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Flugplatz Großenhain wird ein Fall für die Polizei

Irgendwer hat Sprüche gegen die Flieger gesprayt. Waren das nur Vandalen? Die Polizei ermittelt.

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Von Birgit Ulbricht

Was haben wir den Großenhainern getan?, fragt Brigitte Koch. Die Tochter des Museumsgründers Josef Koch sieht das Fliegende Museum völlig zu Unrecht im Fokus plötzlicher Meinungsmache. Gestern Morgen konnte sie diese Meinung jedenfalls lesen: „Hobbypiloten RAUS aus Grh!“, „Raus“ und Schimpfworte, die wir an der Stelle nicht wiederholen, waren an Fassade, Trafohaus und Museumsschilder gesprayt. Und das nach den Flugtagen zum 100. Jubiläum, an denen richtig viel los war. Brigitte Koch schüttelt den Kopf.

Denn ausgerechnet die Flugtage, um die sich alle so bemüht haben, bereiten ihr im Nachhinein auch noch Ärger. Anrufe habe es gegeben, erzählt sie, dass nicht genug Maschinen zu sehen waren, dass sich das Fliegende Museum nicht genug engagiert habe. „Da geht zurzeit viel durcheinander“, ist ihr Resümee. Trotzdem will sie gern noch mal klarstellen: Die Flugtage hat nicht das Museum veranstaltet, sondern Jens Mikoleiczyk, der auch andere Großveranstaltungen wie VW-Alarm oder Speednation durchführt. Und nur der Veranstalter bucht auch die Attraktionen – je nach Geldbeutel und eigenem Konzept. „Geplant war, dass wir fünf Flugzeuge vorstellen, zwei wurden aber nicht rechtzeitig mit der Wartung fertig“, erzählt Brigitte Koch. Das waren der Storch und die T 6.

Dafür bot das Fliegende Museum dem Veranstalter als Ersatz die Rapid und die Himmelslaus an, doch das wollte der nicht. So blieb es bei der Klemm 25, der Klemm 35 und der Morana, so Brigitte Koch. Bundeswehr und die Marine sagten ihrerseits zu, mit der C 160 Transall und einem Eurocopter 135 teilzunehmen. Das Lufttransportgeschwader 63 aus Hohn bot Führungen durch die Transall an. Die Stiftung Lufthansa kam mit der berühmten „Tante Ju“, der Ju 52 zu den Flugtagen, deren Rundflüge von Beginn an restlos ausverkauft waren.

Ein interessantes Rundumangebot, wie Brigitte Koch findet. Dass der Dreidecker nun schon zum vierten Mal bei der „Bodensee Classic“ unterwegs war, gehöre einfach zu vertraglichen Verpflichtungen. „Wir sind ein Unternehmen, keine Hobbyflieger“, stellt sie klar. Daraus abzuleiten, „uns sei Großenhain nicht wichtig“, so Brigitte Koch, sei einfach unsinnig, man habe sich ja in der Bürgerinitiative genau für diesen Standort Großenhain starkgemacht. Dass am Ende die Argumente für einen Industriepark stärker waren, habe man zur Kenntnis genommen. „Das muss man uns nicht mit irgendwelchen Schmierereien sagen“, so Koch. Die findet sie unter allem Niveau und ziemlich demotivierend. Vor allem für ihren Vater, der sein Lebenswerk in Großenhain ohnehin zerstört sieht.

Für sie steht jetzt einmal mehr fest, in Großenhain wird es keine Zukunft geben. „Ich glaube nicht, dass wir eine neue Landebahn bekommen“, sagt Brigitte Koch. Wer allein die dafür nötigen Genehmigungen der Luftfahrtbehörde kenne und weiß, dass seit 1990 in Sachsen kein noch so kleiner Flugplatz eröffnet wurde, der wisse das. Dafür benötige man außerdem nicht nur entsprechend finanzielles Hinterland, das hier von den Hobbyfliegern niemand habe, sondern das müsse auch gewollt sein. Und das sei ja wohl nicht der Fall, wie man sehe, so Koch. Holger Faulhaber und Armin Benicke – Initiatoren des Bürgerbegehrens zum Erhalt des Großenhainer Flugplatzes – äußerten sich seit der Flugplatz-Entscheidung nicht zur Flächensuche für eine neue Landebahn. Die sei noch nicht so weit und man wolle nicht irgendwo Diskussionen entfachen, so Holger Faulhaber auf Nachfrage der SZ. Offenbar weiß Brigitte Koch immerhin schon, dass die anvisierte Fläche nördlich von Großenhain eine Landbahn mit Nord-Süd-Ausrichtung haben soll. „Das nützt uns gar nichts“, sagt sie, denn das würde ständig Seitenwind für die historischen Flugapparate bedeuten. Sie wird wohl auf Bundesinnenminister Thomas de Maiziere hören. Der hatte kürzlich in einem Gespräch gesagt, das Fliegende Museum solle doch besser dem Geld hinterherziehen – in Großenhain sehe er da keine Perspektive.