Kreativ-Lädchen fürs kleine Glück

Vor der weißen Ladentür liegen Kiesel. Daneben leuchten Frühlingsblumen in einem kleinen Eimer. Anja Pohontsch rückt ihn zur Gartenmauer hinüber. Dann öffnet sie ihr Selbstbedienungslädchen an der Dorfhainer Straße 1 im ländlich gelegenen Tharandter Stadtteil Kurort Hartha.
Die 44-Jährige verkauft im Nebenerwerb selbstgemachte Dekorationsartikel im skandinavischen Stil unter ihrem Label „Honsch-gemacht“. „‚Honsch‘ ist der Spitzname meines Mannes, ich bin unter Freunden ‚Frau Honsch‘“, erklärt die frühere Dresdnerin.
Mit den Augen bummeln gehen
Unter ihren Auslagen fällt der schwedische Gruß „Hej“ in einem Stickrahmen auf. Schlichte Schalen und Kerzenständer in Weiß samt Kerzen in dezenten Farbtönen und runde Geschenkanhänger gibt es auf den vier Etagen des Mini-Hauses zu entdecken. Das Besondere: Ein Rundgang ist nur mit Augen möglich.
Doch Anja Pohontsch hat ihr Lädchen liebevoll bis ins Detail eingerichtet. „Es ist ein umfunktioniertes Gerätehaus“, erklärt sie. Mit ihrem Mann, der Handwerker ist, hat sie zusätzlich Holzkisten als Regale eingebaut und alles weiß gestrichen. Morgens gegen acht schließt sie die Tür auf. Dann fährt sie zur Arbeit nach Tharandt, wo sie als Sachbearbeiterin bei der Stadt für die Kindertagesstätten und die Tagespflege zuständig ist.
Im Selbstbedienungslädchen hängt eine Geldkassette als Kasse des Vertrauens, auch per QR-Code und PayPal können die Kunden bezahlen. „Die Idee dafür habe ich im Internet entdeckt. Im Westen Deutschlands gibt es schon ähnliche Lädchen. Hier ist mir so etwas sonst noch nicht bekannt“, sagt Anja Pohontsch.

Wichtig sei dafür, dass die Kunden ehrlich seien. Das habe sie bisher auch so erlebt. Mit dem Ostersortiment ging sie an den Start. Über soziale Medien wie Instagram und Facebook stellt sie ihr Angebot auch vor, verkauft aber nichts übers Internet. „Doch von Instagrammern der Do-it-yourself-Szene aus ganz Deutschland habe ich schon viel positives Echo bekommen“, verrät sie.
Viele Techniken ausprobiert
Anja Pohontsch nimmt einen der Kerzenständer aus einem Regal. Es ist ein schlichtes Häuschen. „Die Dinge lassen sich nach Belieben kombinieren. Statt einer Kerze könnte man auch ein Reagenzglas mit kleinen Blumen einsetzen“, sagt die Hobbygestalterin. Sie blickt kurz zurück: „Ich habe schon vieles selbst gemacht: Gehäkelt und genäht. Mit Karten habe ich dann gern Freunde beschenkt. Übers Internet entdeckte ich das Gestalten mit Raysin; das ist ein gipsähnliches Pulver, das in Silikonformen gegossen wird.“ Mit einem computergesteuerten Plotter schneidet sie auch Schriftzüge und Muster aus, um die Deko-Artikel individuell zu gestalten. „Ich fertige auch Dinge auf Bestellung an“, erklärt Anja Pohontsch.
Noch viele Ideen in petto
Bisher seien vor allem ihr Mann und die beiden Töchter schon einigen Interessierten vor dem Lädchen an ihrem Haus begegnet. „Oft erfahre ich auch über drei Ecken von Beschenkten, die Dinge von hier bekommen haben. Ich hoffe darauf, dass das Selbstbedienungslädchen im Sommer auch Anklang bei den Wanderern findet. Hier kommen oft welche vorbei, der Tharandter Wald und die Ortsmitte sind ja ganz nah.“ In der Tür hängen für den Spontaneinkauf sogar Einkaufstüten aus Papier.
Ihre Einnahmen will Anja Pohontsch nutzen, um das Sortiment weiter auszubauen. „Ideen habe ich reichlich“, betont sie. Im Internet sucht sie weiter nach neuen Trends und Anregungen in der Do-it-yourself-Szene für ihr Hobby. Ihr Mann unterstützt sie weiter dabei, dass der Laden ansprechend aussieht. Das Selbstbedienungslädchen an der Dorfhainer Straße 1 in Kurort Hartha ist Montag bis Sonntag, von etwa 8 bis 18 Uhr geöffnet, im Sommer auch länger.