dafür den Gang zum Fitnessstudio. „Außerdem treffen die Mütter auf andere, kommen ins Gespräch“, sagt Nadine Noack.

Die 27-Jährige weiß sehr genau, wie sich Frauen nach Schwangerschaft und Geburt fühlen. Bevor Aron auf die Welt kam, verschrieb ihr der Arzt Bettruhe. Das viele Liegen hatte aber eines zur Folge: Die Kondition der jungen Frau war weg. „Sogar das Laufen war für mich anstrengend“, sagt sie. Das Kanga-Training gab Nadine Noack ihre Energie zurück. Ihre Begeisterung möchte sie jetzt an viele Mütter weitergeben.

Für Interessierte bietet Nadine Noack eine Schnupperstunde an. Wer sich für einen Kurs entscheidet, der ist acht Wochen mit dabei. „Es gibt bei mir aber auch Mütter, die nach dem Kurs gleich mit dem nächsten beginnen“, freut sich Noack. Und wenn der kleine Aron mal keine Lust auf das Training hat, ist das auch nicht schlimm. Dann schnallt sich die Bautzenerin eben eine Puppe um.

Kontakt: [email protected]