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Adel übt Etikette in Lauenstein

Ein Barock-Verein aus Dresden bringt am Wochenende weiteren Glanz aufs Schloss. Es wird auch getanzt - in historischen Roben.

Von Gunnar Klehm
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Rudolf von Bünau und seine Lebenspartnerin Elke Köcher. "Wir leben den Barock und stellen Geschichte zu Zeiten Augusts des Starken dar."
Rudolf von Bünau und seine Lebenspartnerin Elke Köcher. "Wir leben den Barock und stellen Geschichte zu Zeiten Augusts des Starken dar." © Daniel Förster

"Wir sind auf dem Schloss in Lauenstein nicht nur zu Gast, sondern auch ein bisschen zu Hause", sagt Rudolf von Bünau. Er stammt einer der sechs Linien des Adelsgeschlechts der von Bünaus ab, die einst auch in Lauenstein herrschten. Jetzt fühlt sich der 63-Jährige der Tradition verpflichtet. Von Bünau ist Vorstand im Schlossverein Lauenstein und engagiert sich ebenso für Schloss Weesenstein oder Nöthnitz.

Auch im Barock-Verein in Dresden ist er aktiv. Der hält am Sonnabend, 18. März, nicht nur eine Mitgliederversammlung auf Schloss Lauenstein ab, sondern hat auch ein ausgiebiges Programm, das auch für alle anderen Schloss-Besucher zum Hingucker werden dürfte. Denn die etwa 20 Vereinsmitglieder werden den ganzen Tag in historischen Roben unterwegs sein. "Wir leben den Barock und stellen Geschichte zu Zeiten Augusts des Starken dar", erklärt Rudolf von Bünau.

Tanz in historischem Ambiente

Der Barock-Verein ist zum ersten Mal auf Schloss Lauenstein präsent. Dort ist jetzt Museumschefin Gabriele Gelbrich die Hausherrin für die Stadt Altenberg. Und sie hat einiges in Bezug auf die von Bünaus zu erklären. In der Schlosskirche gibt es zum Beispiel ein Bünau-Epitaph. Ab 16 Uhr wird dort auch barocke Orgelmusik gespielt werden. "Dazu kommt extra ein Organist angereist", erklärt Rudolf von Bünau.

Neben einem Empfang am Vormittag und weiteren Führungen übers Schlossgelände ist nach dem Mittag auch das Üben der damaligen höfischen Etikette geplant und es wird getanzt - unter anderem im Wappensaal. Darauf freuen sich die Vereinsmitglieder besonders. Zum einen sind solche Tanzveranstaltungen selten, erst recht in originalen Räumlichkeiten jener Zeit.

Für die glanzvollen Roben sorgt auch Rudolf von Bünaus Lebenspartnerin Elke Köcher. Sie schneidert sie so original wie möglich. An der Tradition wird sich auch orientiert, wenn beispielsweise Degen oder Orden damaliger Zeit angelegt werden.

Erste Veranstaltung auf Lauenstein

Die von Bünaus auseinanderzuhalten, ist eine Kunst für sich. Zwar reicht der Stammbaum der Adligen bis zur ersten urkundlichen Erwähnung 1166 zurück. "Aber es gab für männliche Nachkommen immer nur drei Vornamen: Heinrich, Günther und Rudolf", sagt Rudolf von Bünau.

Der Schlosskomplex von Lauenstein.
Der Schlosskomplex von Lauenstein. © Egbert Kamprath

1517 hat die Familie von Bünau Lauenstein erworben. Mitte des 16. Jahrhunderts hatte Günther von Bünau die Burg zu einem prunkvoll ausgestatteten Renaissanceschloss umgestaltet. Bis heute zieren Familienwappen das Schloss. Doch Kriege führen ab Mitte des 18. Jahrhunderts zu einem wirtschaftlichen Niedergang. Dem Siebenjährigen Krieg folgen der bayerische Erbfolgekrieg und die napoleonischen Befreiungskriege. 1821 ist die Familie gezwungen, die Herrschaft auf Lauenstein zu verkaufen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der letzte Schlossbesitzer 1945 enteignet. Das Schloss Lauenstein ist nun im Besitz der Stadt Altenberg und zählt seit 2019 als Bestandteil zum UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří.

Der Höhepunkt des Jahres steht für die Vereinsmitglieder aber noch an. Im Juli nehmen sie an einem großen Treffen im Barockschloss Versailles in Frankreich teil. In Lauenstein sind sie jetzt zum ersten Mal in dieser Form zu Gast. Im vorigen Jahr traf man sich in Heidenau-Großsedlitz. Rudolf von Bünau ist dabei der einzige echte Adlige. "Weltweit leben noch etwa 60 bis 65 von Bünaus", erklärt er.