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Freital: Der Einwanderer, das unbekannte Wesen

Eine interaktive Wanderausstellung der Caritas gibt überraschende Einblicke. Menschlichkeit ist eine der wichtigsten Botschaften.

Von Gunnar Klehm
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Sie sind unter uns: Welche Hoffnungen junge Migranten haben, zeigt derzeit eine ungewöhnliche Wanderausstellung in Freital.
Sie sind unter uns: Welche Hoffnungen junge Migranten haben, zeigt derzeit eine ungewöhnliche Wanderausstellung in Freital. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Das ist eine Offenbarung, aber auch eine ganz reale Einschätzung: Freitals 1. Bürgermeister Peter Pfitzenreiter (Konservative Mitte) erklärte zur Eröffnung einer Wanderausstellung der Caritas zum Thema Migration: "Ohne die engagierten Menschen vor Ort könnte die Politik die Situation gar nicht bewältigen".

Wo die Herausforderungen liegen und welche Möglichkeiten es gibt, diese zu bewältigen, das zeigt jetzt die Ausstellung "Youniworth" in den Räumen des Soziokulturellen Zentrums im Erdgeschoss des Technologie- und Gründerzentrums in Freital direkt gegenüber dem Neumarkt. Die Darstellung ist durchaus ungewöhnlich.

In Deutschland stellt sich in der Regel kein Jugendlicher die Frage: Was nehme ich mit, wenn ich nur einen Koffer für die Flucht füllen könnte? In Kriegsregionen sieht das ganz anders aus. Auf einem Touchscreen-Monitor können Ausstellungsbesucher Dinge in einen Koffer füllen und erhalten Hinweise, wie sinnvoll die Mitnahme der Dinge tatsächlich wäre.

Ich packe einen Koffer und nehme mit ... In der Ausstellung in Freital ist das Thema, aber kein Spiel.
Ich packe einen Koffer und nehme mit ... In der Ausstellung in Freital ist das Thema, aber kein Spiel. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Mit dem Smartphone kann man sich einen Weg durch ein Modell eines Stadtviertels bahnen. Per QR-Code gelangen Besucher in die unbekannte Stadt. Muss ich bereits 18 Jahre alt sein, um mich in einem Fitnessclub anzumelden? Kann man im Bürgeramt auch Passangelegenheiten regeln? Sicher kennen nicht mal alle Einheimischen die Antworten. Was Migranten Orientierung geben könnte und was Hindernisse sind, wird im Modell schnell deutlich.

Hoffnungen und Zukunftspläne

Am beeindruckendsten sind aber sicherlich die Videos von jungen Einwanderern. Wer kaum Kontakt zu jenen Menschen hat oder nur oberflächlichen, der wird kaum erfahren, was diese Jugendlichen für Hoffnungen auf Deutschland haben, was für sie am wichtigsten ist und wo sie ihre Zukunft sehen. Auf virtuellem Weg ist das in der Ausstellung über das Zusammenleben junger Menschen kinderleicht.

Die Inhalte der sieben Stationen wurden von Beschäftigten der Jungendmigrationsdienste mitgestaltet. Die begleiten junge Menschen bei ihrem Integrationsprozess in Deutschland. Die Caritas würde sich freuen, wenn Schulklassen oder Jugendgruppen das Angebot annehmen würden, die Schau zu erleben. Es gehe in allem immer um Menschlichkeit. "Wichtig ist, demokratiefeindliche Strukturen dürfen nicht die sozialen übernehmen", sagte in ihrer Eröffnungsrede Juliana Schneider, Geschäftsführerin des Caritasverbands für Dresden, der auch im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge aktiv ist.

Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) sendete als Schirmherrin des Projekts eine Videobotschaft. Darin erklärte sie, dass Migration ohne Rassismus passieren muss und jeder einen Anspruch darauf hat, respektvoll behandelt zu werden. Auch die Landtagsabgeordneten Albrecht Pallas (SPD) und Ines Kummer (Grüne) waren zur Eröffnung vor Ort. "Freital braucht mehr Integrationswillen. Dafür sind solche Angebote hier sicher hilfreich", sagt die Freitalerin.

Die Stadt pflege eine gute Zusammenarbeit mit der Caritas, sagte Bürgermeister Pfitzenreiter. "Auch wenn es in Sachen Migration Dinge gibt, die inakzeptabel sind, ist die Ausstellung sicherlich eine Anregung für einen Austausch, der oftmals zu kurz kommt", sagte er.

Wer die Ausstellung erleben möchte, muss sich allerdings sputen. Für jedermann ist geöffnet am Sonnabend, 1. April, sowie am Mittwoch, 5. April, jeweils von 14 bis 18 Uhr. An den anderen Tagen sind Termine mit Schulen und Gruppen möglich. Anfragen über Caritas JMD Freital, E-Mail: [email protected] oder Tel. 0351-64899959.