Bekommt Freital ein Hochhaus?

Schon lange ist es im Gespräch, das Firmengelände der Becker-Umweltdienste hinter dem Sachsenplatz in ein Wohnviertel umzuwandeln. Das Unternehmen hat längst einen neuen Standort am Stadtrand nahe Kesselsdorf gefunden und plant den Umzug. Denn nun legt der Investor, die HD Investitions und Verwaltungs GmbH aus dem schwäbischen Deizisau, für das Wohngebiet den Entwurf für einen Bebauungsplan vor. Ab dem 23. August und bis zum 24. September erfolgt die öffentliche Auslegung im Rathaus Potschappel. Kommen keine Einwände, die aufwändige Umplanungen zur Folge haben, könnte in gut einem Jahr Baurecht bestehen.
Durchgesickert ist bereits, dass HD unter anderem ein markantes Gebäude entwerfen lässt, welches alle anderen Häuser der Umgebung weit überragen soll. Entsprechende Entwürfe wurden im nicht öffentlichen Teil einer Stadtratssitzung vorgestellt. Was ist geplant?
Das Gelände: Zwischen Weißeritz und Windberg
Das sogenannte Becker-Gelände liegt im Dreiangel zwischen Weißeritz, Deubener Mühlgraben und Poisentalstraße am Fuße des Windbergs. Es ist knapp 20.000 Quadratmeter groß, das entspricht in etwa drei Fußballfeldern.
Die großen Wohnhäuser am Sachsenplatz schirmen das neue Wohnviertel von der verkehrsreichen Poisentalstraße ab, weshalb es trotz der innerstädtischen Lage als sehr ruhig bezeichnet werden kann.
Im Südosten wird das Gelände vom Deubener Mühlgraben begrenzt. Der Kanal, in den auch noch der Poisenbach mündet, ist nicht Bestandteil der Planungen. Er tangiert und unterquert das Baugebiet lediglich und bleibt auch in Zukunft teils überbaut.

Die Gebäude: Sieben Wohnhäuser von klein bis groß
Geplant sind sechs frei stehende neue Wohnhäuser. Drei Gebäude entstehen parallel zur Weißeritz. Eines davon soll als markante Landmarke errichtet werden und zehn bis zwölf Geschosse haben. In Visualisierungen, wie sie auf der Internetseite des Planungsbüros Werkplan eingestellt sind, ist ein turmartiges Hochhaus zu sehen. Die weiteren Gebäude entlang der Weißeritz sind fünf- bis siebengeschossig geplant, entlang des Mühlgrabens entstehen Drei- bis Fünfgeschosser. Alle Gebäude sollen Tiefgaragen bekommen.
Am Sachsenplatz wird direkt an die alten Gründerzeithäuser ein weiteres Wohnhaus gesetzt, maximal fünf Etagen hoch. Es bildet den Lückenschluss zum neuen Wohnviertel. Erhalten bleibt im hinteren Bereich des Becker-Geländes das Bürogebäude. Es wird zu einem Wohnhaus umgebaut.
Die Außenanlagen: Zufahrt vom Sachsenplatz aus
Die Bewohner des neuen Viertels kommen über den Sachsenplatz zu ihren Häusern. Von dort aus wird die Zufahrt ins heutige Becker-Gelände als Straße fortgesetzt. Eine weitere Stichstraße zweigt davon rechtwinklig ab und führt auf die Wohnhäuser an der Weißeritz zu. Als Fortsetzung dieser Straße wird über den Fluss eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke angelegt, die zum neuen Stadtzentrum führt, welches direkt gegenüber dem zukünftigen Wohnviertel auf dem Areal Sächsischer Wolf entsteht - und ebenfalls von HD errichtet wird.
Entlang der Weißeritz entsteht eine Fußgängerpromenade, dazu Grünanlagen und auf der Landspitze zwischen Weißeritz und Poisenbach ein Spielplatz. Weitere Grüninseln sind im Zentrum des neuen Wohngebiets geplant.
Die Hochwassersituation: Poisenbach ist Risiko
Grundsätzlich liegt das Wohnviertel in einem Überschwemmungsgebiet eines Hochwassers, wie es statistisch alle 100 Jahre einmal auftritt. Nicht so sehr die Weißeritz, sondern der Poisenbach ist die Gefahrenquelle. Schwillt die Weißeritz stark an, kann der Poisenbach nicht mehr schnell genug abfließen. Der Rückstau könnte Teile des Wohnviertels unter Wasser setzen - bei einem Jahrhunderthochwasser bis 50 Zentimeter. Straßen, Parkplätze, Grünanlagen und auch einige der Häuser selbst wären betroffen.
Bei einem Hochwasser, wie es alle 200 Jahre einmal auftritt, befindet sich - Stand jetzt - nahezu das gesamte Gebiet im überschwemmten Bereich mit 50 Zentimeter bis einen Meter Wassertiefe. "Es müssen Maßnahmen zum hochwassersicheren Bauen getroffen werden", heißt es dazu im Bebauungsplanentwurf.
Gemeint ist damit, dass das Gelände entlang der Weißeritz noch angehoben wird. Außerdem sollen die Häuser mit ihrer schmalen Seite zur Abflussrichtung des Wassers liegen. Die Bebauung muss mindestens fünf Meter Abstand zur Weißeritz haben. Rechts und links des Poisenbaches sollen Zonen freigehalten werden, um dem Bach perspektivisch zu verbreitern und damit einen möglichen Rückstau zu minimieren.
Außerdem sollen die Gebäude technisch so ausgestattet werden, dass bei einem Hochwasser keine allzu großen Schäden entstehen. Das betrifft beispielsweise die Statik oder auch Flutschutz für Kellerräume und Tiefgaragen.