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Flüchtlinge sollen ausziehen

Die Gemeinschaftsunterkunft an der Mastener Straße in Döbeln wird geschlossen. Das ist aber keine Dauerlösung.

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© Archiv/André Braun

Von Tina Soltysiak

Döbeln. Bis Anfang des kommenden Jahres sollen alle Flüchtlinge aus der Gemeinschaftsunterkunft an der Mastener Straße in Döbeln ausziehen. Das kündigte Dieter Steinert, Leiter der Stabsstelle Asyl des Landkreises Mittelsachsen, am Freitag an. Trotzdem sei nicht ausgeschlossen, dass irgendwann doch wieder Asylbewerber in den Räumen des ehemaligen Verwaltungsstandortes untergebracht werden. Denn die Kapazität von rund 300 Plätzen wolle das Landratsamt für den Notfall vorhalten, erklärte Kreissprecher André Kaiser.

190 Personen lebten, Stand Ende Juni, in der Unterkunft, sagte Kaiser auf DA-Nachfrage. Mit dem vorläufigen Leerzug der Einrichtung reagiert der Landkreis auf die sinkende Zahl der neu ankommenden Asylbewerber. Derzeit seien rund 700 Plätze in den Gemeinschaftsunterkünften in Mittelsachsen frei. „Als Landkreis haben wir eine wirtschaftliche Verantwortung. Eine solche Kapazität vorzuhalten, ist dauerhaft nicht tragbar“, so Dieter Steinert. Der Freistaat Sachsen habe angekündigt, dass im laufenden Monat 75 neue Flüchtlinge ankommen sollen.

Außer dem Standort Döbeln werden auch die Einrichtungen in Rochlitz und Flöha geschlossen. Die sind – im Gegensatz zur hiesigen – eher klein und würden trotzdem hohe Kosten verursachen. In Flöha sollen die Räumlichkeiten künftig als sozialer Treffpunkt dienen, weil im unmittelbaren Umfeld zahlreiche Asylbewerber in Wohnungen leben.

In Döbeln sei die vorläufige Schließung der Einrichtung an der Mastener Straße ebenfalls den ausreichenden Plätzen für Geflüchtete geschuldet. „Ab 2017 besteht eine große Gemeinschaftseinrichtung in der Döbelner Friedrichstraße mit einer Kapazität von rund 210 Plätzen“, so Kreissprecher André Kaiser. Diese wird derzeit durch den Betreiber saniert. „Hinzu kommt das Wohnprojekt in der Nachbarschaft mit 35 Plätzen“, ergänzte er.

Die Schließung der drei Einrichtungen sei zwar wirtschaftlich erforderlich, aber dennoch eine Gratwanderung, so Landrat Matthias Damm (CDU). „Hauptproblem ist, dass niemand belastbar sagen kann, wie sich die Zahlen entwickeln und wir in irgendeiner Form mit einem erneuten Anstieg des Zustroms rechnen müssen“, erklärte er. Deshalb müssten Überkapazitäten minimiert und dennoch ein gewisser Puffer für eine Änderung der Situation vorgehalten werden.

Ende des vergangenen Jahres ist der Landkreis förmlich von Flüchtlingen überrannt worden. Die Verwaltung hatte zahlreiche Immobilien in Unterkünfte umgewandelt. Die schnelle Unterbringung stand im Vordergrund. „Quantität statt Qualität“ lautete die Devise. So entstand unter anderem die Unterkunft an der Döbelner Straße in Roßwein. Dort soll augenscheinlich vorerst alles so bleiben, wie es ist.

Seit Jahresbeginn wurden dem Landkreis bis zum 30. Juni 868 Personen zugewiesen. „Somit waren zu diesem Stichtag 2 546 Asylsuchende im Landkreis untergebracht. Eine Prognose der Zahlen seitens des Freistaates bis Jahresende liegt nicht vor“, so Sprecher André Kaiser.

76 Flüchtlingen seien freiwillig ausgereist, teilte er auf DA-Anfrage mit. 1 118 sei eine Aufenthaltserlaubnis erteilt worden. „Davon sind 862 anerkannte Flüchtlinge“, erklärte er. 467 Personen seien in ganz Mittelsachsen geduldet. „Der Rest befindet sich im Verfahren“, ergänzte Kaiser. Deshalb ändere sich die Zahl auch fortwährend, verdeutlichte er. Die genannten Daten stammen von Donnerstag.