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Bannewitz erlebt Fröses Festwoche

Das Ende der Ära von Christoph Fröse als Bürgermeister hätte schöner kaum sein können. Sogar der Gemeinderat verschob deshalb eine Sitzung.

Von Gunnar Klehm
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Die Feuerwehr kam komplett zum Abschied von Christoph Fröse aus dem Bürgermeisteramt.
Die Feuerwehr kam komplett zum Abschied von Christoph Fröse aus dem Bürgermeisteramt. © Karl-Ludwig Oberthür

So voll war die Eutschützer Mühle in Bannewitz lange nicht mehr. Christoph Fröse gab dort am Donnerstagabend seinen persönlichen Ausstand als Bürgermeister. Um Mitternacht übernahm sein Nachfolger Heiko Wersig (parteilos). Zur Wahl am 6. Februar dieses Jahres erhielt er eine satte Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmen.

In der rappelvollen Mühle gab es gegen 17 Uhr dann noch mal einen Schreckmoment. Mit Martinshorn und Blaulicht fuhr die Feuerwehr vor. Doch alle Kameraden blieben äußerst gelassen. Nur Fröse war nicht eingeweiht. Mit großem Aufgebot von Jugendfeuerwehr bis Altersabteilung gab es den Dank für das von Fröse Geleistete.

Allerdings wurde ihm seine geliebte signalfarbene Jacke mit der Aufschrift Bürgermeister abgenommen, mit der Fröse stets als oberster Feuerwehrmann der Gemeinde vor Ort war, wo auch immer es brannte. Zum Glück war das nicht oft im wörtlichen Sinne. Stattdessen bekam der 66-Jährige nun ein neues Exemplar. Das Wort Bürgermeister steht dort immer noch auf dem Rücken, aber nun mit dem Zusatz a.D. für außer Dienst.

Abschied unter Freunden

Es war regelrecht eine Festwoche. Nicht etwa, weil die Bannewitzer besonders froh sind, einen Wechsel in der Rathausspitze zu bekommen, sondern weil sich so viele Gäste angesagt hatten. Fast pausenlos klingelte das Telefon, musste er Hände schütteln und hatte Gäste an seinem Tisch sitzen. Denn Fröse hat sich in seiner 14-jährigen Amtszeit einige Verdienste erworben, ob es die Ansiedlung von Unternehmen war oder eine erneute Steigerung der Einwohnerzahl. Letzteres hat zwar nicht mehr die Dynamik der 1990er-Jahre aber von 10.600 Einwohnern 2008 stieg die Zahl bis heute um weitere 500 Einwohner. Keine Selbstverständlichkeit in einer Zeit, wo immer weniger Kinder geboren werden.

Zur großen Verabschiedungsfeier für Christoph Fröse aus dem Bürgermeisteramt in Bannewitz kamen auch Bräunlingens Bürgermeister Micha Bächle (l.) und der Bürgermeister von Dubi (CZ), Petr Pipal,
persönlich vorbei.
Zur großen Verabschiedungsfeier für Christoph Fröse aus dem Bürgermeisteramt in Bannewitz kamen auch Bräunlingens Bürgermeister Micha Bächle (l.) und der Bürgermeister von Dubi (CZ), Petr Pipal, persönlich vorbei. © Karl-Ludwig Oberthür
Auch das hat der Gemeinderat so nicht erlebt. Zur letzten Sitzung, die Fröse am Dienstag leitete, machte ihm eine Bauchtanzgruppe des Musikvereins Bannewitz die Aufwartung.
Auch das hat der Gemeinderat so nicht erlebt. Zur letzten Sitzung, die Fröse am Dienstag leitete, machte ihm eine Bauchtanzgruppe des Musikvereins Bannewitz die Aufwartung. © SZ/Gunnar Klehm
Ließ es sich nicht nehmen, seinem Schulfreund Christoph aus frühen Kindertagen zum Abschied eine Schoko-Sahne-Torte zu schenken: Gerald Seifert von der Bäckerei Bärenhecke.
Ließ es sich nicht nehmen, seinem Schulfreund Christoph aus frühen Kindertagen zum Abschied eine Schoko-Sahne-Torte zu schenken: Gerald Seifert von der Bäckerei Bärenhecke. © SZ/Gunnar Klehm
Ein Foto aus der Vergangenheit. Bevor er ins Rathaus einzog, kannten viele Christoph Fröse als nervenstarken Fahrlehrer.
Ein Foto aus der Vergangenheit. Bevor er ins Rathaus einzog, kannten viele Christoph Fröse als nervenstarken Fahrlehrer. © SAE Sächsische Zeitung

Profitiert haben auch die Partnerstädte voneinander. Das sind Bräunlingen im Schwarzwald-Baar-Kreis und das tschechische Dubi. Das liegt lediglich 50 Kilometer entfernt, gleich hinter der Grenze. Die Entfernung nach Bräunlingen beträgt mehr als 600 Kilometer. Dennoch kam eine Delegation um Bürgermeister Micha Bächle und Hauptamtsleiter Jürgen Betsche persönlich, um die Feierlichkeiten um die Amtsübergabe im Rathaus mitzuerleben. Auch Dubis Bürgermeister Petr Pipal kam zum Abschied.

Sitzung extra verschoben

Es wurde auch die letzte Gemeinderatssitzung, die Fröse als Bürgermeister zu leiten hatte, extra in die Festwoche verschoben. Die Sitzung im Kompressorenbau war mit 40 Gästen so gut besucht wie nur wenige zuvor. Es gab etliche Grußworte von Vereinsvorsitzenden und Weggefährten, die sich für die gute Zusammenarbeit bei Christoph Fröse bedankten. Weil er nun ins Rentenalter eintritt, konnte er sich nicht erneut zur Wahl stellen.

Bei seiner emotionalen Abschiedsrede wurde noch mal deutlich, mit wie viel Herzblut er das Amt ausgefüllt hat. Besonders war ihm eine Anekdote wichtig zu erzählen. Als es um den Erhalt der Mittelschule ging. Offiziell fehlte noch die Anmeldung eines einzigen Fünftklässlers, der darüber entschied, ob die Schule weitergeführt oder geschlossen wird. Schließlich war es der Sohn von Gemeinderat Lutz Grämer gewesen, der die Schule gerettet hatte.

Kampf um die Mittelschule

Am Abend vor der Meldung der Zahl fehlte einer. Weil Fröse wusste, dass Grämers Junge nach Kreischa wollte, fuhr er zur Familie hin. Fröse erzählt die Begebenheit an diesem Abend so: "Der Junge kam zu mir gelaufen und fragte: Sie brauchen wohl noch einen Schüler? Dann bleibe ich in Bannewitz! Da haben wir aber eine ganz faire Sache draus gemacht. Mit der Mutti haben wir gesagt: Da schläfst du noch mal drüber. Sage morgen früh dem Vati, wofür du dich entschieden hast. Früh kam der Anruf, dass der Junge in Bannewitz zur Schule geht und die war damit erhalten geblieben".

Heute steht der Standort nicht mehr zur Debatte. Zum einen wird nicht mehr so streng nach einzelnen Schülerzahlen entschieden. Zudem hat der Zuzug für einen Boom an Schülern gesorgt. Dass die jetzige Oberschule nun sogar eine neue Drei-Feld-Sporthalle hat, ist Zeichen der stabilen Entwicklung.

Am meisten werde ihm aber der Karneval zum 11.11. fehlen, sagte Fröse, der immer für jeden Ulk zu haben war. Da gab es auch mal einen Auftritt, wo er reiten musste. "Das Pferd war am nächsten Tag aus Bannewitz weggezogen. Wahrscheinlich hatte es Angst, dass ich mich noch mal auf sein Kreuz setzen würde", sagte er im Gemeinderat ganz ohne jede Allüren.

Als Film zogen schließlich etliche Fotos von Ereignissen in seiner Amtszeit am Publikum vorbei, an die sich nicht nur Fröse gern erinnert. Das Netzwerken war Fröses Passion. Aber es ist auch nicht alles gelungen. Zwar ging es für die interessierten Bannewitzer spektakulär mit dem Bus von Dynamo Dresden zur Exkursion zu Karls Erlebnis-Dorf bei Berlin. Für einen neuen Standort in Bannewitz konnte er den Inhaber der Kette mit der Erdbeere dann aber doch nicht gewinnen. Dennoch überwiegen in der Bilanz eindeutig die Erfolge. Am Ende bedankte sich Christoph Fröse bei allen, "die das alles mit mir ausgehalten haben".