Merken

Forellen verenden im Dorfbach

Haben Chemikalien das Gewässer in Niederottendorf verseucht? Jetzt ermittelt die Polizei.

Teilen
Folgen
© Mike Jäger

Von Katarina Gust

Es passierte über Nacht und ohne Vorzeichen: Am Freitag sind im Dorfbach in Niederottendorf etwa 800 tote Bachforellen entdeckt worden. Das ominöse Fischsterben (SZ berichtete) ist nun ein Fall für die Polizei. Die Beamten haben Wasserproben genommen. Die sollen klären, ob womöglich Chemikalien ins Wasser geleitet wurden und die Forellen vergiftet haben. Die Ermittlungen dazu laufen noch, teilt die Polizeidirektion Dresden mit. Mindestens zwei Wochen wird es dauern, bis ein Untersuchungsergebnis vorliegt.

Die Polizei eingeschaltet hat Fischwirtschaftsmeister Gunther Ermisch von der gleichnamigen Forellen- und Lachszucht in Langburkersdorf. Er hat einen Teil des Dorfbaches in Niederottendorf gepachtet. Die Bachforellen, die in dem offenen Gewässer leben, nutzt er für die Aufzucht. Die Fische werden dafür im Herbst aus dem Wasser entnommen und in den Fischereibetrieb nach Langburkersdorf gebracht. Dort wird ihnen Laich entnommen, aus dem sich neue Bachforellen entwickeln.

Probleme mit den Fischen hat Ermisch in diesem Gebiet noch nicht gehabt. Bis ihn am Freitagvormittag ein Anwohner anrief. Er hatte durch Zufall im Bach mehrere tote Forellen gefunden und daraufhin Ermisch informiert. „Ich habe sofort Mitarbeiter nach Niederottendorf geschickt, die sich die Sache ansehen sollten“, erzählt er. Und tatsächlich, im Dorfbach schwammen mehrere Hundert tote Fische. Erwischt hatte es vor allem ein- bis dreijährige Forellen. Das Wasser im Dorfbach hätte optisch normal gewirkt. Anwohnern sei jedoch ein komischer Geruch aufgefallen. Ermisch hat daraufhin sofort die Polizei informiert. Die Ermittlungen laufen nun.

Auch weitere Wasserbewohner sind verendet

Das plötzliche Fischsterben trifft den Fischereibetrieb hart. Die Nachzucht von neuen Bachforellen sei nun nicht mehr gesichert. Und noch ein anderer Punkt macht Gunther Ermisch Sorgen: die anhaltende Trockenheit. „In den Bächen, Flüssen und Seen ist der Wasserstand bereits extrem niedrig“, erklärt der Fachmann. Wenig Wasser bedeutet weniger Platz für die vorhandenen Fische. Außerdem seien durch die Hitze die Wassertemperaturen angestiegen. Umstände, die den Fischen bereits zu schaffen machen.

„Da genügt es, einen Eimer Farbe oder Zement im Dorfbach auszuwaschen“, weiß Ermisch. Die Chemikalien würden sich in dem wenigen Wasser nur langsam auflösen. Für Fische bedeute das den Tod. Ermisch vermutet, dass ein aggressives Gift das Wasser verseucht hat. Denn nicht nur die Forellen sind verendet, sondern auch andere Wasserbewohner, darunter Krebse.

Welche Schadstoffe das Fischsterben in Niederottendorf verursacht haben, das müsse nun die Polizei herausfinden. Unternehmer Ermisch will nicht mutmaßen. Seine Mitarbeiter haben am Freitag noch versucht, den Einleitungsort ausfindig zu machen. Jedoch ohne Erfolg. Der Dorfbach entspringt in Oberottendorf. An der Wilhelm-Kaulisch-Straße in Neustadt mündet er dann in die Polenz. Dass die vermutlich giftigen Stoffe auch weiter flussabwärts Schaden angerichtet haben, glaubt der Fischwirtschaftsmeister nicht.

Bachforellen erholen sich nur langsam

Die Substanzen würden sich immer weiter verdünnen und schließlich neutralisiert. Die Population der Bachforellen würde sich auch wieder erholen. Das dauere jedoch seine Zeit.

Ob die Schadstoffe bewusst oder aus Unkenntnis in den Dorfbach gekippt wurden, ist dem Langburkersdorfer dabei egal. „So etwas darf einfach nicht passieren“, ist er überzeugt. Chemikalien könnten heute an vielen Stellen kostenlos und legal entsorgt werden. Zum Beispiel über das Schadstoffmobil des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Oberes Elbtal.