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Jugendamt lenkt ein: Freitaler Familie bekommt Kinder zurück

Im Sommer 2022 wurden die vier Kinder der Findeisens in Obhut genommen. Jetzt sind sie zurück aus dem Heim. Für die Eltern beginnt die Bewährungsprobe.

Von Jörg Stock
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"Man sollte kämpfen." Denise und Christian Findeisen mit ihren Kindern in ihrem Freitaler Wohnzimmer. Ein halbes Jahr saßen die Eltern alleine auf der Couch.
"Man sollte kämpfen." Denise und Christian Findeisen mit ihren Kindern in ihrem Freitaler Wohnzimmer. Ein halbes Jahr saßen die Eltern alleine auf der Couch. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Wenn man ihn fragt, was ihm das letzte halbe Jahr am meisten gefehlt hat, muss der Junge nicht lange überlegen: "Mama. Und Papa." Im Heim war es nicht gut. Ob er Angst hat, dahin zurück zu müssen? Er nickt bloß, stumm, und mit großen Augen. Er ist nicht der einzige, der sich davor fürchtet. "Sicher hat man Angst", sagt Christian, der Vater, "wenn einem einmal so was passiert ist... ."

Die Freitaler Familie Findeisen hat eine schwere Zeit hinter sich. An einem Morgen im August 2022 wurden die Eltern Denise und Christian von ihren vier Kindern - das jüngste damals kaum zwei, das älteste elf - getrennt, auf Beschluss des Jugendamts. Mitarbeiter der Behörde holten die Kleinen unter Polizeischutz ab. Seither lebten sie in Betreuungseinrichtungen verschiedener Träger.

Das jüngste Findeisen-Kind beim Spiel in der Stube. Seit vorigen Sommer war das Mädchen in einem kirchlichen Wohnheim untergebracht.
Das jüngste Findeisen-Kind beim Spiel in der Stube. Seit vorigen Sommer war das Mädchen in einem kirchlichen Wohnheim untergebracht. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Schon viele Jahre hatte das Amt die Familie auf dem Schirm. Immer wieder gab es Zweifel an der Erziehungsfähigkeit, insbesondere bei Mutter Denise, die Frührentnerin, gesundheitlich angeschlagen und körperlich kaum belastbar ist. Ende 2020 verloren die Findeisens das Sorgerecht. Familienhelfer waren Dauergäste im Haushalt, zu dem auch Hund und Katze gehören sowie zahlreiche Flossentiere, Schnecken und Krebse in einem Dutzend Aquarien.

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Das Jugendamt spricht nicht öffentlich über konkrete Fälle. Aus Gerichtsprotokollen ist zu entnehmen, was die Beauftragten der Behörde vor Ort monierten: mangelnde Hygiene, nicht wahrgenommene Termine beim Arzt, unzureichende Kooperationsbereitschaft. Die Wohnung sei in katastrophalem Zustand, unaufgeräumt und schmutzig. Kurz: keine kindgerechten Verhältnisse.

Im Heim vermisst: Fütterung der Guppys. Denise Findeisen (r.) hält seit Kindertagen Zierfische.
Im Heim vermisst: Fütterung der Guppys. Denise Findeisen (r.) hält seit Kindertagen Zierfische. © Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Die Eltern sahen sich in großen Teilen zu Unrecht kritisiert, warfen der Behörde vor, nur auf die Wegnahme der Kinder aus zu sein. Die Familienhilfe habe "immer was zu speckern" gehabt, sagt Denise Findeisen. Jugendamtsleiter Maximilian Hering schloss derlei im Gespräch mit Sächsische.de generell aus. Man biete den Familien alle erdenkliche Hilfe an. Doch wenn die nicht ausreiche, müsse man handeln: "Unser erster Auftrag ist der Kinderschutz."

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