Kerstin Körner macht diese sinnlose Zerstörung wütend. Als sie die Fotos der herausgerissenen Straßenpoller, vom zerstörten Schaukasten und dem zurückgelassenen Müll sieht, entschließt sie sich, den Vorfall bei Facebook zu posten und die betreffenden Jugendlichen damit direkt anzusprechen. „Das kostet alles Geld und Arbeit“, schimpft die Oberbürgermeisterin von Dippoldiswalde. Verursacht von einigen wenigen, muss im Zweifel die Allgemeinheit die Aufwendungen tragen.
Zuvor hatte sich Verantwortliche der Weißeritztal-Erlebnis GmbH, die den Vorfall beobachtet und Bilder von der Zerstörung gemacht hatten, bei ihr gemeldet. Noch am selben Tag postet die CDU-Politikerin auf ihrem Facebook-Profil die Bilder und schreibt: An die 3 Mädchen und 2 Jungs, bevor wir am Dienstag Strafanzeige stellen, geben wir euch Gelegenheit das wegzuräumen und euch zum Arbeitseinsatz bei mir zu melden. „Ich habe gehofft, dass der Post von vielen gelesen und geteilt wird und so auch die Jugendlichen davon erfahren“, sagt Kerstin Körner.
Das soziale Netzwerk funktioniert, denn ihr Post wird in den Freitaler Facebookgruppen geteilt, kommentiert und bekommt viel Lob: „Gute Geste von der Bürgermeisterin“, „Ich finde diesen Post sehr lobenswert“ und „Ich finde das Angebot gut, die Dinge selbst wieder in Ordnung zu bringen“, schreiben die Anwohner. Und auch die Jugendlichen selbst melden sich einen Tag später per Mail bei ihr.
Jugendliche sollen Schaden selbst beheben
Nachts waren sie zwischen Dippoldiswalde und Paulsdorf unterwegs. An der Bushaltestelle am Campingplatz Paulsdorf haben sie die Straßenpoller fallengelassen, den Müll auf der Terrasse des Strandbades verteilt und die Scheibe des Schaukastens gegenüber der Bushaltestelle eingeschlagen.
Mitarbeiter der Weißeritztal-Erlebnis GmbH hatten die Randale der Jugendlichen gehört und sogar die Polizei gerufen. „Ich dachte aber, dass es einen größeren Erziehungseffekt hat, wenn ich mit den Jugendlichen spreche und sie den Schaden selbst beheben“, sagt die Rathauschefin. Viele hätten gesagt, dass die Jugendlichen sich sowieso nicht melden würden. „Umso mehr habe ich mich gefreut als dann doch eine Reaktion kam.“
Zumindest von zwei der Jugendlichen. Sie kamen ins Büro der Oberbürgermeisterin. „Zwei Mädels waren bei mir mit gesenktem Kopf und haben sich entschuldigt“, sagt Kerstin Körner, die sich zwei Stunden Zeit nahm für das Gespräch mit den Jugendlichen. Die 17- und 18-Jährigen haben ihre Lehre abgebrochen und noch nichts Neues gefunden. Von den Jugendclubs in den Ortsteilen wissen sie. „Aber sie haben keine Lust auf Aufpasser, haben sie mir erzählt.“ Von vielen öffentlichen Plätzen in Dippoldiswalde würden sie weggeschickt, weil sie laute Musik hören und auch Alkohol trinken.
Randale aus Langeweile in Dippoldiswalde
Nur eine der fünf Jugendlichen kommt aus Dippoldiswalde, die anderen aus den umliegenden Ortschaften. Randaliert hätten sie aus Langeweile und weil sie zu viel getrunken hatten, erzählt die Oberbürgermeisterin. Den Schaukasten haben die beiden jungen Frauen dann repariert, das Glas selbst in einer Werkstatt zurechtgeschnitten und danach mit dem Bauhof wieder eingesetzt. „Ich bin stolz, dass sich wenigstens zwei aus der Gruppe ihrer Verantwortung gestellt haben“, so die Oberbürgermeisterin.
Solche Vorkommnisse sind aber keine Seltenheit in Dippoldiswalde. Im Stadtgebiet kommt es häufig zu Zerstörungen, sagt sie. Da es selten direkte Zeugen gibt, kann nur vermutet werden, dass es in den meisten Fällen Jugendliche sind. Gerade am Campingplatz in Paulsdorf und am Busbahnhof von Dippoldiswalde gibt es häufiger Zerstörungen. „Es werden zum Beispiel auch Parkautomaten kaputtgemacht, um an das Bargeld ranzukommen oder Böller in Papierkörben gezündet“, sagt Kerstin Körner.
Dass es an fehlenden Freizeitangeboten für die Jugendlichen liegt, wie auch einige unter ihrem Post geschrieben hatten, glaubt sie aber nicht. Immerhin gäbe es sieben Jugendclubs in den Ortsteilen, die einiges anbieten. Vom Skaterpark, über Autokino bis Jugendcafé. Außerdem hätte der Jugendhilfeverein Pro Jugend e. V. erst vor zwei Jahren in einer Umfrage die Jugendlichen um Abstimmung gebeten, welche Angebote sie sich in Dippoldiswalde und den Ortsteilen wünschen würden. Die Beteiligung sei aber nur sehr gering gewesen. Auf die Strafanzeige hat Kerstin Körner am Ende verzichtet.