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Flirten auf Sächsisch

Peter Ufer stellt in Meißen sein neustes Buch vor. Er hat Wörter gesammelt, mit denen Sachsen ihre Liebe aussprechen.

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War schon oft beim Literaturfest in Meißen zu Gast: Peter Ufer. Am Montagabend macht er mit seinem neusten Werk, dem „Charmanten Gogelmosch“, in Meißen Station.
War schon oft beim Literaturfest in Meißen zu Gast: Peter Ufer. Am Montagabend macht er mit seinem neusten Werk, dem „Charmanten Gogelmosch“, in Meißen Station. ©  Claudia Hübschmann

Region. Sächsinnen und Sachsen haben in den vergangenen Monaten der Sächsischen Zeitung und MDR-Sachsen ihre Flirtwortfavoriten geschickt. Manche sagen sogar „Gnuddldaddldu“ oder „Budrzuggr-flogge“ zueinander. All die Bezeichnungen wurden von SZ-Autor Peter Ufer im „Charmanten Gogelmosch“ gesammelt, dem ersten Flirtbuch der Sachsen. Es enthält gleichfalls Geschichten von gescheiterten und gelungenen Beziehungen. Am Montag stellt der Dialekt-Experte sein neustes Werk am Abend im Meißner DDV Lokal vor.

Die sächsische Mundart stellt buchstabenweise Hürden auf, einer Frau oder einem Mann ein nettes Wort zu sagen, denn die Sprache ist ausgesprochen doppeldeutig. Eine Sächsin zum Beispiel vogelgleich „änne Daube“ zu nennen, kann zur Verwechslung führen, es sei denn die Dame ist taub. Zum anderen erweitert der Dialekt die Emotionen, um „herzerweechend balzn zu gönn“, denn es kommen Wörter zum Einsatz, die anderswo keiner kennt. 

Der Sachse spricht schön breit, weich und tief, um seine Leidenschaft auszudrücken. Was wie ein Tipp aus dem kleinen Ratgeber der Paartherapie klingen mag, ist die Kurzdefinition für die Phonetik. Die Laute klingen breit, weich, irgendwie französisch. Und die Franzosen verhalten sich bekanntlich äußerst romantisch bei ihren Anbahnungsgesprächen. Die Stimme geht nach unten, vibriert tief in jenen Regionen, wo erogene Zonen vermutet werden.

Als „floddn Fächr“ bezeichnet der sächsische Mann liebevoll ein Rasseweib. „Änne Gärsche“ gilt als höchste Form der Anerkennung weiblicher Schönheit. Frischvermählte verteilen anfänglich an die Angetraute Koseworte wie meine „Schöne“, „Schnullrschnäudzchn“, „Zarde“ oder „Zuggrbubbe“. 

Weicht allerdings der anfängliche Liebesrausch der Ernüchterung, wird die Gattin zur „Olln“ oder gar zum „Dragohnr“. Auf dem Weg zur finalen Enterotisierung bleibt von der einstigen Traumfrau nur noch „dä Muddi“ oder „dä Großmuddi“ übrig. Es findet am Ende eine Art Versächlichung statt, aus „dor Muddl“ wird zum Schluss „das Muddl“.

Bei der sächsischen Kosenamenverteilung an Männer existiert offenbar eine tierische Rangordnung. Männer bekommen von Frauen „Buma“ oder „Dieschr“ zu hören. „Mausi“ gehört in die unterste Klasse, der Nager fühlt sich zwar kuschelig an und ist nachaktiv, verhält sich aber vor allem ängstlich. 

Nicht weniger attraktiv hört sich „Hasi“ oder „mei Hase“ an, auch wenn Frauen den Rammler zum Schmusen gern haben. „Äffchn“ gibt es ebenso, wirkt aber nicht gerade als Fortschritt in der Anerkennung der maskulinen Persönlichkeit. Meister aller Klassen ist „dor Hengsd“. Frauen verbinden damit Eigenschaften wie Zielstrebigkeit und Ausdauer.

Sächsische Kosenamen wirken beim ersten Hören wie Spitznamen, weil sie auch verniedlichen und auf spezielle Eigenschaften zielen. Doch der große Unterschied: Sie verletzen nie, sondern verbandeln, verwöhnen, versöhnen. Sie liebkosen. Oder wie man in Sachsen scherzhaft sagt, liebcoseln, denn hier liebte einst der erste August des Landes königlich die Gräfin Cosel, eine unvergleichlich schöne Mätresse, die allerdings nie nur Betthase sein, sondern mitbestimmen wollte. (SZ)

Die Buchvorstellung findet statt am 14. Oktober, 18.30 Uhr, im DDV Lokal Meißen, Elbstraße 7. Tickets zum Preis von 12 Euro bzw. 10 Euro (mit SZ-Card) erhalten Sie im DDV Lokal Meißen, Elbstr. 7 oder im SZ-Treffpunkt Meißen, Niederauer Straße 43, bzw. Radebeul, Bahnhofstr. 18.