Freitaler BC-Verein spendiert behindertem Kind eine Rampe

Als der Moment, auf den alle so lange gewartet hatten, endlich da ist, ist es erstaunlich ruhig. Maya bringt erst einmal kein Wort heraus. Ganz schüchtern sitzt sie im Rollstuhl, bis die Oma ihr eine Schere in die Hand drückt, um das rote Band durchzuschneiden. Mit einem "Schnipp" ist der Weg frei und Maya kann hinauf geschoben werden in den Garten hinterm Haus.
Damit geht für die Neunjährige und ihre Eltern ein Traum in Erfüllung. Denn bis vor wenigen Wochen gab es an der Stelle nur einen Steilhang, der teils noch mit Bauschutt bedeckt war. Jetzt befindet sich dort eine Rolli-Rampe und am Ende der Rampe ein Plateau mit Trampolin - alles spendiert vom BC-Verein.
"Alleine hätten wir das nie geschafft. Schon die Idee mit der Rampe - darauf sind wir einfach nicht gekommen. Und selbst wenn, es hätte dann am Geld und an der Technik gefehlt", sagt Roland Docter, der Vater von Maya.
Hausbau als Notlösung
Die Docters sind Durchschnittsverdiener, er ist Elektriker, sie arbeitet in einem Blumengeschäft. Wäre es nach ihnen gegangen, hätten sie sich lieber eine Wohnung gemietet, als ein eigenes Haus zu bauen.
Doch als Familie mit einem behinderten Kind ist es schwer, in Freital etwas Passendes zu finden. Viele barrierefreie Wohnungen sind schlicht zu klein, gebaut für Senioren. Lange hätten sie gesucht und sich dann für das Risiko entschieden, erzählte Roland Docter im Spätherbst der Sächsischen Zeitung. Denn an der Straße "Am Jochhöh" verfügten seine Eltern über ein unbebautes Grundstück.
Als das Haus im Bungalowstil nach gut zwei Jahren Bauzeit, in denen die Docters viele Arbeiten selbst erledigten, endlich fertig war, blieb ein Problem liegen: der Garten. Er ist eigentlich ein Steilhang, der sich in Richtung Wald erstreckt. Unmöglich für Maya, sich dort zu bewegen.
Keine geeignete Spielwiese
Das Mädchen kam als Frühchen zur Welt, keine 1.000 Gramm schwer und nur 35 Zentimeter groß. Wenige Tage nach der Geburt erlitt Maya einen Schlaganfall und Hirnblutungen. Es folgten Operationen, Therapien, neue Operationen. Bis heute kann Maya nicht eigenständig laufen und ist auf den Rollstuhl angewiesen.
Ein Garten mit Steilhang ist demzufolge eine völlig ungeeignete Spielwiese. Dabei wünschte sie sich so gerne ein Trampolin zum Reinkrabbeln und Toben. Doch der Familie waren nach dem Hausbau Ideen, Kraft und Geld ausgegangen.
Die Sächsische Zeitung berichtete vor einem halben Jahr von dem Fall. Die Docters hofften dabei, dass sich vielleicht ein Gartenbaubetrieb oder eine Baufirma der Sache annehme. Hilfe kam dann tatsächlich, aber ganz anders als gedacht.
Dirk Simmang las den Bericht. Er arbeitet bei der Strabag Rail und baut deutschlandweit Eisenbahnbrücken. So ein Garten müsste doch in den Griff zu bekommen sein, dachte Simmang sich. Er besichtigte das Grundstück und hatte eine Idee: Mitten im Steilhang könnte man eine Ebene für ein Trampolin anlegen und dort hinauf eine Rampe bauen.
BC-Verein packte an
Weil Simmang auch Vorstand im Verein zum Erhalt der Ballsäle Coßmannsdorf ist, erzählte er seinen Mitstreitern davon. Der BC-Verein, derzeit etwas ausgebremst wegen der Sanierung der Ballsäle, wurde tätig. Gemeinsam besorgten die Männer und Frauen Geld, Sponsoren, Baumaterial und viele helfende Hände.
Am 26. März war Baustart. Weil in dem Garten nicht mal ein Minibagger Platz hat, wurde das Gelände per Hand abgetragen, eine Rampe aufgeschüttet, eine Ebene angelegt. Zudem kamen Stützwände hinzu, schließlich wurden Gehwegplatten verlegt und ein Geländer angebracht.
"Wir haben uns immer am Wochenende getroffen, insgesamt zwölfmal. Das ist manchmal nicht so einfach, wenn man die gesamte Woche auf Montage ist, aber unsere Familien haben alle mitgezogen", berichtet Dirk Simmang und fügt hinzu: "Für das Lächeln eines Kindes machen wir das doch gerne."