Über den Freitaler Neumarkt fegt an diesem trüben Januartag ein Graupelschauer nach dem anderen. Kaum ein Fußgänger ist zu sehen, der Parkplatz ist halbleer. In Zeiten wie diesen - schlechtes Wetter und dann noch wegen der Corona-Pandemie eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit - ist das Problem eigentlich keines mehr.
Doch im Freitaler Rathaus ist man sich sicher, dass es sich nur um eine saisonbedingte Pause handelt. Es geht um Vandalismus.
Weil Zerstörung und Vermüllung überhandgenommen haben, wird nun geprüft, den Neumarkt mit Videokameras auszustatten und überwachen zu lassen. Das teilte die Stadtverwaltung auf Nachfrage mit.
Hotspot für Müll und Vandalismus
Seit der Neumarkt von 2016 bis 2019 umfangreich neu gestaltet wurde, ist er als Treffpunkt attraktiv geworden. Genau das war auch eines der Sanierungsziele. Die Stadt investierte einen Millionenbetrag in den Platz- und Wegebau, in Grünanlagen, Bänke und Beleuchtung. Die neu geschaffene Pergola, an der Kletterrosen emporranken sollen, wurde sogar mit einem Preis beim Wettbewerb "Ab in die Mitte! Die City-Offensive Sachsen" ausgezeichnet.
Doch einige Freitaler haben keine Achtung vor den neu geschaffenen Werten. Kaum im August 2019 der Öffentlichkeit übergeben, wurde der Neumarkt zum neuen Hotspot für Verunreinigung und Zerstörung. Weggeworfene Essensreste, Verpackungsmüll, Glassplitter machten den Anfang.
Schnell kam blinde Zerstörungswut hinzu, als einige Rankseile an der Pergola zerschnitten wurden. Die Bänke wurden beschmiert, Pflanzen aus den Hochbeeten gerissen. Die Taten geschahen wohl vor allem in den Abend- und Nachstunden und mit Vorliebe an Wochenenden.
Kontrollen halfen nicht weiter
Kontrollen von Ordnungsamt und Polizei halfen wenig. Hinter vorgehaltener Hand erzählt ein Polizist, man habe in der Zeit vor der Pandemie durchaus größere Gruppen von jungen Leuten am Neumarkt beobachtet. "Aber wenn wir auf die Jugendlichen zugegangen sind, haben sie das Weite gesucht."
Man sei dennoch in einigen Fällen ins Gespräch gekommen. "Aber immer hieß es: 'Wir waren das nicht.'" Nachweisen konnten die Beamten niemanden, Müll weggeworfen zu haben oder gar am Vandalismus beteiligt gewesen zu sein.
Angesichts solcher Vorkommnisse dauerte es nicht lange, bis die Idee von einer Videoüberwachung die Runde machte. Die CDU-Fraktion im Freitaler Stadtrat stellte Anfang 2020 einen entsprechenden Antrag und rannte damit offene Türen ein. Denn im Rathaus war die Enttäuschung und der Frust über das Verhalten einiger weniger Freitaler groß.
Stadtverwaltung befürwortet Kameras
Auf den Hotspot Neumarkt angesprochen, teilt Stadtsprecher Matthias Weigel mit: "Wir sind der Überzeugung, dass es auch ausreichend Gründe dafür gibt, hier eine Überwachung vorzunehmen. Dabei geht es zunächst um einen klar eingegrenzten Bereich auf dem Neumarkt - die Pergola." Es habe zahlreiche Fälle von Beschmierungen, Ruhestörungen, Vandalismus und Vermüllung in dem Areal gegeben. Die Stadt hat viele Fälle angezeigt, ohne Ergebnis.
Seit der CDU-Initiative, potentielle Täter mit Videokameras abzuschrecken, ist ein Jahr vergangen. "Die Stadtverwaltung hat die grundsätzliche Machbarkeit überprüft. Dabei sind die technischen wie rechtlichen Voraussetzungen untersucht und bewertet worden. Dies ist auch mit den Beteiligten wie Polizei, Ordnungsamt, Stadtwerke, Datenschutzbeauftragten so dokumentiert", erläutert Stadtsprecher Weigel den Arbeitsstand.
Das Wichtigste aber: Die technischen Voraussetzungen seien gegeben. "Die Kosten für die technische Installation und den Betrieb sowie die Hinweisbeschilderung werden derzeit noch genau ermittelt", sagt Weigel. Sobald die Zahlen vorliegen, sollen weitere Schritte zur Umsetzung eingeleitet werden.
Dabei dürfte dann auch der Stadtrat mitentscheiden. Gibt es keine Mehrheit für den CDU-Vorstoß - ob wegen finanzieller, organisatorischer oder auch moralischer Bedenken - kann man nur noch an die Vernunft aller Freitaler appellieren.
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