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Fleischerei meldet Insolvenz an

Das Unternehmen von Heiko Klotsche in Radeburg geriet in Schieflage. Die zehn Filialen in der Region sind aber geöffnet.

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© Claudia Hübschmann

Von Sven Görner

Radebug. Kommt man in Radeburg auf den Namen Klotsche zu sprechen, denken viele sofort an die Radeburger Fleischer-Dynastie. Schließlich hat die im Ort eine über 100-jährige Tradition. Seit ein paar Tagen mischt sich dabei in die Gespräche ein Thema, das bisher niemand mit dem Betrieb in Zusammenhang gebracht hat: Die Fleischerei Klotsche GmbH hat in der vergangenen Woche Insolvenz angemeldet.

Der Geschäftsführer und alleinige Gesellschafter Heiko Klotsche bestätigt das auf Nachfrage der SZ. „Zu den Gründen und wie es weitergeht, kann ich mich derzeit noch nicht äußern und bitte dafür um Verständnis“, sagt der Radeburger. Der vorläufige Insolvenzverwalter bestehe darauf, dass man erst in der nächsten Woche mit Informationen an die Öffentlichkeit gehe, ergänzt der Fleischermeister.

Der vom Amtsgericht Dresden bestellte Verwalter Rüdiger Weiß äußerte sich bis zum Redaktionsschluss nicht auf eine schriftliche Anfrage der SZ.

Die gute Nachricht für Kunden wie Mitarbeiter ist, dass der Betrieb derzeit offenbar weiter produziert. Die zehn Filialen, in denen die Erzeugnisse verkauft werden – darunter auch einige Spezialitäten – sind ebenfalls weiter geöffnet, wie ein Rundruf der SZ ergab.

Was die Probleme der Fleischerei Klotsche GmbH ausgelöst haben könnte, lässt sich nur vermuten. Aus anderen Branchen der Lebensmittelherstellung sind aus der Vergangenheit aber zahlreiche Fälle bekannt, wo plötzliche Ausfälle bei der Zwischenfinanzierung des Einkaufs der Ausgangsprodukte zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Unternehmen führten. Etwa bei der Stollengroßbäckerei, wo ein langer Zeitraum zwischen dem Einkauf der teils preisintensiven Zutaten und dem Verkauf der fertigen Produkte liegt.

Das Unternehmen in seiner jetzigen Form gibt es seit 2004. Nach dem Tod ihres Vaters Bernd führten Heiko Klotsche und sein jüngerer Bruder Dirk den Familienbetrieb zunächst gemeinsam als GmbH weiter. Aber wie so oft reichen Blutsbande allein nicht aus, um auch gemeinsame Vorstellungen zu haben. Seinen Posten als Geschäftsführer hatte Dirk bereits 2013 aufgegeben. Danach regelten sie die Vermögensfragen. Mit dem 1. Januar 2015 übernahm Heiko Klotsche schließlich als alleiniger Gesellschafter die Klotsche GmbH.

Dirk Klotsche kehrte dagegen zu den Wurzeln der Radeburger Fleischer-Dynastie zurück. Er gründete die Dirk Klotsche GmbH und reaktivierte die früheren Produktionsräume der Fleischerei Klotsche in der Innenstadt. Mit seiner „Genuss-Quelle“ auf der Meißner Straße griff er dabei die Bezeichnung der einstigen Gaststätte und Fleischerei wieder auf, die sein Vater Bernd 1972 in dem Haus übernommen hatte. Die Gaststätte Quelle machte zwar noch im selben Jahr dicht, Fleisch und Wurst wurden in der Meißner Straße dagegen noch bis 1997 produziert. Dann zog die Fleischerei Klotsche in den neu gebauten Betrieb im Gewerbegebiet um. Am alten Standort gab es nur noch eine Filiale für den Verkauf. Diese zog mit der Trennung der Brüder auf die Großenhainer Straße um. Produziert wird von der jetzt insolventen Fleischerei Klotsche GmbH noch immer an der Riesstraße im Gewerbegebiet Süd.

Aktuell hat das Unternehmen nach SZ-Informationen knapp 60 Mitarbeiter. Der Umsatz lag in den vergangenen Jahren jeweils um die 3,5 Millionen Euro. Noch im Vorjahr war die Bilanz ausgeglichen.

Erst am Montag hatte ein anderes Unternehmen der Branche für eine Überraschung gesorgt: die Radeberger Fleisch- und Wurstwaren Korch GmbH. Das Unternehmen mit insgesamt 400 Angestellten, rund die Hälfte davon arbeiten in der Produktion, die anderen in den 23 Filialen, und einem aktuellen Jahresumsatz von rund 50 Millionen hat sich einen Münchner Investor in die Firma geholt, der auch Geschäftsführer wird. Vorerst noch an der Seite von Michael Koch. Eine Minderheitsbeteiligung hat zudem die SIB Innovations- und Beteiligungsgesellschaft mbH übernommen. Diese hundertprozentige Tochtergesellschaft der Ostsächsischen Sparkasse Dresden soll den geplanten Wachstumskurs der Korch GmbH unterstützen.