Dresden. Augenzwinkernd statt tränenreich: Sachsen setzt sich mit einer neuen Kampagne für die Belange Behinderter ein. Unter dem Slogan „Behindern verhindern - Zeit für barrierefreies Handeln“ will die Regierung mit Großplakaten, Postkarten, einer Website und einem Kinospot für die Bedürfnisse Betroffener sensibilisieren. „Wir wollen Behindern verhindern. Denn Menschen mit Behinderungen haben ein Recht auf gleichberechtigte Teilhabe am Leben“, sagte Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) am Donnerstag zum Start der Kampagne, die humorvoll angelegt ist.
Für ihr Anliegen haben die Sachsen fünf Motive ausgewählt: „Im Rollstuhl wissen, wie der Hase läuft!“ bezieht sich auf all jene, die nicht laufen können. „Ohne Hände den Stier bei den Hörnern packen!“ zielt auf Menschen, denen Gliedmaßen fehlen. „Mit Gendefekt ein toller Hecht!“ soll an geistig Behinderte erinnern. Zwei Motive für Gehörlose („Taub und die Flöhe husten hören!“) und Blinde („Blind wie ein Maulwurf seinen Weg machen!“) ergänzen die Kampagne. „Wir möchten zum Nachdenken, aber vor allem zum Umdenken anregen“, sagte Klepsch. Man wolle nicht auf Defizite abstellen, sondern auf Chancen.
Bei der Präsentation der Kampagne begrüßte die Ministerin die Gäste in der Gebärdensprache. Für jedes der fünf Motive wurde ein Botschafter ausgewählt. Der stellvertretende Landtagspräsident Horst Wehner ist einer von ihnen. Der 64-Jährige ist mehrfach Deutscher Meister im Rollstuhltanzen. „Das Entscheidende ist, dass die Barrieren wegkommen“, erklärte Wehner. „Wir sind nicht behindert, wir werden behindert“, sagte Dirk Schmidt vom Verein Inklusion in Dresden. Er hat einen Rollstuhl-Parcours entwickelt, auf dem man sich in die Lage von Rollstuhlfahrern versetzen kann.
Nach den Worten von Klepsch werden Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen oft nur über ihre Defizite wahrgenommen. Dabei hätten sie wie alle anderen Stärken und Schwächen. Die Kampagne spiele deshalb mit bekannten Redewendungen und schreibe den Behinderten positive Eigenschaften zu.
Zugleich sei sie Teil des Aktionsplanes der Regierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Konkrete Maßnahmen sollen im Herbst auf den Weg gebracht werden. „Neben den physischen Barrieren müssen wir auch Grenzen im Kopf überwinden“, betonte die Ministerin. (dpa)