Von Qassim Abdul-Zahra
Irakische und internationale Truppen haben die Nummer zwei des Terrornetzwerks al-Qaida im Irak festgenommen. Das teilte der nationale Sicherheitsberater des Landes, Muwafak al Rubaie, gestern mit. Hamed Dschumaa Farid al Saidi sei vor einigen Tagen nördlich von Bagdad aufgegriffen worden. Er stehe in der Rangfolge der gesuchten al-Qaida-Terroristen direkt hinter dem neuen Führer Abu Ajjub al Masri.
Al Saidi sei unter anderem für den Bombenanschlag auf ein Heiligtum der Schiiten in der Stadt Samarra im Februar verantwortlich, sagte Al Rubaie weiter. Der Askari-Schrein gilt als eines der wichtigsten Heiligtümer der schiitischen Muslime. Die Explosion brachte die imposante Goldkuppel des auch als „Goldene Moschee“ bekannten Schreins zum Einsturz. Die Tat verschärfte die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten. Bei Vergeltungsaktionen kamen Hunderte Menschen ums Leben.
Hinweise auf al Saidis Aufenthaltsort erhielten die irakischen Behörden laut al Rubaie nach dem Tod des al-Qaida-Führers Abu Mussab al Sarkawi, der am 7. Juni bei einem US-Luftangriff getötet wurde. Al Saidi, der auch als Abu Humam oder Abu Rana bekannt gewesen sei, sei in einem Wohnhaus entdeckt worden und habe bei seiner Festnahme Frauen und Kinder als Schutzschilde einsetzen wollen. Mit ihm seien mehrere seiner Berater und Anhänger aufgegriffen worden.
Al Saidi habe Informationen geliefert, die zur Festnahme oder Tötung von elf anderen Führungsmitgliedern von al Qaida im Irak geführt hätten. Das Terrornetzwerk leide nun unter einer „schweren Führungskrise“.
Die US-Regierung bezeichnete die Lage im Irak als prekärer denn je. Die Gewalt zwischen den Volksgruppen breite sich immer weiter aus, die Gefahr eines Bürgerkriegs wachse, hieß es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht des US-Verteidigungsministeriums.
Problem Todesschwadrone
Ein wachsendes Problem seien Todesschwadronen, die die irakische Bevölkerung angreifen. Die Sicherheitslage sei so schwierig wie nie zuvor seit der US-Invasion im März 2003. Die Zahl der Opfer sei seit Juni um 51 Prozent und die der Attacken um 15 Prozent angestiegen.
Die irakische Regierung übernahm unterdessen von den USA offiziell die Aufsicht über das berüchtigte Gefängnis von Abu Ghraib bei Bagdad. Die Übergabe wurde zwischen dem amerikanischen Generalmajor Jack Gardner und Vertretern des irakischen Justizministeriums sowie der irakischen Streitkräfte vollzogen. In dem riesigen Gefängnis waren noch in diesem Frühjahr über 4 500 Gefangene in US-Gewahrsam. Die letzten Häftlinge wurden bereits am 15. August aus der Anstalt verlegt. Das Gefängnis sorgte wegen schweren Gefangenenmisshandlungen durch amerikanische Soldaten lange Zeit für Schlagzeilen.
Das Blutvergießen ging am Wochenende im Irak weiter. Mindestens 26 Menschen starben bei Schießereien und Anschlägen in Hilla, Falludscha, Ramadi und Bakuba. In Bakuba fanden bei verschiedenen Anschlägen zwölf Menschen den Tod, darunter vier Kinder und zwei Polizisten. In Bagdad wurden nach US-Angaben zwei amerikanische Soldaten von einer Bombe zerrissen. (AP/ dpa)