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Mit den Wandersleuten kamen die Maler

Zahlreiche Biedermeier-Künstler ließen sich vom Rabenauer Grund inspirieren.

Von Heinz Fiedler
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„Thal bey Rabenau“, Kupferstich von Traugott Faber, entstanden um 1831.
„Thal bey Rabenau“, Kupferstich von Traugott Faber, entstanden um 1831. © Archiv: SZ

Landschaften, wie zum Malen geschaffen“, so äußerten sich einst Künstler von Rang und meinten damit den Plauenschen Grund und den Rabenauer Grund. Welches der beiden Täler die Meister mehr anzog, das dürfte ohne Belang sein. An romantischer Schönheit hat es weder dem Gelände zwischen Potschappel und Dresden noch dem Tal der Roten Weißeritz zwischen Coßmannsdorf und Seifersdorf gefehlt.

Relativ spät erwachte der Rabenauer Grund aus seinem urzeitlichen Schlaf. Bis zum Anlegen der Wanderwege am Ufer des Flusses in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts galt die schmale, steil aufragende Talschlucht als undurchdringlich. Ludwig Richter, der volkstümliche Maler, hatte allerdings schon zuvor einen Vorstoß in die unberührte grüne Welt gewagt. Noch jung an Jahren malte der Meister um 1820 ein kleines Ölbild, in dem sich die bis heute erhalten gebliebene Heimatsage vom „Einsiedler“ spiegelte. Da der Einsiedlerfelsen noch unzugänglich war, verlegte Richter den Schauplatz in die Felsgruppe oberhalb der Rabenauer Mühle.

Auch Landschaftsmaler Carl Gustav Carus, ein Romantiker, soll im Herbst 1826 auf Rabenauer Flur gemalt haben. Bis zum heutigen Tag findet sich allerdings nirgendwo ein Blatt oder eine Skizze. Mit dem Strom der Wanderer kamen auch die Maler. Heimatforscher Konrad Grüttner, Rabenau, formulierte in einem vor über 50 Jahren publizierten Beitrag, dass im Zeichen des Biedermeier nicht weniger als 19 namentlich bekannte Künstler das Weißeritztal durchstreiften. Eine Zahl, die durchaus noch um einiges höher liegen könnte.

Zusammenklang von Fels und Wald

Dem Dresdner Traugott Faber ist die erste Ansicht der Rabenauer Mühle zu danken: „Thal bey Rabenau“. Ein Kupferstich, so markant, dass davon etliche Kopien angefertigt wurden. Die meisten Bilder vom Grund schuf der ebenfalls aus Dresden stammende Maler Friedrich Wilhelm Wegener, später Hofmaler von König Johann. Seine Ausbeute – zwölf Grundbilder. Wegener soll der einzige Künstler gewesen sein, der um 1837 den Zusammenschluss beider Weißeritzen bei Hainsberg und die Mühle zu Klein-Coßmannsdorf malte.

Den Meißner Malermeister Carl Christian Sparmann inspirierte das Tal zu dem großflächigen Ölgemälde „Parthie aus dem Rabenauer Grund“. Grüttner kommentierte die Werke: „Sie zeigen den wundervollen Zusammenklang von Fels, Wald und Wasser in unserer Talschlucht.“ Sparmann war in jungen Jahren Zeichenlehrer des Prinzen Louis Napoleon, dem späteren Kaiser Napoleon III. Häufig diente das bekannte Nadelöhr, ein Felsentunnel, durch den von 1834 bis 1897 der Grundweg führte, als Motiv. Ludwig Richter bezog das Öhr, von dem er ein kleines Ölbild gefertigt hatte, in sein berühmtes Genoveva-Gemälde mit ein. Neben Richter brachten Christian Sparmann, Wegener und Philipp Veith das Nadelöhr zu Papier.

Immer wieder zieht es Schüler von Ludwig Richter in das romantische Reich des Rabenauer Grundes. Die kaum noch bekannten Maler Otto Foersterling, Sophus Ruge und Ernst Julius Beuhne gestalteten poesievoll Skizzen vom Flusslauf der Weißeritz. Eduard Leonhardi, oft der „Maler des deutschen Waldes“ genannt, bekräftigt 1863 mit dem Ölgemälde „Deutsche Waldlandschaft“ ein weiteres Mal seine Meisterschaft. Vieles deutet darauf hin, dass der Künstler ein Motiv unterhalb der Rabenauer Mühle mit einbezog. Leonhardi hatte sich 1849 für mehrere Wochen in der Mühle einquartiert. Das Bild, von der Dresdner Gemäldegalerie erworben, sollte den Bombenangriff vom Februar 1945 nicht überstehen.

Obwohl den Grund vor den Toren Freitals landschaftliche Schönheit umgibt, konzentrierten sich Maler und Grafiker bei ihren Exkursionen auf relativ wenige Ansichten. Auffällig auch, dass der verlängerte Arm des Tales, der Spechtritzgrund bis hin nach Seifersdorf, offenbar nur wenige Künstler reizte. Jedenfalls sind aus dieser Gegend kaum Bilddokumente bekannt. Ganz anders die alte Rabenauer Mühle – sie kann wohl als Grundmotiv Nummer 1 gelten. Konrad Grüttner merkte dazu unter anderem an: „Von allen Seiten hielten Künstler mit ihren Mal- und Zeichengerät das anmutige Idyll fest. Der ganze Zauber alter Mühlenromantik schwebte damals noch über den behaglich in Grund eingebetteten Hof, obwohl neben der Müllerei der Gastwirtschaftsbetrieb schon lange kräftig florierte. Die gelungenste Darstellung der Mühle ist wohl die des jungen Hans Anton Williard um 1850.“