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Flüchtlingsboot verlässt Dresden

Die Installation setzt ihre Reise fort. An Bord durfte die Besatzung in den letzten Tagen nicht nur Befürworter des Projekts begrüßen.

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© Robert Michael

Von Sandro Rahrisch

Am Ende haben sich auch diejenigen an Bord getraut, die erst gegen das Flüchtlingsboot protestierten: Hunderte Dresdner sind seit Dienstag auf das Deck der „Al-hadj Djumaa“ gestiegen und haben dort Platz genommen, wo vor vier Jahren noch knapp 300 Flüchtlinge Körper an Körper und zwischen Ölfässern hockten und hofften, die Überfahrt nach Italien lebend zu überstehen. In der Nacht zum Freitag hat das Schiff den Neustädter Hafen verlassen. Und mit ihm die Polizei.

„Tagsüber hatten wir ein Auge auf das Boot, nachts ein privater Sicherheitsdienst“, sagt Polizeisprecher Marko Laske. Eine Vorsichtsmaßnahme, nachdem die beiden Neumarkt-Kunstwerke, die sich ebenfalls mit Krieg, Flucht und Vertreibung beschäftigten, alles andere als friedlich begrüßt worden waren. „Massive Störungen hat es dieses Mal nicht gegeben, wir sind sehr zufrieden“, sagt Tobias Heinemann von der Outlaw-Stiftung, die das Projekt „Mit Sicherheit gut ankommen“ initiiert hat. Vor allem am Mittwoch sei der Besucherandrang so gigantisch gewesen, dass nicht alle sofort auf das Boot steigen konnten. Mit der kleinen Gruppe, die am Dienstag gegen das Mahnmal und die Flüchtlingspolitik protestiert hatte, habe man noch sehr intensiv diskutiert. „Einige von ihnen sind nachher mit an Bord gegangen“, so Heinemann. Der Projektmitarbeiter betont, dass man niemanden bekehren will, aber immerhin zum Nachdenken anregen möchte. So habe auch eine Schulklasse ein Planspiel auf dem Schiff organisiert, bei dem die Schüler die Rolle der Flüchtlinge einnehmen mussten und zu entscheiden hatten, was sie von Zuhause mitnehmen und was sie zurücklassen.

Noch am Donnerstagabend ist die „Al-hadj Djumaa“ wieder reisefertig gemacht worden. Mit einem Tieflader soll sie am Freitag in Potsdam eintreffen. Eigentlich sollte das Boot über die Elbe nach Dresden kommen und auch wieder wegschwimmen. Der aktuelle Pegel von nicht einmal 90 Zentimetern machte dies allerdings unmöglich. Denn an Bord befinden sich auch mehr als 70 Bronzefiguren, die sinnbildlich für die Flüchtlinge stehen, die 2013 mit dem Schiff von Afrika nach Europa kamen. Entsprechend tief taucht der Rumpf ins Wasser ein. Letzte Station ist Ende des Monats in Berlin – zum Tag des Flüchtlings.