Von Jörg Stock
Weiße Wände, Aktenschrank, Computer, ein kleiner Kaktus – richtig gemütlich sieht der neue Arbeitsplatz von Ulrich Fichter noch nicht aus. Der Leiter des Forstreviers Höckendorf macht erst seit kurzem Dienst in Höckendorfs Försterei am Schenkberg. An seinem früheren Quartier, der alten Försterei in Rabenau, musste er das Schild mit dem sächsischen Wappen abschrauben.
„Ich finde es traurig, dass uns so ein altes Haus aus den Händen gleitet“, sagt Fichter, wenn er an Rabenau denkt. Der stattliche Dreiseithof an der dortigen Spechtritzmühler Straße trägt die Jahreszahl 1680 am Mauerwerk. Jahrhunderte hindurch machten hier Forstleute ihre Arbeit. Doch der Freistaat verkaufte das Haus an einen Privatmann und zog damit den Schlussstrich unter die forstbehördliche Geschichte in der Stuhlbauersiedlung.
Die Gründe für den Exodus waren finanzieller Art. Das historische Gemäuer hatte eine Sanierung dringend nötig und der Freistaat sah sich außer Stande dafür aufzukommen. Außerdem gehörte ein Teil des Anwesens ohnehin schon dem jetzigen Besitzer. „Das Gebäude wurde dann der Stadt Rabenau zum Kauf angeboten“, berichtet Mario Marsch, Leiter des Forstamts Tharandt und Fichters Chef. Der Stadtrat habe damals abgelehnt. Rabenaus Bürgermeister Gerd Hilbert (Freie Wähler) steht heute noch zu der Entscheidung. „Der Reparaturstau am Gebäude war enorm.“ Von mehreren hunderttausend Euro ist die Rede. Hilbert bedauert den Verlust des Dienstsitzes. Aber schließlich gehöre der Kauf von Häusern zum Zweck des Traditionserhalts nicht zu den Pflichtaufgaben der Gemeinde.
Alte Försterei soll ein Heimatmuseum werden
Seit Ende Juli hat Ulrich Fichter nun offiziell in Höckendorf sein Büro. Doch mit dem Umzug kommt der Forst gewissermaßen vom Regen in die Traufe, denn das Forsthaus am Schenkberg ist gleichfalls sanierungsbedürftig. Das weiß auch Jürgen Schreckenbach, der Bürgermeister von Höckendorf. Trotzdem verhandelt er mit dem Sächsischen Immobilien- und Baumanagement (SIB) – also mit dem Freistaat – über den Kauf des Gebäudes. „Wir wollen dieses Kulturdenkmal erhalten“, sagt er. „Das Haus ist ein wichtiger Bestandteil des Ortes.“
Erste Vorstellungen, was man außer der Traditionsbewahrung noch mit dem Gebäude anstellen könnte, gibt es schon. Gemeindechef Schreckenbach schwebt eine Art Heimatmuseum mit land- und forstwirtschaftlichem Schwerpunkt vor. Dort solle auch die Jugend lernen, wie man mit der Natur umgehe und die Rohstoffe verantwortungsvoll nutze. Der Forstverwaltung kommen diese Gedanken entgegen, denn das Rabenauer Forstamt hatte auch pädagogische Aufgaben. Forstamtsleiter Mario Marsch spricht von einem waldpädagogischen Zentrum, das man in Höckendorf installieren könnte.
Ob die Pläne wahr werden, hängt vom Erfolg der Kaufverhandlungen ab. Was der Freistaat für die Försterei haben möchte, darüber schweigt der Höckendorfer Bürgermeister. „Wir hätten es am liebsten für einen Euro“, sagt er. Geld müsste die Gemeinde nachher ohnehin noch genug ausgeben. Den finanziellen Aufwand für die Sanierung hat das Rathaus schätzen lassen – er liegt bei einer knappen halben Million.
Indessen ist Ulrich Fichter schon sehr zufrieden mit seiner Unterkunft. „Ich glaube, wir haben hier einen guten Fang gemacht.“ Dann gibt es auch gleich Arbeit. Eine Obernaundorferin braucht Feuerholz für den heimischen Ofen. „Da gebe ich ihnen gleich einen Schein mit“, spricht der Forstmann und verschwindet in der Tür.