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Fluss renaturiert: Sachsen übernimmt den Weißen Schöps

Mit der Übergabe der letzten neugebauten Flusskilometer ist nach zehn Jahren die größte Flussrenaturierung in Sachsen abgeschlossen. Die Bergleute sind stolz auf ihre Arbeit.

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© Leag

Miriam Schönbach

Rietschen. Der Eisvogel ist schon wieder da. Auch Zauneidechse, Ringelnatter und Knoblauchkröten fühlen sich wohl an der umgebetteten Weißen Schöps (Kreis Görlitz). Nach zehnjähriger Planungs- und Bauzeit wurden die 5,4 Kilometer zwischen Rietschen und Reichwalde am Donnerstag an den Freistaat übergeben. Durch das Projekt sei eine völlig neue Landschaft entstanden, sagte Uwe Grosser, Bergbauvorstand der Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG). „Bergleute nehmen nicht nur Landschaften in Anspruch, wir können auch Landschaften gestalten. Dafür wird man uns in 100 Jahren in der Region noch loben.“

Mit der Übergabe der letzten neugebauten Flusskilometer ist das aktuell größte Flussrenaturierungsprojekt in Sachsen abgeschlossen worden. Dem Baubeginn 2011 gingen umfangreiche Planungen voraus: 280 Ordner füllten allein die Akten zum Bau, 14 Planänderungsverfahren durchgeführt. Im Flurneuordnungsverfahren wurden bis jetzt 4350 neue Grenzsteine versetzt, bis 2022 soll es abgeschlossen sein. Für den 5,4 Kilometer langen neugebauten Flusslauf wurde ein komplett neues Flussbett ausgehoben und 960 000 Kubikmeter Boden bewegt.

24 Kilometer Gewässer wurden insgesamt neu verplant. Darunter befinden sich ehemals kanalisierte Bereiche aus den 1980er Jahren, die wieder zurückgebaut wurden. Nötig wurde die Umverlegung als Ersatzmaßnahme im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme der Kohleförderung im Tagebau Reichwalde. Durch die Nähe zur Braunkohlegrube liegen bewegte Zeiten hinter dem kleinen Lausitzer Fluss.

Denn der Mensch legt schon zum vierten Mal Hand an der herkömmlichen Struktur des Gewässers an. „Ein Zurück zum Ursprung ist es nicht, aber ein Zurück zur Natürlichkeit“, sagte Dietrich Göckelmann, Präsident der Landesdirektion Sachsen. „Sie bekommen einen naturnahen Wasserlauf mit gutem ökologischen Zustand. Dieses komplexe Gewässerausbauverfahren ist einmalig und sucht seinesgleichen in Sachsen.“ Zudem sei der Grundwasserhaushalt nicht beeinflusst und notwendige Hochwasserschutzmaßnahmen erledigt worden. Die Landesdirektion begleitete das Projekt von der Planung bis zum Abschluss.

Künftig wird die Landestalsperrenverwaltung den Fluss bewirtschaften. Allerdings bleibt die LEAG beim Weißen Schöps mit im Boot. Bis 2030 wird das Bergbauunternehmen unter anderem den Bestand der Fische und Fledermäuse wie auch Wasserqualität und Vegetation beobachten. (dpa)