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Frau stirbt bei Brand in Pflegeheim

In einem Pflegeheim in Görlitz hat es in der Nacht zu Dienstag ein Zimmer gebrannt. Eine Bewohnerin ist gestorben, zwölf Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

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© Danilo Dittrich

Von Ralph Schermann

Görlitz. Ein Meer von Blaulicht, ein Sturm von Sirenen – die Nacht zum Dienstag schreckte viele Görlitzer auf, die an Anfahrtswegen der Rettungskräfte wohnen. Insgesamt 15 Feuerwehrfahrzeuge, elf Rettungswagen und vier Polizeiautos waren unterwegs, letztlich auch noch ein Hubschrauber. Das große Aufgebot hatte das Ständehaus zum Ziel, doch der Einsatz endete tragisch: eine Tote, elf Verletzte.

„Wir wurden um 3.26 Uhr alarmiert“, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr, Thomas Seitz. Die automatische Brandmeldeanlage des Alten- und Pflegeheimes „Am Stadtpark“ hatte Signale aus einem Zwei-Personen-Zimmer der dritten Etage des Altbaus an die Leitstelle gesendet. Zuerst wurden die Berufs- und die Ortsfeuerwehr Mitte eingesetzt, schnell aber führte der Alarm wegen der sensiblen Lage zu einem Großaufgebot und ließ auch die freiwilligen Ortsfeuerwehren Weinhübel, Kunnerwitz/Klein Neundorf, Hagenwerder/Tauchritz, Klingewalde und Ludwigsdorf/Ober-Neundorf ausrücken. Es machten sich insgesamt 55 Feuerwehrleute auf den Weg, Notärzte rückten an, ASB und DRK boten 22 Helfer von Rettungsdienst und Katastrophenschutz zur Dr.-Kahlbaum-Allee 31 auf.

„Die Lageerkundung ergab, dass das Zimmer in voller Ausdehnung brannte, zudem war der gesamte Abschnitt stark verraucht“, schilderte Thomas Seitz. Zehn verletzte Heimbewohner im Alter zwischen 63 und 91 Jahren und eine Pflegedienstmitarbeiterin (42) wurden, vor allem mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung, vom leitenden Notarzt in mehrere umliegende Krankenhäuser eingewiesen. Eine 82-Jährige erlitt schwere Brandverletzungen, ihr Zustand war bei Redaktionsschluss noch kritisch. Während der Löscharbeiten wurden zehn der insgesamt 104 Bewohner des Heimes zu ihrem Schutz aus dem Gebäude geführt. Die übrigen Wohneinheiten waren nicht betroffen. Für eine Bewohnerin aus dem Brandraum kam jedoch jede Hilfe zu spät. Ein Notarzt konnte leider nur noch den Tod der 73-Jährigen feststellen.

Die Flammen wurden von der Feuerwehr sehr schnell gelöscht und damit auch ein Übergreifen auf das Haus verhindert. Der Einsatzleiter setzte einen ersten Löschtrupp über das Treppenhaus ein, parallel dazu wurde ein zweiter Angriff über die Drehleiter von außen aufgebaut. Kritisch wurde es allerdings noch einmal, als ein Löschtruppmann der FFw Stadtmitte nach Rückkehr aus dem Gebäude die Atemschutzmaske abnahm und darunter kreidebleich wirkte, zudem über Schmerzen in der Brust klagte. „Herzinfarkt“, erkannte ein Notarzt sofort. Dank der schnellen medizinischen Hilfe vor Ort konnte der 37-Jährige gut versorgt und dann zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus Ebersbach/Sachsen gebracht werden. „Nach dem jetzigen Kenntnisstand ist der Kamerad außer Lebensgefahr“, bestätigte am Nachmittag der Leiter der Görlitzer Feuerwehr, Uwe Restetzki. Warum das Zimmer in Brand geriet, ist noch unklar. Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen aufgenommen, bereits am frühen Morgen machten sich in dem Brandraum die Spezialisten der Spurensicherung an die Arbeit, wie Polizeisprecher Thomas Knaup bestätigte. Teile des Gebäudes wurden vorübergehend für den Einsatz des Brandursachenermittlers der Polizeidirektion Görlitz gesperrt. In der Öffentlichkeit aufgetauchte Gerüchte einer Ähnlichkeit zu den jüngsten Brandstiftungen in den nahe gelegenen Objekten Tivoli und alter Wäscherei entbehren jedoch jeder Grundlage. Aber auch an einem technischen Defekt wurde gezweifelt. „Wir haben alle vorgeschriebenen Wartungen und Überprüfungen der elektrischen Anlagen im Haus korrekt eingehalten“, berichtete Heimleiterin Christina Finke, die unmittelbar bei Alarmauslösung über den Hausnotruf verständigt wurde. Erst vor zwei Wochen war zum Beispiel die Brandmeldeanlage planmäßig geprüft worden. Eingeschaltet wurde die Bauaufsicht der Stadtverwaltung, um mögliche Schäden am Gebäude zu bewerten. Allerdings ist durch das schnelle Tätigwerden der Feuerwehr die räumliche Beeinträchtigung relativ gering. „Drei Zimmer können wir derzeit nicht nutzen“, informierte Christina Finke. Das sind der eigentliche Brandraum und zwei von Rauch und Löschwasser betroffene Nachbarräume. Das Löschwasser selbst hat wenig Spuren hinterlassen. „Wir kamen mit weniger als 400 Litern aus“, entnahm Uwe Restetzki dem minutiösen Protokoll des Feuerwehreinsatzes, der exakt um 6.17 Uhr beendet wurde.

Am Dienstagvormittag besuchte Oberbürgermeister Siegfried Deinege das Alten- und Pflegeheim „Am Stadtpark“. „Ich möchte meine persönliche Anteilnahme für die Hinterbliebenen der im Feuer verstorbenen Seniorin, den zum Teil schwer verletzten Heiminsassen, dem Pflegepersonal und der Heimleitung aussprechen“, sagte er. „Sobald es möglich ist“, möchte sich Deinege auch bei dem erkrankten Feuerwehrmann bedanken. Der OB würdigte, dass eine vorbildlich arbeitende Feuerwehr dafür sorgte, dass es zu keiner kritischen Brandausbreitung kam. Denn es ist Fakt, betonte er: „Über hundert Menschen waren in der Nacht akut in Lebensgefahr.“