Von Daniele Pfeiffer
Görlitz. Rolf Weidle sieht dringenden Handlungsbedarf im Notarztsystem. Der pensionierte Arzt und Stadtrat (Bürger für Görlitz) war bis 1990 Chefarzt der Schnellen Medizinischen Hilfe und bis 1992 leitender Notarzt. Damals habe es keine Probleme gegeben. Im Gegenteil: Es gab immer auch noch weitere Ärzte in Bereitschaft, sowohl für krankheitsbedingte Ausfälle als auch für Einsätze, die den Einsatz mehrerer Rettungsfahrzeuge erforderten. Zudem gab es zwei hauptamtliche Arztstellen in der Leitstelle. Obwohl sich die Vergütung der Notarztdienste verbessert habe, sei das aus Kostengründen heute nicht mehr leistbar. „Die Notarztbesetzung hat sich zu einem echten Problem entwickelt“, sagt Weidle. Die Ursachen des Desinteresses von Ärzten, Dienste zu übernehmen, sieht er ganz klar: Der Freistaat Sachsen habe das jetzige System von Bayern übernommen, wo die Notarztbesetzung und Bezahlung über die Kassenärztliche Vereinigung gesteuert wird und die Ärzte sich freiwillig am Dienst beteiligen. In allen anderen Bundesländern werden vom Staat die Krankenhäuser verpflichtet, die Notarztdienste zu besetzen, Ärzte erhalten dafür unter anderem Freizeit. Bei uns hingegen sei die Belastung in Kliniken und Praxen inzwischen so hoch, dass viele Ärzte auf die zusätzlichen Geldeinnahmen des Notarztdienstes zugunsten von Freizeit verzichten. Hinzu komme Frust durch Fehleinsätze, die sich nach der Verlegung der Rettungsleitstelle nach Hoyerswerda häufen. Es fehle zudem nach wie vor ein hauptamtlicher ärztlicher Leiter der Rettungsleitstelle, der Einsätze analysiert und eine zielgerichtete Fortbildung des gesamten Personals realisieren kann.

Für die Verbesserung der ärztlichen Notdienste sieht Weidle die Landespolitik in der Pflicht, die Modelle anderer Bundesländer übernehmen müsse.