Die Säulen sind mit Plastikplanen verkleidet. Rohes Ziegelwerk zeichnet sich darunter ab. Alexander Karrei stupst mit dem Finger gegen eine der Planen. Es raschelt. Der Geschäftsführer der Freitaler Projektentwicklungsgesellschaft geht weiter, vorbei an Zementsäcken und Kupferrohren. Dann bleibt Alexander Karrei mitten im Saal stehen. "Wir machen das richtig schick", verspricht er.
Die FPE, eine städtische Tochtergesellschaft, lässt die Gutshofbühne in Pesterwitz derzeit zum Mehrzwecksaal ausbauen. Die Arbeiten haben im Januar begonnen. "Endlich", sagen in Pesterwitz viele.
Das ehemalige Landwirtschaftsgebäude, mitten in dem Freitaler Ortsteil gelegen, diente zu DDR-Zeiten als Lager für Getreide und Arbeitsmaschinen. Nach der Wende wurde das Gebäude ausgebaut - für Feuerwehr, Kegelbahn, Schießanlage. Nur die große Halle im Erdgeschoss behielt ihren rohen Charme und bekam zwar neue Fenster und einen frischen Anstrich, aber keine Heizung.
Baustart nach langer Planungsphase
Gelegentlich wurde darin gefeiert, meist zu Dorf- und Weinfesten. Zweimal im Jahr fand ein Kindersachenflohmarkt statt, ab und zu private Partys. "Letztendlich wurde die Gutshofbühne nur sporadisch genutzt. Dabei hat sie viel mehr Potenzial", sagt Karrei.
Pläne für einen Ausbau gibt es schon lange. Zwischenzeitlich wollte ein privater Investor die Veranstaltungsstätte übernehmen, ausbauen und bewirtschaften. Das war 2017, doch das Vorhaben zerschlug sich. Nun nimmt sich die FPE der Sache selbst an.
Dass es so lange dauerte, lag an den Planungen, die sich als komplizierter erwiesen, als zunächst gedacht. Karrei: "Es ist eben ein altes Gebäude, da gibt es immer Überraschungen." Aber auch zahlreiche Vorschriften und verzwickte Verhältnisse was Zuwegung, Leitungen und Abwasser betraf, kosteten Zeit bei der Planung.
Vorgesehen ist nun, in den Saal einen Holzfußboden einzuziehen. Es werden neue, schalldichte Fenster eingebaut. Der Saal bekommt ein Foyer mit Bar und kleiner Küche, außerdem entsteht ein neuer Sanitärbereich. Der Haupteingang wird sich zukünftig direkt neben der Feuerwache befinden.
Die alten Holzbalken, auf denen die Saaldecke ruht, bleiben erhalten und bekommen lediglich einen neuen Anstrich. "Extra dafür wurde die alte Farbe aus DDR-Zeiten abgekratzt. Dabei kamen mehrere Säcke Farbreste zusammen", berichtet Karrei. In die Räume zwischen den Holzbalken werden schalldämmende Elemente installiert, um die Akustik der Gutshofbühne zu verbessern.
Elferrat Pesterwitz plant bereits Karnevalsauftakt
Die Rohbauarbeiten sind bereits weitestgehend abgeschlossen, derzeit erfolgen die technischen Installationen wie Heizung, Lüftung, Sanitär, Stromversorgung. Fast alle Aufträge sind bereits vergeben. Die Investitionskosten liegen bei einer Million Euro. Laut Baugenehmigung sollen 199 Besucher im zukünftigen Saal Platz haben. Ziel sei es, so Karrei, die Gutshofbühne im Herbst wiederzueröffnen.
Der Zeitpunkt wird in Pesterwitz sehnsüchtig erwartet. Der Elferrat Pesterwitz plant fest mit dem Faschingsauftakt am 11.11. auf der Gutshofbühne. Es soll die erste Veranstaltung nach der Sanierung sein. Auch die Pesterwitzer Senioren fiebern dem Ende der Bauarbeiten schon entgegen. "Wir freuen uns, wenn wir zu unserem wöchentlichen Seniorennachmittag wieder in die Gutshofbühne können und planen auch mehrere Veranstaltungen für alle Pesterwitzer", sagt Martina Teichert, Vorsitzende des Seniorenclubs. Beim Verein denken sie an Lesungen, Konzerte, Tanz.
Der Seniorenclub, frisch gekürter Zweitplatzierter bei Wettbewerb "Verein des Jahres" möchte auch einen Großteil der Wettbewerbsprämie von 2.000 Euro für die Gutshofbühne zur Verfügung stellen. Um die Bewirtschaftung und Vermarktung der Veranstaltungsstätte wird sich der Verein Soziokultur Freital kümmern - es ist ein Dachverband mehrerer Freitaler Vereine, teils auch solcher aus Pesterwitz.
Doch all die Pläne, die bereits geschmiedet werden, stehen und fallen mit dem Fortgang der Bauarbeiten. "Ziel ist es, im Herbst fertig zu sein", bestätigt Alexander Karrei und bremst die Euphorie gleichzeitig: "Das ist natürlich alles abhängig davon, wie die Bauarbeiten voranschreiten. Kommt irgendetwas dazwischen, Lieferschwierigkeiten zum Beispiel, dann wird es zeitlich eng."