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Frau Merkel, was halten Sie von Wrestling?

Youtube-Star Florian Mundt alias LeFloid darf die Bundeskanzlerin interviewen. Für beide ist das gute Werbung.

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© dpa

Von Christoph Farkas

Wann wird die Homo-Ehe legalisiert? Was halten Sie von Wrestling? Warum unterstützen Sie die NSA? Würden Sie lieber gegen 100 entengroße Pferde oder eine pferdegroße Ente kämpfen?

So herbeifantasiert das auch klingen mag, solche Fragen könnte die Bundeskanzlerin morgen gestellt bekommen. Denn sie trifft Florian Mundt zum Gespräch, einen der bekanntesten deutschen Youtuber. Mundt, geboren 1987 in Berlin, nennt sich auf der Videoplattform Youtube „LeFloid“. Dort veröffentlicht er zweimal pro Woche eine Art Nachrichtensendung. Nebenbei studiert er Psychologie und Rehabilitationsdiagnostik.

In seinen fünf- bis zehnminütigen Videos widmet er sich pointiert Pegida und Griechenland, Geheimdiensten oder der Frage, ob Dinosaurier demnächst geklont werden könnten (Ja, könnten sie). Slogan der Sendung: „Action News. Aber hart!“ Mit seinen Textsalven, Schnittexzessen und Soundeffekten ist das Format mit der Tagesschau etwa so verwandt wie Angela Merkel mit dem Internet.

Es sind News für eine Generation, die mit der Ästhetik des Internets aufgewachsen ist und dösig wird, sobald sie Thomas Roth in den Tagesthemen sieht.

Mundt veröffentlicht seit 2010 auf Youtube. Heute wird jedes seiner Videos etwa eine Million Mal abgerufen. Zum Vergleich: Ein vor einer Woche von der Bundesregierung veröffentlichtes Video mit dem Titel „Bürokratie vermeiden, Bürokratie abbauen“, in dem Merkel über, nun ja, Bürokratie spricht, wurde kaum 500 Mal geklickt. Mundts Kanal hat über 2,6 Millionen Abonnenten, der der Bundesregierung knapp 13 000. Die weltmächtigste Frau ist im Netz ein kleiner Fisch.

Für das Interview hat Mundt seine Zuschauer aufgefordert, ihm Fragen zu schicken, die sie umtreiben. Ausgewählte will er Merkel stellen. Ob sich das mit den Erwartungen der Regierung deckt? Die sagte nämlich, die Kanzlerin und der Internet-Held würden darüber sprechen, „was den Menschen in Deutschland wichtig ist“.

Was immer auch geschieht – für beide ist das Gespräch gute PR. Angela Merkel wagt sich abenteuerlustig ins „Neuland“, Florian Mundt wird nun auch in der analogen Welt wahrgenommen. Veröffentlicht wird das Interview kommenden Montag.