Von Sandro Rahrisch und Linda Barthel
Der Freistaat plant weitere Erstaufnahmelager in Dresden. Zu den Gebäuden, die als Flüchtlingsunterkünfte in Betracht kommen, gehört das ehemalige Terminal 2 am Dresdner Flughafen. Mitarbeiter des staatlichen Immobilienmanagements haben sich die rund 1 800 Quadratmeter große Halle bereits angeschaut, sagte ein Airport-Sprecher gestern der Sächsischen Zeitung.
Offenbar sind dabei auch Parkplätze auf dem Flughafengelände begutachtet worden. Die Landesdirektion gibt sich zu den Plänen gewohnt zurückhaltend. „Wegen des starken Zustroms von Flüchtlingen werden eine ganze Reihe von Objekten geprüft“, sagte Sprecher Holm Felber. Die Öffentlichkeit werde dann informiert, wenn die tatsächliche Nutzung feststeht. Insgesamt ist von über 1 000 Schlafplätzen in Klotzsche die Rede. Eine offizielle Bestätigung dieser Zahl gibt es jedoch nicht.
Vorangekommen sind dagegen die Arbeiten im ehemaligen Technischen Rathaus an der Hamburger Straße: Am Montag verkündete Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU), dass aus dem fast 23 000 Quadratmeter großen Gebäude eine Erstaufnahmeeinrichtung wird. Die ersten Räume im V-Flügel des Bürokomplexes sollen nun am Freitag um 22 Uhr bezugsfertig sein, sagte Felber. Damit wäre zunächst Platz für 500 Asylsuchende.
Noch hat das Technische Hilfswerk (THW) keinen Auftrag erhalten, die Räume für die Flüchtlinge vorzubereiten. Es gab jedoch eine Anfrage für Freitag, teilte ein THW-Sprecher gestern mit. Sowohl Material als auch 20 Ehrenamtler seien abrufbereit. Innerhalb von 90 Minuten könnten die Hilfskräfte ausrücken und das alte Technische Rathaus für die Asylbewerber vorbereiten. Das würde nur wenig Zeit in Anspruch nehmen. Die Notunterkunft wird künftig vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betreut. „Wir wissen bisher nicht, wann wir ins Gebäude können“, sagt Sprecher Kai Kranich. Es sei auch noch unklar, wie viele DRK-Mitglieder vor Ort benötigt werden. Die Zahl hänge davon ab, wie viele Flüchtlinge in den Komplex ziehen.
Gesundheitsgefährdend soll die Unterbringung nicht sein, das Gebäude machte bis vor drei Jahren als „Gift-Rathaus“ Schlagzeilen. Weite Teile seien bedenkenlos nutzbar, so die Landesdirektion. Nur im X-Flügel werden vorerst keine Menschen leben oder arbeiten. Im Keller seien Fabrikationsrückstände aus der DDR-Schreibmaschinenfertigung in den Boden eingedrungen und dunsten bis heute aus, sagt Felber. Grundsätzlich könnten die Räume trotzdem genutzt werden, beispielsweise als Lager. Damit sich Menschen darin für längere Zeit aufhalten können, müsste der Abschnitt saniert werden. Das ehemalige Rathaus bietet Platz für weit mehr als 500 Menschen. Laut Ulbig könnten noch bis zu 1 000 Plätze und mehr entstehen.
Das Zeltlager in der Nähe des Hauptbahnhofs sollte eigentlich schon in dieser Woche vergrößert werden – um zwei Zelte, von 200 auf 600 Plätze. Auf der Wiese sind bereits Flächen befestigt worden. Allerdings gibt es Probleme bei der Lieferung der Zelte, so die Landesdirektion. In dieser Woche wird wahrscheinlich nichts mehr aufgebaut. Das Camp ist in der vergangenen Woche innerhalb eines Tages errichtet worden.
Auch für den Aufbau eines zweiten oder dritten Großzelts brauche man nicht länger, sagte der THW-Sprecher. Einen Auftrag haben die Ehrenamtler jedoch noch nicht erhalten. Ebenso wenig das DRK. „Es ist noch alles offen, aber es würde natürlich Sinn machen, wenn wir für etwaige weitere Zelte die Betreuung übernehmen“, sagte Kranich. Immerhin kümmern sich die Mitglieder auch schon um die Flüchtlinge im bereits bezogenen Großzelt. Dort leben hauptsächlich Asylsuchende aus Syrien.
Das alte Terminal am Dresdner Flughafen würde nicht zum ersten Mal als Notunterkunft dienen: Zum Hochwasser im August 2002 wurde ein Notkrankenhaus mit 145 Betten in der Halle errichtet. Später sind die Theaterwerkstätten der Semperoper eingezogen, da das eigentliche Werkstattgebäude am Zwingerteich wegen Flutschäden nicht genutzt werden konnte. Eigentlich wollte der Betreiber des benachbarten Indoor-Spielplatzes „Playport“ das Terminal beziehen, um größere, belastbare Spielgeräte und einen Laserparcours für Jugendliche und Erwachsene aufbauen zu können. „Miettechnisch war alles geregelt“, sagte Geschäftsleiter Konstantin Otto gestern. Jetzt wären die Bauanträge an der Reihe gewesen.