Von Karin Schlottmann
Dresden. Angesichts sinkender Temperaturen in den vergangenen Nächten sucht die Landesdirektion Sachsen unter Hochdruck nach Alternativen zur Zeltstadt in Dresden. Nach derzeitiger Planung sollen ab Ende dieser Woche die ersten Zelte in der Bremer Straße geräumt werden, sagte Behördensprecher Holm Felber. Bis wann das Notquartier komplett abgebaut werden kann, hänge davon ab, wie schnell die Landeshauptstadt feste Unterkünfte für die Asylbewerber bereitstelle.
Sachsens DRK-Chef Rüdiger Unger mahnte gestern einen raschen Abbau der nicht winterfesten Zelte in Dresden und Chemnitz an. „Wir müssen in den nächsten Tagen aus den Zelten heraus“, sagte er gestern. Mit heißen Getränken sei das Problem jetzt nicht mehr zu lösen.
Mitte Juli hatten das DRK und das Technische Hilfswerk (THW) im Auftrag der Landesdirektion innerhalb weniger Stunden die Zelte in der Dresdner Friedrichstadt für rund 1 000 Menschen aus dem Boden gestampft. Seit Beginn der Flüchtlingskrise sei das DRK im Dauereinsatz, sagte Unger. 280 neue Mitarbeiter seien inzwischen zusätzlich eingestellt worden. Sorgen bereiten ihm die verbalen Attacken gegen seine Mitarbeiter. Es sei für sie ein „mentales Problem“, beschimpft zu werden, während sie Feldbetten aufstellten. „Das ist für uns eine ungewohnte Situation.“ Die Sorge mancher Bürger, der normale Katastrophenschutz des DRK leide unter der Flüchtlingshilfe, sei unbegründet, sagte Unger. Die eigens dafür angeschafften Vorräte blieben unangetastet.
26 000 neue Asylbewerber hat der Freistaat seit Jahresbeginn untergebracht. Bis Jahresende werden insgesamt 41 000 Menschen erwartet. Nach Angaben von Innenminister Markus Ulbig (CDU) hat der Bund seine Prognosen allerdings erneut nach oben korrigiert. „Diese Aufgabe werden wir auf Dauer so nicht bewältigen können“, sagte er. Neben dem Ausbau der Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes will die Regierung möglichst rasch möglichst viele Flüchtlinge auf die Kommunen verteilen – selbst wenn sich die Asylverfahren dadurch in die Länge ziehen. Damit soll – vorbehaltlich der laufenden Gespräche mit den Landräten – in den nächsten Tagen begonnen werden, kündigte Ulbig an.
Die Landkreise sollen diejenigen übernehmen, die aller Voraussicht nach Asyl erhalten. Alle anderen bleiben bis zu einer Entscheidung über ihre Anträge in den provisorischen Anlaufstellen. Von dort sollen sie zurückgeschickt werden. Bis August haben laut Ulbig in diesem Jahr 1 459 Asylbewerber Sachsen wieder verlassen, davon wurden 812 zwangsweise abgeschoben. Insgesamt sind derzeit 4 913 abgelehnte Asylbewerber ausreisepflichtig.