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Flüchtlinge ziehen jetzt in Prohliser Schule

Die Grundschüler räumen den Standort. Rechte machen gegen die Notunterkunft mobil.

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© Screenshot: sz-online

Dresden. Aufatmen bei den Schülern, Lehrern und Horterziehern der 89. Grundschule: Nach den Herbstferien werden sie in ein derzeit ungenutztes Schulhaus am Terrassenufer 15 umziehen. Mit dieser Entscheidung nimmt Schulbürgermeister Peter Lames (SPD) die Kinder aus dem Fokus von Krawallen, die sich in dieser Woche vor der Plattenbauschule in der Boxberger Straße zugetragen haben.

Am Freitag teilte der Sprecher der Stadt, Kai Schulz, auf SZ-Anfrage mit, dass das Schulgebäude auf der Boxberger Straße derzeit auf seine bautechnische und brandschutzrechtliche Eignung für die Unterbringung von Flüchtlingen geprüft werden. Solange dies nicht abschließend geschehen sei, würden auch keine Flüchtlinge dort erwartet. Zumindest in einem Gebäudeflügel könnten demnach in der kommenden Woche die ersten Menschen untergebracht werden.

Die Ausschreitungen, bei denen am Montagabend unter anderem Flaschen auf Polizeibeamte geworfen wurden, richteten sich gegen den Plan der Stadt, in einem leer stehenden Teil des Schulhauses 150 Flüchtlinge unterzubringen. Ursprünglich war geplant, dass der Unterricht an der Grundschule parallel zur Nutzung als Notunterkunft weiterlaufen soll. Erst vor einer Woche informierte das Rathaus die Eltern darüber. Diese protestierten am Montagabend in der Sitzung des Prohliser Ortsbeirates gegen die Pläne, es kam zu heftigen Diskussionen. Seit gestern findet in der Schule in der Boxberger Straße kein Unterricht mehr statt – nun werden die Kisten für den Umzug gepackt.

Ob heute schon Asylbewerber in das Gebäude einziehen, konnte die Stadt gestern noch nicht sagen. Es könnte auch sein, dass die Notunterkunft erst kommende Woche bezogen wird, teilte ein Stadtsprecher mit. Dennoch mobilisieren rechte Gruppierungen in sozialen Netzwerken die Blockade des Schulhauses heute Abend und rufen teilweise perfide zu Gewalt auf. „Wir haben die Situation im Blick“, sagte eine Polizeisprecherin. Bei der Stadt war bis gestern nur ein Willkommensfest angemeldet: Unter dem Motto „Herz statt Hetze – Prohlis miteinander“ ruft das Netzwerk „Prohlis ist bunt“ die Dresdner 18 Uhr zu einem Treffen vor der Plattenbauschule auf. Dort wollen Vereine und Institutionen des Stadtteils mit Bürgern ins Gespräch über den neuen Asylstandort kommen.

Ob auch im Haus B, wo bislang die Grundschüler unterrichtet wurden, Flüchtlinge untergebracht werden sollen, wird derzeit geprüft. Die Turnhalle soll indes weiterhin für den Breitensport zur Verfügung stehen, so ein Stadtsprecher. Die Verwaltung steht zurzeit unter großem Druck, denn bis zum 18. Oktober soll das Zeltlager in der Bremer Straße aufgelöst werden. Dort entstehen stattdessen Leichtbauhallen für 500 Flüchtlinge. Derzeit gibt es bei diesem Thema viel Bewegung: Gestern wurde bekannt, dass in der Johannstadt, Ecke Blasewitzer/Fetscherstraße, eine Erstaufnahmeeinrichtung des Freistaates bis Anfang 2016 entsteht. Hier sollen bis zu 700 Asylbewerber untergebracht werden.

Auch in den bestehenden Asyl-Einrichtungen ändert sich die Zahl der Flüchtlinge täglich. Allein im ehemaligen Technischen Rathaus an der Hamburger Straße leben derzeit 1 332 Menschen, statt 635 wie noch vor einer Woche. (SZ/noa/nis/kde/lex)