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Frauen lassen sich nichts verbieten

Die Emanzipation im Fels ist längst vollzogen. Jochen Mayer begrüßt den Aufstieg in die Männerwelt.

Von Jochen Mayer
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SZ-Redakteur Jochen Mayer.
SZ-Redakteur Jochen Mayer. © SZ/dpa

Frauen lassen sich nichts verbieten. Dabei sind die Zeiten gar nicht so lange her, wo sogar handfest versucht wurde, beim Boston-Marathon die verkleidete Läuferin aus dem Männerfeld zu zerren. Doch längst rennen sie die klassische Distanz und viel mehr, heben Gewichte, spielen Fußball, ringen und boxen, springen von Schanzen, fahren Bob. Das waren alles mal reine Männer-Domänen, genauso wie die Felswelten, die steilen und hohen Berge. Dort wagten sich einst die harten Kerle hin, Frauen feierten sie.

Das ist längst Geschichte. Aber der Blick zurück lohnt sich. Bemerkenswertes förderte Historiker Joachim Schindler zutage. Der Dresdner gab den Frauen ein Gesicht, die sich vor über 100 Jahren in die Männerwelten trauten, die Tabus brachen, die den Weg ebneten in die Normalität der Gleichberechtigung – auch am Seil. Die alten Fotos berühren, weil sie ahnen lassen, wie schwer es gewesen sein muss, mit all der Kleiderfülle und sperrigen Reifröcken in die Höhe zu steigen – gegen alle Vorurteile.

Wie schwierig alleine die Kleiderordnung gewesen sein muss, macht das Filmexperiment von Bettina Wobst deutlich. Der Streifen berührte beim Bergsichten-Filmfestival wohl auch deshalb so sehr, weil selbstbewusste junge Frauen von heute so einen starken Kontrast bilden in Alt-Kostümen. Aber so wird vielen bewusst, warum es so erfrischend wirkt, wenn sie ihre Sicht auf das Heute und Vergangene artikulieren.

Auch wenn in Sachen Gleichberechtigung noch längst nicht alles gerecht ist – die wilden Berggesellinnen vor einem Jahrhundert zeigen uns heute, wie sehr sich die Welt verändert hat. Diese Vorstiege der Frauen in unbekanntes Terrain, überhaupt die Emanzipation im Fels und am Berg waren gute Entwicklungen.