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Forscher zeigen Weg aus der Corona-Krise

Vier große Forschungseinrichtungen äußern sich gemeinsam zur Pandemie und sagen, wie sogar die Kontaktsperre bald aufgehoben werden könnte.

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© Sebastian Gollnow/dpa

Von Benjamin Reuter 

Wie geht es weiter im Kampf gegen das Coronavirus in Deutschland? Während Politiker in Bund und Ländern mit immer neuen Vorschlägen und Ideen vorpreschen, haben sich nun Wissenschaftler der vier großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland (Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Max-Planck-Gesellschaft ) zusammengetan, um einen Weg aus der Krise zu zeichnen.

Spannend bei dem eher ungewöhnlichen Vorstoß: Die Forscher haben ihre Empfehlungen (hier nachzulesen) anhand von mehreren unterschiedlichen Modellrechnungen erarbeitet, die laut den Forschern alle ähnliche Ergebnisse erbracht hätten, wie „Zeit Online“ berichtet.

Anhand dieser Modelle haben die Forscher eine Zwei-Phasen-Strategie entwickelt, die letztendlich dazu führt, dass umfangreiche Kontakteinschränkungen in Deutschland „binnen Wochen“ aufgehoben werden können, wie die Forscher schreiben. Mit dem Kontaktverbot würde DIE zentrale Maßnahme der Corona-Einschränkungen wegfallen.

  • In der ersten Phase sollen die Neuinfektionen weiter reduziert werden, bis eine effektive Kontaktverfolgung möglich ist. „Wünschenswert wäre eine Größenordnung von etwa 100 neuen Fällen pro Tag“, sagte die Mathematikerin Anita Schöbel vom Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik gegenüber „Zeit Online“. Zum Vergleich: In den vergangenen Tagen haben sich nachweislich zwischen 1.000 und 1.500 Menschen in Deutschland pro Tag neu mit dem Virus angesteckt.
  • In der zweiten Phase sind die Neuansteckungen dann soweit reduziert, dass sich Infektionsketten einzeln nachverfolgen lassen und so unterbrochen werden können. Dabei könnten dann zum Beispiel eine Corona-App helfen und Spezialteams der Gesundheitsämter, die sich um schnelle Tests und die konkrete Nachverfolgung der Infektionsketten kümmern. Beides befindet sich derzeit im Aufbau.

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Im Grunde ist das auch die Strategie, die Bund und Länder verfolgen. Wo Forscher und Politiker allerdings voneinander abweichen: Die Wissenschaftler argumentieren, dass die bestehenden Maßnahmen in Bezug auf das Kontaktverbot und Hygienemaßnahmen noch eine Weile streng beibehalten werden sollen. Konkreter werden die Forscher nicht. So bleibt zum Beispiel auch die Frage offen, ob die Schulen und Kitas tatsächlich schon wieder geöffnet werden sollten.

Die Situation ist noch nicht stabil

Eine wichtige Erkenntnis der Forscher: Die Reproduktionszahl R lag seit Ende März leicht unter 1. Das bedeutet, dass die Epidemie in Deutschland rückläufig ist, weil ein Infizierter im Schnitt weniger als einen anderen Menschen ansteckt.

Den Rückgang der Neuinfektionen führen die Forscher auf folgende Maßnahmen zurück:

  • das Verbot großer Versammlungen,
  • die Einschränkung des öffentlichen Lebens sowie Schließung von Bildungseinrichtungen und vielen Geschäften,
  • die Kontakteinschränkung, die von einem großen Teil der Bevölkerung bereits vor dem offiziellen Kontaktverbot umgesetzt wurde.

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Das persönliche Engagement und die große Akzeptanz in der Bevölkerung hätten zentral zu diesem Ergebnis beigetragen, schreiben die Wissenschaftler. Gleichzeitig warnen die Forscher: „Die Situation ist nicht stabil, selbst eine nur kleine Erhöhung der Reproduktionszahl würde uns zurück in eine Phase des exponentiellen Wachstums führen. Daher muss die Reproduktionszahl bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffs unter 1 gehalten werden.“

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