Freital: Wenn der Rohrkrepierer eingeplant ist

Es rumpelt im Inneren, dann ein leichtes Ächzen. Jetzt schiebt sich Stück für Stück ein Kopf aus einem der drei schwarzen Rohre, die an einer abschüssigen Wiese zwischen Freital-Coßmannsdorf und Rabenau aufgebaut sind. Friedemann Trepte hat sich erfolgreich durch das Hindernis gequält und schaut von oben auf die Landschaft. "Die Ausblicke machen diesen Lauf so außergewöhnlich", sagt der Projektleiter des Cross de luxe. Das ist eine Art Geländelauf mit Hindernissen und ganz viel Schlamm.
Darauf freuen sich schon Hunderte abenteuerlustige Sportler und jede Menge Zuschauer. "Für das Rennen am Sonntag haben sich schon fast 1.500 Starter angemeldet", sagt Trepte. Nachmeldungen sind weiterhin möglich.
Zuschauer können nah dabei sein
Zuschauer können große Teile des Parcours auch nebenher laufen, natürlich, ohne die Extremsportler zu behindern. Es geht über öffentliche Wege und die Wiesen und Teiche vom Rittergut Eckersdorf. "Da können wir Inhaber Lutz Hühne nur wieder ein großes Dankeschön sagen. Ein cooler Typ, der sogar einen Testlauf mitmacht", sagt Trepte.

Die Initiatoren des Events aus Leipzig sind längst in Freital anerkannt. "Am Anfang wurden wir ein bisschen als Fremde beäugt. Nach all den Jahren hat sich das total gewandelt, werden wir begrüßt wie Freunde", sagt Trepte. Dabei habe auch geholfen, dass man sich trotz der Auflagen durch die Corona-Zeit geackert hat. Vieles fiel andernorts aus. Cross de luxe hat sich dagegen etabliert.
Es gäbe jetzt tatsächlich viele Veranstalter, die mit weniger Teilnehmerzuspruch auskommen müssen. In Freital sind die 1.500 Starter fast neuer Rekord. Daran haben insbesondere die vielen Familien ihren Anteil. Deren Zahl hat sich zum Vorjahr fast verdreifacht. "Das ist schon ein Gaudi, wenn Kinder ihre Eltern mal in einem ganz anderen Setting erleben, vom Matsch nur so triefend", sagt Trepte.

Die extremsten Hindernisse sind für die Kinder tabu. Statt der "normalen Strecke", wie die Organisatoren den gesamten Parcours von sechs Kilometern nennen, geht es für die Familien über 3,5 Kilometer und "lediglich" 17 Hindernisse. Viele Stammgäste gibt es, die schon bei jeder Auflage dabei waren. Die Veranstalter merkten aber auch, dass viele sich jetzt angemeldet haben, die erst mal als Zuschauer gucken kamen und so begeistert waren, dass sie selbst mitmachen wollen.
Selbst internationale Starter werden erwartet - aus Frankreich und Tschechien. Es gäbe durchaus diejenigen, die nach der besten Laufzeit streben. Dem übergroßen Teil der Starter gehe es aber ums Ankommen im Ziel.
Ausreichend Wasser gebunkert
Beliebt fürs Zugucken ist der Kuhberg oberhalb des Haltepunkts der Weißeritztalbahn in Coßmannsdorf. Dort ist unter anderem die "große Rutsche" aufgebaut. Start und Ziel ist am Freizeitzentrum Hains, wo dann auch die Party abgehen soll. Um 10.30 Uhr gehen am Sonntag die Ersten an den Start, Zielschluss ist fünf Stunden später.
Trotz der langen Trockenheit steht genügend Wasser zur Verfügung, denn ohne Lehmgruben und Schlamm wäre Cross de luxe nicht dasselbe. Etwa 50.000 bis 100.000 Liter werden transportiert. Möglicherweise wird auch weniger nötig, weil es laut Meteorologen am Freitag ja ausgiebig regnen soll. Dass es danach auch nicht mehr ganz so brütend heiß sein soll, dürfte Startern und Zuschauern entgegenkommen.
Für Abkühlung sorgt auch die Rabenauer Feuerwehr, die sich sogar um ein Hindernis kümmert. Auch die Freitaler Feuerwehr unterstützt das verrückte Event. Der Verpflegungsstand wird von der Rollmopsschänke organisiert. Etwa ein Dutzend Arbeiter waren seit Tagen damit beschäftigt, an der Strecke Gräben und Löcher auszuheben oder Hindernisse zusammenzuzimmern.
Akribische Vorbereitung
Das Großereignis will gut vorbereitet sein. Mit zahlreichen Ämtern sind Abstimmungen nötig, ob es die Untere Naturschutzbehörde ist oder die Hygiene. Auch diese Zusammenarbeit klappe immer besser. Da könne sich Trepte nicht beschweren. "Die Stadt Rabenau geht sogar immer mit einem eigenen Team an den Start", berichtet der Organisator. Er vermutet, dass alle Beschäftigten des "Hains" schon mal am Start waren, weil die von der Begeisterung einfach angesteckt wurden.
Wer denkt, die große Strecke über zweimal sechs Kilometer und jeweils 29 Hindernisse anzugehen, ist schon verrückt genug, dem setzt Sebastian Zeh aber noch mal eins drauf. Der Leipziger geht für einen guten Zweck als Ritter an den Start. Seine Rüstung aus Stahl wiegt rund 30 Kilogramm. "Das wird eine Benefizaktion zugunsten des Kinderhospizes Bärenherz", sagt er.
Wie Zeh in seiner Rüstung durch den "Rohrkrepierer" kommen will, dürfte spannend werden. Um zu erfahren, wie er die Hindernisse gemeistert hat, muss man auch nicht zwangsläufig an die Strecke kommen. Sein kompletter Lauf wird gefilmt und im Rahmen der Spendenaktion im Internet auf Twitch gezeigt. Gleichzeitig lernen viele Freital mal von einer ganz anderen Seite kennen.