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Keine Enttäuschung nach dem Nicht-Aufstieg in Freital und Wesenitztal

Die Trainer Uwe Rahle und Jens Wagner stehen mit ihren Teams in der Landesklasse weit oben – aber die 6. Liga wäre für Wesenitztal und den SC Freital II eine Nummer zu groß.

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Uwe Rahle (oben) und Jens Wagner (hier noch im Stahl-Freital-Trainingsanzug) haben ihre Teams zu bisher starken Spielzeiten geführt.
Uwe Rahle (oben) und Jens Wagner (hier noch im Stahl-Freital-Trainingsanzug) haben ihre Teams zu bisher starken Spielzeiten geführt. © Marko Förster (Archiv)/Dirk Zsc

Freital/Pirna. Die Würfel sind gefallen: Fußball-Vereine, deren Mannschaften in der Landesklasse spielen, mussten gegenüber dem sächsischen Landesverband (SFV) erklären, ob sie das Aufstiegsrecht im Falle einer sportlichen Qualifikation wahrnehmen würden. Der SV Wesenitztal und der SC Freital II gaben ihren Verzicht bekannt, wollen nicht hoch in die Landesliga. Wie gehen die Trainer Uwe Rahle (56) und Jens Wagner (53) mit dieser Entscheidung um?

Herr Rahle, Herr Wagner, Sie stehen mit Ihren Mannschaften in der Staffel Ost beziehungsweise Mitte in der Spitzengruppe. Haben Sie damit gerechnet, dass Ihre Vereinsspitzen den Aufstiegsverzicht anzeigen?

Rahle: Ja, das war eigentlich von Anfang an klar. Wir haben nicht damit gerechnet, dass sich die Frage überhaupt stellen würde, sind aber alle so realistisch, uns nicht auf so ein Abenteuer einzulassen. Dafür fehlt es dem Verein am notwendigen Umfeld sowie der Mannschaft an Quantität und in der Breite am Niveau für die Landesliga. Wir müssten personell immens aufstocken.

Wagner: Bei uns hat sich die Situation erst in den letzten Wochen ergeben. Wir sind aktuell vier Punkte hinter Chemnitz und müssten zweimal zur Stelle sein, sollte der Spitzenreiter Punkte liegenlassen. Das erscheint unwahrscheinlich, aber eine Entscheidung musste von unserer Fußball-Abteilung jetzt gefällt werden. Dass diese negativ ausfällt, war zu erwarten. Wir wollen sportlich das Maximum erreichen und jetzt nicht die Saison austrudeln lassen.

Wie haben Ihre Spieler diese Entscheidung aufgenommen?

Rahle: Jedem meiner Jungs ist die Lage bewusst. Von der aktuellen Mannschaft würden kaum mehr als fünf, sechs Spieler den erhöhten Aufwand für die Landesliga mitgehen. Wir haben bisher eine Riesen-Saison gespielt, auch wenn die Unentschieden zuletzt gegen Crostwitz und Rammenau kleine Rückschläge waren. Aber wir sind froh, dass immer noch Chancen besteht, einen oder zwei Plätze gutzumachen.

Wagner: Die sportliche Möglichkeit, Landesliga zu spielen, hatten meine Jungs aus den unterschiedlichsten Gründen zur Fusion (gemeint ist der Zusammenschluss der Freitaler Vereine Stahl, Motor und Hainsberg; Anm. d. Red.) abgelehnt und spielen seitdem in unserer zweiten Mannschaft, die perspektivisch als U23 den Unterbau für unsere „Erste“ bilden soll. Die Begründungen seitens des Vorstandes haben alle nachvollziehen können und tragen diese auch mit. Wir werden einige junge Spieler im Sommer holen, die sich über unsere „Zweite“ an den Männerbereich gewöhnen sollen. Dafür wäre der Schritt, jetzt in die Landesliga zu gehen, nicht der richtige.

Werden Sie in der kommenden Saison Ihren Mannschaften als Trainer die Treue halten?

Rahle: Die allerletzte Entscheidung mache ich vom Kader abhängig, der ab Juli zu Verfügung steht. Drei, vier Spieler werden wahrscheinlich gehen. Wollen wir unser Niveau halten, brauchen wir mindestens adäquate Zugänge. Grundsätzlich glaube ich, dass es gelingen wird, und dann werde ich sicher auch weitermachen.

Wagner: Das Gespräch steht noch aus, aber zum jetzigen Zeitpunkt gehe auch ich davon aus, dass ich weitermache.

Würden Sie mit Ihren Schützlingen gern einmal in der anderen Staffel antreten?

Rahle: Das Thema hatten wir ja vor zwei Jahren, als wir in die Staffel Ost wechseln mussten. Damals war ich nicht begeistert. Mittlerweile hat sich das alles eingepegelt und wir fühlen uns wohl. Die Fahrtwege sind nicht viel weiter als in der Staffel Mitte und der große Teil der Auswärtsspiele findet auf oft deutlich besseren Rasenplätzen statt.

Wagner: Darüber habe ich mir bisher nicht wirklich Gedanken gemacht. Aber ja, die Rasenplätze sollen in der Ost-Staffel tatsächlich besser sein.

Wie oft haben Sie sich als Trainer in einem Spiel gegenübergestanden und wer verweist auf die bessere Bilanz?

Rahle: Ich habe keine Ahnung. Letztendlich ist es aber uninteressant, wer von uns die bessere Bilanz aufweist, denn dafür gibt es ja keine Extra-Punkte.

Wagner: Ich habe es auch nicht gezählt, aber gefühlt sollte unsere Bilanz recht ausgeglichen sein. Ich kann mich aber noch sehr gut an unser erstes Spiel gegeneinander erinnern. Uwe war kurzfristig von Possendorf nach Laubegast gewechselt und ich hatte das Traineramt in Possendorf übernommen. Dann fand ausgerechnet das Eröffnungsspiel zur neuen Saison an einem Freitagabend in Possendorf statt – und Gegner war Laubegast. Uwe kam mit einer richtig guten Truppe, aber wir gewannen.

Die vergangenen drei Spieljahre wurden aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen oder verkürzt. Kamen da mal Gedanken auf, den Trainerjob, den Sie nebenbei ausüben, aufzugeben?

Rahle: Ich gebe zu, vier Wochen Pause sind auch mal ganz schön. Gänzlich ohne Fußball kann ich aber nicht. Nein, der Gedanke kam bei mir nie auf.

Wagner: Bei mir auch nicht. Irgendwie geht es immer weiter. Ich fühle mich in Freital sehr wohl. Außerdem geht es mir wie Uwe: Was hätte ich mit der vielen freien Zeit anfangen sollen?

Die Strukturreform in der Landesklasse kommt frühestens 2024. In dieser Saison haben in der Ost-Staffel zwei Vereine während der Saison zurückgezogen, zwei Teams vollziehen diesen Schritt nach Ende der Spielzeit. Es gibt praktisch keinen sportlichen Absteiger. Macht das noch Sinn?

Rahle: Der Sinn besteht darin, unter Wettbewerbsbedingungen Fußball zu spielen. Insofern könnte man schon auf den Gedanken kommen, die Spielklassen in dieser Art infrage zu stellen, zumal immer wieder Spielpausen eingelegt werden müssen, weil der Gegner nicht mehr antritt. Es wird Zeit, die Anzahl der Mannschaften zu reduzieren. Das wäre mit drei Staffeln gegeben. Das Hauptproblem bleibt, dass sich immer mehr Vereine nicht mehr in der Lage sehen, den Aufwand für die Landesklasse zu stemmen. Sicher hängt das teilweise auch mit der Pandemie zusammen.

Wagner: In unserer Staffel sieht es diesmal etwas anders aus, denn meines Wissens steigen mindestens vier Teams ab. Aber ich sehe es wie Uwe, die Reform muss kommen und darüber sind sich eigentlich alle einig.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.