Sport
Merken

„Ich bin den richtigen Schritt gegangen“

Eric Ranninger steht mit dem SC Freital vor dem Oberligaaufstieg. Seinem Ex-Verein Pirna-Copitz drückt er im Kampf um den Klassenerhalt fest die Daumen.

 0 Min.
Teilen
Folgen
Gehört zu Freitals Leistungsträgern: Eric Ranninger (am Ball).
Gehört zu Freitals Leistungsträgern: Eric Ranninger (am Ball). © Archiv: Matthias Rietschel

Freital. Vor dieser Saison nahm der SC Freital, derzeit ungeschlagener Spitzenreiter der Fußball-Landesliga, Defensiv-Allrounder Eric Ranninger unter Vertrag. Der 29-Jährige kam vom VfL Pirna-Copitz, sammelte zuvor unter anderem Erfahrungen in der NOFV-Oberliga beim VFC Plauen und bei Einheit Kamenz.

Für den in München geborenen Ranninger, der bei Dynamo Dresden in der Kommunikationsabteilung arbeitet, würde mit dem Aufstieg ein Traum in Erfüllung gehen. Freital fehlt nur noch ein Punkt, nachdem das SFV-Sportgericht die ausgefallene Heimpartie gegen Markkleeberg mit 2:0 für den Sportclub gewertet hat. Am kommenden Sonnabend könnte bereits die Aufstiegsfeier über die Bühne gehen.

Herr Ranninger, Sie sprachen nach Ihrer Vertragsunterzeichnung 2021 von einem „sehr interessanten Projekt“, das beim SC Freital entsteht. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Interessant ist es noch immer. Drei Vereine einer Stadt bündeln ihre Kräfte, um etwas Großes zu schaffen – es ist schön mit anzusehen, wie der Verein wächst. Infrastrukturell und sportlich kann man die Fortschritte sehen, nicht nur in der Fußballabteilung. Die Volleyballerinnen sind beispielsweise auch Sachsenmeister geworden, um nur einen kleinen Blick über den Tellerrand „meiner“ Sportart zu werfen. Wir Fußballer stehen kurz, davor unser gestecktes Ziel zu erreichen. Teil davon zu sein freut mich sehr und zeigt mir: Ich bin den richtigen Schritt gegangen.

Wie wichtig ist es Ihnen, als Sachsenmeister und nicht als erster Nachrücker mit dem Sportclub aufzusteigen?

Wenn Du aufsteigst, dann willst Du der Beste sein und nicht die Nummer zwei oder drei und von einem „Geschenk“ profitieren. Geschenke gibt‘s zu Weihnachten, im Sport zählt Sieg oder Niederlage. So einfach ist das. Ich bin mit Kamenz 2017 „aus Versehen“ aufgestiegen. Wir spielten eine Super-Saison, hatten 16 Punkte Vorsprung auf den Tabellendritten. Dennoch waren wir eben nur knapp Zweiter hinter Eilenburg. Als wir dann auf Mallorca unseren Saisonabschluss feierten, erhielten wir die Nachricht, auch als Zweiter „hochzudürfen“. Klar war die Freude groß, aber es hatte eben diesen Makel, dass du aufsteigst, weil eine andere Mannschaft ihr Startrecht nicht wahrnehmen möchte oder kann. Der Mannschaft habe ich Ende der Wintervorbereitung gesagt, dass wir dieses unbefriedigende Gefühl in diesem Jahr eigenständig umgehen können und aus eigener Kraft als Sachsenmeister hochgehen können. Erst dann fühlt es sich in seiner Gesamtheit gut an – und darauf haben wir alle Bock.

Defensiv spielt Freital bereits jetzt in einer anderen Liga: Zwei Gegentore in 15 Spielen sind ein unglaublicher Wert. Leidet darunter etwas das Offensivspiel?

Man könnte sich der Phrase bedienen, dass die Offensive Spiele und die Defensive Meisterschaften gewinnt. Sollten wir Erster werden, scheinen wir bewiesen zu haben, dass da etwas dran ist. Dennoch muss man sagen, dass wir keinen „Atlético-Madrid-Fußball“ spielen. Hinten Bus vorm Tor und vorne hilft der liebe Gott, das ist nicht unser Spiel. Zu 90 Prozent haben wir die Begegnungen dominiert, gegen tief stehende Mannschaften agiert und diese oft frühzeitig im Kollektiv in ihren Angriffsbemühungen erstickt. So gut uns das in der Defensive gelungen ist, so viel Luft haben wir dann aber auch allesamt in den Offensivaktionen. Letzter Pass, letzte Entscheidung, Kaltschnäuzigkeit, Strafraumbesetzung – das geht alle an und daran gilt es zu arbeiten.

Sie haben in Plauen und Kamenz den Oberliga-Fußball kennengelernt. Was erwartet Freital in der 5. Liga?

Vereinfacht gesagt: stärkere Mannschaften. Die Defensivreihen werden etwas stabiler, die Mittelfeldreihen etwas spielstärker, die Offensivakteure etwas kaltschnäuziger. Es ist eben eine Liga höher. Versäumnisse und Fehler in allen Mannschaftsteilen werden konsequenter bestraft. Das Spiel wird schneller und die Zeit, Entscheidungen zu treffen, kürzer.

Könnte der Sportclub mit dem aktuellen Kader in der Oberliga bestehen?

Ich finde, dass uns das Spiel gegen Bischofswerda im Sachsenpokal (0:3/d. A.) ganz gut aufgezeigt hat, woran es uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt fehlt, um ein Oberligateam zu sein. Klar darf man die äußeren Umstände nicht außer Acht lassen: Wir mit einem Kaltstart nach vier Monaten Corona-Pause gegen einen Regionalliga-Absteiger, der im Rhythmus war. Aber dennoch waren sie an dem Tag über 90 Minuten in allen Mannschaftsteilen besser – auch wenn das Ergebnis vielleicht ein Tor zu hoch ausfällt. Um die Sinne zu schärfen, war das aber möglicherweise gar nicht mal so schlecht. So weiß jeder im Verein, was noch fehlt. Daran arbeiten wir alle gemeinsam, um zum Ligastart der neuen Saison gewappnet zu sein.

Gilt Ihr Vertrag auch für die 5. Liga?

Aktuell laufen die Gespräche für die kommende Saison. Die Signale sind auf beiden Seiten positiv. Final ist jedoch noch nichts.

Sie sind bei Chefcoach Knut Michael gesetzt, fehlten aber beim 0:0 in Lößnitz und spielten nur wenige Minuten beim 2:1 in Großenhain. Warum?

Die Pandemie hatte mich erwischt. Am Montag vor dem Lößnitz-Spiel kam der positive Test inklusive Symptomen. Den Wettlauf mit der Zeit, um beim Spitzenspiel die Woche darauf fit zu sein, konnte ich nur bedingt für mich entscheiden. Der Trainer ließ Vorsicht walten und hat mich nicht von Beginn an gebracht. Zehn Minuten habe ich dann am Ende noch bekommen, was in der Rückbetrachtung für meinen Körper auch genug war.

Mit Ihnen verließen im Vorjahr viele Leistungsträger den VfL Pirna-Copitz, der nun gegen den Abstieg kämpft. Schauen Sie noch nach den Ergebnissen Ihres Ex-Vereins?

Ich verfolge eigentlich die Ergebnisse von allen meinen Ex-Stationen. Ich bin froh, dass sich Pirna nach diesem großen Umbruch im Sommer etwas gefangen hat. Zuletzt wurden einige Punkte geholt, das freut mich wirklich. Der VfL ist ein Verein, der allein anhand seiner Bedingungen mindestens in die Landesliga gehört. Ich wünsche mir sehr, dass sie die Klasse halten.

Ende Juni beginnt die Sommerpause. Haben Sie schon Reisepläne?

Im Anschluss an das letzte Spiel gegen Pirna-Copitz fliegen wir als Mannschaft für zwei, drei Tage „zur Regeneration“ nach Palma. Danach bin ich ganz für meine Freundin und unser Neugeborenes da. Unsere kleine Prinzessin wird entscheiden, wie und wo es dann spontan hingeht.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.