Meißen
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Söhne reden über das Schicksal ihres Vaters

Die Meißner Thesen der CDU sind heute fast vergessen. Georg Dertinger, der ins Gefängnis kam, hat sie maßgeblich verfasst. Seine Söhne sprechen jetzt.

Von Ulf Mallek
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Bereitet einen außergewöhnlichen Abend über die DDR-CDU vor: der Meißner SPD-Landtagsabgeordnete Frank Richter. Es geht um den ersten Außenminister der DDR Georg Dertinger.
Bereitet einen außergewöhnlichen Abend über die DDR-CDU vor: der Meißner SPD-Landtagsabgeordnete Frank Richter. Es geht um den ersten Außenminister der DDR Georg Dertinger. ©  Archivfoto: Claudia Hübschmann

Dieser Name ist heute nur noch Eingeweihten bekannt: Georg Dertinger (1902 bis 1968). Sein Leben  ist interessant und erschütternd zugleich. In den 30er Jahren war er Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei und gehörte zur Delegation des ehemaligen Reichskanzlers von Papen, der in Rom zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl verhandelte.

1945 zählte Georg Dertinger zu den Mitbegründern der CDU in der Sowjetischen Besatzungszone, war Abgeordneter der Volkskammer und von 1949 bis 1953 erster Außenminister der DDR. Er verfasste die Meißner Thesen für einen christlichen Sozialismus. Um die Thesen zu verabschieden, kam er mit weiteren Parteichefs der CDU im Herbst 1952 nach Meißen.

Dertinger  war zudem maßgeblich beteiligt an der Formulierung der ersten Verfassung der DDR. Als Außenminister unterzeichnete er am 6. Juli 1950 das Görlitzer Abkommen mit Polen über die Oder-Neiße-Grenze. Doch dann kam alles anders.

Auf Betreiben der Stasi wurde er im Januar 1953 verhaftet und am Ende eines Schauprozesses zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Ihm und seinen Mitverurteilten war vorgeworfen worden, die DDR beseitigen und das Eindringen faschistischer Banden organisieren zu wollen. Auf Fürsprache Gerald Göttings, des späteren Vorsitzenden der DDR-CDU, bei Walter Ulbricht wurde Georg Dertinger 1964 begnadigt. Er starb am 21. Januar 1968 an Krebs. Seine Grabstätte und die seiner Frau befinden sich auf dem Südfriedhof Leipzig.

Über das Leben und die Überzeugungen Georg Dertingers, über ihre Erinnerungen an ihn und über ihr eigenes schlimmes Verfolgungsschicksal sprechen die Söhne Christian und Rudolf am 23. Februar in Dresden. Da auch ihre Mutter verhaftet wurde, waren die Kinder plötzlich elternlos. Rudolf, der damals 15 Jahre alt war, musste für drei Jahre ins Zuchthaus. Der jüngere Christian wuchs bei einer Pflegefamilie auf, erhielt einen neuen Namen. Beide wollen das Vermächtnis ihres Vaters am Leben erhalten. 

Die Diskussions-Reihe heißt „Brüche“ und findet  auf dem Theaterkahn Dresden statt (11-12.30 Uhr). Moderiert wird sie vom Meißner SPD-Landtagsabgeordneten Frank Richter, der die Söhne Dertingers gut kennt, insbesondere Christian. Richter: "Das sind Schicksale, die uns heute noch tief bewegen." 

Eintritt: 11 und 16 Euro.